Es sind geschlagene 3 Jahre her, dass Aram Chatschaturjans Musik zu Bolschoi-Legende Yuri Grigorovichs zündender Inszenierung am Münchner Nationaltheater Premiere feierte. Heute wie damals lockt das pathetische Handlungsballett um den Kampf der unterdrückten Sklaven und Gladiatoren gegen die römische Gewaltherrschaft die Kunsttanzbegeisterten an: Kein Platz war mehr frei, bis unter die Decke standen die Fans die mit 2 Pausen erträglichen 3 Spielstunden unter Karen Durgaryans umsichtiger, wenn auch noch immer zu wenig abgestuft im Gesamt- und nur gelegentlich differenziert im Einzelinstrumentalklang realisierter Leitung durch und sparten nicht mit Schlussbeifall.
Zu Choreographie, Inszenierung, Ausstattung und Einstudierung wurde alles Wesentliche bereits in der ausführlichen Kritik, erschienen am 26. Dezember 2016, geschrieben.
Damals holte sich Staatsballett-Direktor Igor Zelensky für seine Einstands-Premiere den „Bad Boy“ des weltweiten Balletts Sergej Polunin als römischen Machtprotz Crassus ans Haus. Es gelang, ihn auch für den – von der Kritik mit wenig Lorbeer versehenen – Gegenspieler Spartacus zu gewinnen. Polunin-Anhängern macht es Zelensky also schwer. Wer weiß, ob Polunin für die kommenden nächsten Termine (19. und 25. Januar) zu bekommen ist. Leider wird die Besetzung oft erst sehr kurz vor dem Abendtermin bekannt gegeben. Der Besetzungszettel enthält nicht einmal nähere Angaben zu den vier Protagonisten. N.B.: Das Gärtnerplatztheater brachte, wenn auch mit etwas Verzögerung, ein eigenes bebildertes Gratis-Heft mit Fotos und relativ ausführlichen Viten der festengagierten Solist(inn)en und der Gäste – das Ballett inklusive – heraus. Was hinterm Viktualienmarkt möglich ist, müsste an der Maximilianstraßen doch auch zu verwirklichen sein.
Der in Havanna ausgebildete Kubaner Yonah Acosta kam übers English National Ballet in die Zelensky-Crew und gehört ist seit 2 Jahren einer ihrer Ersten Solisten. Sein eher zartfühlender, jugendlich-naiver Spartacus überzeugte durch beherrschte Sprünge und geradezu leicht anmutende Hebungen seiner Phrygia (Laurretta Summerscales, die zu Recht großen Zuspruch für ihre zauberhafte Helden-Geliebte erhielt). Das zweite Paar – Prisca Zeisel (Aegina) und Emilio Pavan (Crassus) – intensivierte seine anspruchsvollen Partien mit konziser Gestik und rollendeckender Ausstrahlung. Der Australier Pavan ist kürzlich „Principal“ der Zelensky-Gruppe geworden. Seinem starken, sexy Römerführer, den er mit der ausgezeichneten, etwas Gift in ihren Liebreiz mischenden Prisca Zeisel tanzte, darf er für seine beiden Fix-Termine (s. o.) getrost noch eine Portion Widerwärtigkeit beifügen. Schließlich schickt er den alles auf eine Karte setzenden Spartacus kaltblütig ins Jenseits.