Geist und Leben aus naturwissenschaftlicher Sicht

Abstract
Physical and mental life is only possible by processing of information and this is done by a spirit. The origin and the development of different spirits defined this way, responsible for all kinds of physical and mental life in nature, are discussed based on recent results of natural sciences. They all work with different information, different languages and different information carriers and they all have different tasks and goals in their well defined areas of activity. The genetic spirit, responsible for the life of all somatic cells, processes genetic information. A primeval spirit, responsible for our sub-consciousness and consciousness, processes information exchanged between the cells. Our thinking spirit, responsible for our intellect, processes information written or spoken in our native language etc.

Einführung
Geist und Leben spielen in der Philosophie und in der Theologie eine zentrale Rolle. Wer ist das geistige Ich in uns? Wo kommt es her? Warum kann es ein von unserem Körper weitgehend unabhängiges Leben führen? Ist der menschliche Geist unsterblich?, lauten die Fragen, die schon seit Jahrtausenden die Menschheit bewegen. Schon vor Sokrates erkannten die Philosophen, dass der Geist des Menschen Ursprung, Mittel und Produkt denkender und schöpferischer Handlungen ist. Nach religiöser Tradition ist er von Gott geschaffen, von Gott beseelt und von Gott mit Verstand, Vernunft und Weisheit versehen. Seneca (1-65) formulierte es wie folgt: Die Vernunft ist nichts anderes als ein Teil des göttlichen Geistes, der in den menschlichen Körper hineingesetzt ist.
Nach Anselm von Canterbury (1033-1109) ist spiritus als Prinzip der Tätigkeit des Verstandes ausdrücklich der Gegenbegriff zu corpus. Hegel (1770-1831) unterscheidet zwischen subjektiven, objektiven und absoluten Geist. Sein Geistesbegriff wurde schließlich bis heute auf die Inhalte des Bewusstseins und des Denkvermögens der einzelnen Menschen verengt, also auf seine kognitive Leistungsfähigkeit, die durch seine Intelligenz, seinen Verstand und seine Vernunft definiert ist. Weder die Philosophie noch die Theologie waren in den letzten Jahrhunderten in der Lage, eine einheitliche Definition des Geistes zu formulieren, obwohl er fest in den Geisteswissenschaften verankert ist.In der Analytischen Philosophie der Gegenwart, in sprachphilosophischen und neopositivistischen Richtungen wird der Begriff Geist sogar als ein nicht eindeutig zu definierender Ausdruck verworfen. Auch innerhalb der philosophischen Anthropologie ist eine Tendenz feststellbar, diesen Begriff zu vermeiden, weil er mit zu vielen metaphysischen Bestimmungen und Gehalten behaftet sei.

In allen Bereichen des Lebens, privat und beruflich, in Landwirtschaft, Industrie, Technik, Logistik, Medizin, Kommunikation usw. lässt sich neuerdings mit den sich nahezu exponentiell entwickelnden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte fast alles verstehen und berechnen. Sie waren in der Lage, nicht nur unsere Welt sondern auch das Leben und Denken unserer Welt grundlegend zu verändern. Trifft dies auch auf unseren Geist und auf unser Leben zu, die eng miteinander verwoben sind? In einer Welt, in der die Naturwissenschaften unser Leben entscheidend prägen, fragen wir uns deshalb, was uns die neuen Zweige der Naturwissenschaften, die Genetik, die Medizin, die Kognitionswissenschaften, die Neurowissenschaften und die Kommunikationstechnik zum Thema Geist und Leben zu sagen haben. Können wir mit ihnen inzwischen diese philosophisch umstrittenen Begriffe naturwissenschaftlich beschreiben und verstehen? Dies soll in diesem Artikel geklärt werden.
Der Mensch ist ein körperliches Wesen, das wie alles andere auch von den Naturwissenschaften beschrieben werden kann. Der Physiker Erwin Schrödinger geht von der Absolutheit des Geistes aus. Er schreibt: … jedes bewusst denkende geistige Wesen, das sich als ‚Ich‘ bezeichnet oder empfindet– ist die Person, sofern es überhaupt eine gibt, welche die ‚Bewegung der Atome‘ in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen leitet[1]. Sein Kollege Roger Penrose hingegen schreibt: „Begriffe wie Geist und Psyche wären wenig nützlich, wenn der Geist keinen Einfluss auf den Körper hätte und auch von ihm nicht beeinflusst werden könnte[2]. Inzwischen beschäftigen sich mehrere Disziplinen innerhalb der Neurobiologie mit dem Zusammenhang von mentalen und physischen Prozessen[3]. Die Informatik beschäftigt sich mit der automatischen Verarbeitung von Informationen (oder zumindest physikalischen Symbolsystemen, denen man Information beimisst), wie sie von Computern geleistet wird, die seit Beginn ihrer Entwicklung zu Aktionen fähig waren, für die ein Mensch seinen Geist benötigt. Bei der Forschung zur künstlichen Intelligenz fragt man sich heute sogar, ob Computer ein eigenes Bewusstsein entwickeln können.
Geistiges und körperliches Leben sind eng miteinander verknüpft. Leben in seiner allgemeinsten Form ist in allen Fällen mit Umwandlung von Energie verknüpft, z.B. in Bewegung von Atomen, Molekülen und Körpern. Man spricht auch vom Leben und Sterben von Sonnen, vom Innenleben von Automaten, Robotern, Computern, Maschinen, Motoren usw. Da jede Bewegung eine Ursache hat, die wiederum durch etwas anderes verursacht wird, ist auch der Ausgangspunkt des körperlichen und geistigen Lebens, der Milliarden Jahre zurückliegt, im Wesentlichen durch zwei Dinge gegeben, deren Ursache letztendlich ungeklärt bleibt: Erstens durch die in unserem Universum gültigen Gesetzmäßigkeiten der Natur und zweitens durch die in ihr vorhandene Energie.
Lebewesen werden in der Biologie als organisiertegenetische Einheiten definiert, die zu Stoffwechsel, Fortpflanzung und Evolution fähig sind. Hauptmerkmal des biologischen Lebens ist eine stete Aktion, die mit der Verarbeitung der in der DNA gespeicherten Erbinformation verbunden ist. Informationsverarbeitung ist damit die grundlegende Tätigkeit, die in allen lebenden Zellen geleistet werden muss und die deshalb zur Definition des Lebens benutzt werden kann. Informationen sind etwas Geistiges, Abstrakt und Immaterielles, das sich nicht körperlich darstellen lässt[4]. Deshalb trennen wir auch unseren Körper begrifflich von unserem Geist. Der Mechanismus, der die Erbinformation sehr gezielt nach uralten Plänen in den Zellen umsetzt und mit ihnen in der Lage ist, aus einer befruchteten Eizelle einen funktionstüchtigen Menschen aufzubauen, leistet eine geistige Arbeit wie unser Geist, der die Informationen in unserem Kopf verarbeitet, wenn wir denken, träumen oder fantasieren. Unser Geist ist ein realer unsichtbarer Akteur in unserem Kopf, mit dem wir unseregeistige Arbeit mit unsichtbar abgespeicherten Informationen leisten. Er lässt uns nicht erkennen, wie er unsere Erinnerungen, unser Wissen und unsere Erfahrungen über unsere Sinnesorgane empfangen und in unserem Gehirn in den Neuronen als Informationen abgespeichert hat und wie er sie uns, je nach Bedarf, spontan zur Verfügung stellt und so verarbeitet, wie wir sie brauchen.
Analog zu unserem menschlichen Geist können wir jeden unsichtbaren Mechanismus oder Akteur, der Informationen verarbeitet, als Geist definieren[5]. Dieser auf diese Weise definierte Geist muss von dem Bewusstsein des Menschen unterschieden werden, mit dem er in der Literatur fälschlicherweise oft gleichgesetzt wird. Als Geist definieren wir damit den Akteur, der die geistige Arbeit leistet, wenn er Informationen verarbeitet. Die Akteure, die in Gehirnen, Körperzellen oder Computern Informationen verarbeiten, sind damit verschiedene Formen des Geistes. Also können wir den Geist, der in den Körperzellen genetische Informationen biochemisch verarbeitet, als genetischen Geist bezeichnen und den Geist, der in Computern Informationen elektronisch verarbeitet als Geist des Computers oder elektronischen Geist bezeichnen. Jeder auf diese Weise definierte Geist arbeitet mit Geistigem. Unseren persönlichen Geist kennen wir als unser geistiges Ich, mit dem wir denken und mit dem wir uns lautlos mit uns selbst unterhalten können. Er entwickelt sich genetisch vorprogrammiert in uns ohne eigenes bewusstes Zutun von selbst in unserem Gehirn. Auch wenn wir ihn nicht sehen und nicht spüren, ist er dennoch real, weil wir mit ihm denken, träumen, rechnen, planen und vieles mehr.
Ein Computer, dem wir Informationen in Form von Daten zuführen, die eine Bedeutung haben, erkennt der Computer als solche und liefert uns auch ein Ergebnis, das er durch interne Datenverarbeitung erzielt. Die Informationen, die wir mit unserer Sprache eingeben, muss er verstehen, damit er sie mit seiner eigenen elektrischen Sprache weiterverarbeiten und das Ergebnis in unserer Sprache wieder ausdrucken kann. Seine elektrische Signalsprache verstehen wir ebenso wenig wie die elektrische Signalsprache unseres Geistes, der unsere Daten, die als Erinnerungen, Erfahrungen und Wissen ebenfalls eine Bedeutung haben, in den Neuronen unseres Gehirns verarbeitet. Ein Computer ist ein technisches Gerät, dessen Geist von uns vorprogrammiert arbeitet. Im Gegensatz dazu entwickelt unser Körper genetisch vorprogrammiert in unserem Gehirn einen eigenen Geist, der die Informationen, die ihm unsere Sinnesorgane vermitteln, verarbeitet. Ein Computer leistet damit, obwohl er seine Informationen nicht eigenständig empfängt und seine Programme nicht selbst entwickelt, dennoch eine sehr ähnliche geistige Arbeit wie unser Geist in unserem Gehirn.
Da unser Geist nicht sichtbar und durch unsere Sinnesempfindungen nicht lokalisierbar ist, glauben auch heute noch viele Menschen, er sei göttlichen Ursprungs und käme aus einer anderen uns nicht zugänglichen Welt. Dank medizinischer und biophysikalischer Forschung wissen wir aber inzwischen bestens, was unser Geist ist, wie er arbeitet und was er alles kann[6]. Wie unser Körper u. a. in der Lage ist, sich zu bewegen, Nahrung aufzunehmen und in Energie umzuwandeln, so ist auch unser Geist in der Lage, gewisse geistige Aufgaben auszuführen. Mit unseren Sinnesorganen nimmt er Informationen aus seinem Umfeld auf, verarbeitet sie und speichert sie in unserem Gehirn ab und nutzt sie, so wie er sie braucht, völlig analog zu den Prozessen, mit denen die von uns vor etwa 50 Jahren erfundenen Computer Informationen (Daten und Programme usw.) verarbeiten und abspeichern können.
Wenn wir den Geist als den Akteur bezeichnet, der Informationen verarbeitet, dann sollten wir auch wissen, was Informationen sind und wie sie definiert werden. Da eine Information eine eigenständige und wichtige mentale Größe ist, wird sie neben Materie und Energie als dritte fundamentale Einheit geführt, ohne die unsere Welt und das Leben auf unserer Welt nicht beschrieben werden kann. Dieser Sachverhalt wird häufig wie folgt zitiert: Information is information, neither matter nor energy. Any materialism which disregards this, will not survive one day[7], Die zentrale Bedeutung der Information alsGrundlage aller technologischen und biologischen Systemen wurde erst in den letzten Jahrzehnten erkannt. Da Informationen in fast allen Lebensbereichen und Berufen durch die neuesten technologischen Errungenschaften der Kommunikations- und Informationstechnologie immer wichtiger wurden, wurden sie von G. Witt[8] in einer für alle wissenschaftlichen Disziplinen gültigen Form definiert. Nach ihm enthalten Informationen … an encoded, symbolically represented message conveying expected action and intended purpose. Da Absichten und Ziele mit der Botschaft verbunden sind, sind sie damit auch Ausdruck des Willens des Verursachers. Dies ist eine wichtige Aussage, die nicht jedem, der mit Informationen umgeht, bewusst ist.
Die Frage, ob ein Computer weiß, was er macht und ob er intelligent sein kann, wird von Experten der „starken künstlichen Intelligenz“ nach P.-P. Manzel[9] nicht mehr bezweifelt. Er schreibt:… Ein Computer, der als Zentralrechner ein Atomkraftwerk überwacht, simuliert diese Überwachung nicht, sondern er überwacht die Abläufe im Kraftwerk tatsächlich…. Schließlich müssten wir im Umkehrschluss nach der Computer-Theorie des Geistes annehmen, dass auch wir nicht wirklich denken, sondern das Denken im Kopf lediglich simulieren….Dass Rechenmaschinen intelligent sein können, steht nicht mehr zur Debatte. Wohlgemerkt: Wenn wir sagen, „der Mensch denkt, steuert oder überwacht“, dann meinen wir natürlich nicht seinen Körper, der dies tut, sondern seinen Geist. Dasselbe gilt für den Computer. Denken, steuern, rechnen, übersetzen und jede andere Art von geistiger Arbeit leitet immer nur ein Mechanismus, ein unsichtbarer Akteur, den wir als Geist bezeichnen und der im Gehirn, im Computer, in der lebenden Zelle usw. aktiv ist.
Da Informationen aus Daten mit ganz bestimmten Bedeutungen bestehen, die durch eine spezielle Sprache codiert sind und die nur von einem Geist verstanden werden können, der den Code kennt, d.h. der die spezielle Sprache versteht und deshalb auch weiß, was die Buchstaben, Zeichen oder Zahlen usw. bedeuten, können sie auch nur von einem Geist, der ihre Sprache versteht, gelesen, gespeichert und übertragen werden. Eine zweite ebenso wichtige Aussage ist: Informationen können niemals für sich allein existieren. Sie brauchen immer einen realen Träger, der sie enthält: Ein Buch, eine CD[10], ein Gehirn, eine DNA[11], eine elektromagnetische Welle (wie z.B. Radiowellen) usw.
Die DNA ist der molekulare Datenträger der Erbinformation in unseren Genen. Die auf dem Träger aufgeschriebene Information steht für den Geist zur Verfügung, solange der Träger nicht zerstört oder beschädigt wird. Wie die Information, die sich hinter der Schrift in einem Buch verbirgt, die wir nur dann verstehen, wenn sie in unserer Sprache geschrieben ist, so kann auch die genetische Schrift nur von einem Geist, der ihre Sprache versteht, genutzt werden. Erst dann lebt sie auf. Was in den Neuronen des Gehirns als Erinnerungen abgespeichert ist, wird während eines Menschenlebens nur gelegentlich nach Bedarf genutzt, so wie die Daten in einem Computer, die auch nur dann benutzt werden, wenn sie benötigt werden. Die Information geht beim Tod des Gehirns definitiv und unwiederbringlich verloren, da mit dem Tod der Neuronen der Datenträger mit seiner Schrift zerstört wird. Die Erinnerungen an unser Leben können nicht mit einem Geist, der religiös mit dem Begriff der Seele verbunden wird, unseren Körper verlassen, da alle Informationen aus naturwissenschaftlicher Sicht immer einen realen Informationsträger benötigen. Aus religiöser Sicht, die die Transzendenz einschließt, gelten andere Vorstellungen, die sich allerdingsnaturwissenschaftlich nicht begründen lassen, wie z.B. ein Wiederaufleben der Erinnerungen am Jüngsten Tag beim Jüngsten Gericht in den christlichen Religionen oder eine Seelenwanderung von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu anderen Lebewesen, wie in fernöstlichen Religionen geglaubt wird.

Unser denkender Geist
Er ist die uns am besten verständliche Form des Geistes, die sich evolutionär erst in uns Menschen in der äußersten Schale unseres Gehirns entwickeln konnte. Bei ihm handelt es sich nur um einen Teil unseres geistigen Ichs, der von uns allerdings als wichtigster Teil angesehen wird, mit dem wir ebenfalls nur einen Teil unseres körperlichen Ichs bewusst beeinflussen können. Das meiste in unserem Körper läuft, wie wir wissen, sowohl geistig als auch körperlich unterbewusst wie bei den Tieren ab. Wenn wir von unserem persönlichen Geist sprechen, den wir auch als unser geistiges Ich bezeichnen, dann beziehen wir uns auf alle bewussten und unterbewussten Teile des menschlichen Geistes, die unaufgefordert mit unserem denkenden Geist zusammenarbeiten und eine Einheit bilden. Dieses geistige Ich ist untrennbar mit unserem Körper verbunden und bestimmt durch seine Erfahrungen und sein Wissen mehr als unser Körper und unser Aussehen unsere Individualität und unsere Persönlichkeit. Da es sich gemeinsam mit unserem körperlichen Ich entwickelt hat, kann es nur mit den Informationen arbeiten, die es gemeinsam mit ihm erfahren und in unserem Gedächtnis abgespeichert hat.
Unseren denkenden Geist lernen wir als den Teil unseres Geistes kennen, der uns ihn selbst und seine Arbeit bewusst macht. Mit ihm arbeiten wir je nach Bedarf mit Bildern, Tönen, Zahlen, Zeichen usw., die uns unser Gedächtnis spontan zur Verfügung stellt. Unser Verstand entfaltet sich erst mit der sprachlichen Verarbeitung unserer Sinnesinformationen, die mit den Wörtern unserer Sprache gewissen Dingen, Personen, Aktivitäten, Eigenschaften usw. eine Bedeutung zuordnen, mit der wir auch geistig umgehen können. Die Sprache spielt deshalb neben den Bildern für den denkenden Geist die wichtigste Rolle, denn erst mit ihr lernen wir, uns zu artikulieren, zu argumentieren und uns im Stillen mit uns selbst zu unterhalten. Nur mit ihr lernen wir unseren denkenden Geist bewusst als unser persönliches denkendes Ich in unserem Inneren kennen. Wenn wir denken, dann erkennen wir Zusammenhänge und ziehen daraus unsere Schlussfolgerungen, die für unsere Entscheidungen wichtig sind. Dabei nutzen wir unseren analytischen Verstand, der umso mehr leisten kann, je mehr wir gelernt haben.
Wir denken, indem wir in unserem Kopf ein klärendes Gespräch mit uns selbst führen. Dabei konzentrieren wir uns auf unser Problem, indem wir unsere Sinnesorgane weitgehend abschalten. Ungeübte schließen die Augen und halten sich die Ohren zu. Dann sprechen wir mit uns selbst alle Aspekte des Problems durch und überlegen uns alle Argumente und Gegenargumente, ohne dass uns jemand dabei belauschen könnte. Dabei entwickeln wir Bilder in unserem Kopf, vergleichen Erinnerungen, konstruieren und rechnen im Kopf ohne ein Papier zu benutzen. Wir stellen uns so lange Fragen und geben uns so lange Antworten bis wir schließlich erfolgreich sind und ein Ergebnis haben. In Bild und Ton können wir träumen, fantasieren, in Erinnerungen schwelgen usw. In Gedanken können wir, scheinbar losgelöst von unserem Körper, ein Eigenleben führen.
Die Summe der Fähigkeiten unseres denkenden Geistes bezeichnen wir als unseren Verstand. Mit unserem Verstand sind wir in der Lage, etwas zu verstehen. Mit ihm können wir Zusammenhänge in einem Gewirr von Informationen und komplexen Sachverhalten erkennen und Probleme lösen. Er ist umso intelligenter, je mehr kausale Zusammenhänge er erkennen kann. Je besser wir verstehen, was um uns herum geschieht, desto intelligenter sind wir – desto größer ist unsere geistige Leistungsfähigkeit und umso besser können wir auch unser geistiges und körperliches Leben gestalten. Wenn wir einem Menschen Verstand bescheinigen, dann bescheinigen wir ihm einen fähigen, logisch denkenden Geist, mit dem er sein Wissen auch verstehen und umsetzen kann. Wenn wir denken, dann lassen wir unseren Verstand mit unserem angesammelten Wissen und unseren Erfahrungen arbeiten. Wenn wir denken, dann sagen wir unserem Geist, was er machen soll, woran er sich erinnern soll oder was er rechnen soll. Mit unserer Sprache formulieren wir unsere Gedanken und teilen uns selbst mit, was wir denken wollen. Ein unterbewusster Geist ist dabei unser Dolmetscher für die anderen Bereiche unseres Gehirns, die uns in ihrer eigenen Sprache zuarbeiten und uns beim Denken beispielsweise mit abgespeicherten Erinnerungen versorgen.
Wenn wir denken, dann suchen wir in unserem Gedächtnis nach Dingen, die uns im Zusammenhang mit unserer Problemstellung bereits geläufig sind. »Wie war das in einem ähnlichen Fall? Was war für dieses oder jenes verantwortlich?«, fragen wir uns dann und versuchen uns aus der jeweiligen Situation heraus die Zusammenhänge klar zu machen. Wenn wir konzentriert nachdenken und dabei in Zusammenhängen denken, also assoziieren, fällt uns immer mehr ein. Wir erweitern auf diese Weise unser Bewusstsein, indem wir unseren unterbewussten Geist, der automatisch abgespeicherte Informationen aktiviert, immer stärker einbinden. Es wird uns beim konzentrierten Denken immer mehr bewusst, was unterbewusst, also latent vorhanden ist, und was wir dabei nutzen können.
Wenn wir denken, dann arbeitet unser denkender Geist mit allem, was er hat. Er arbeitet mit allen Bereichen und allen Fähigkeiten unseres Gehirns zusammen und koordiniert alles, was geschieht, mit seiner Muttersprache, als ob allen Bereichen bzw. allen Fähigkeiten des Gehirns ein eigener sprechender Geist zugeschrieben werden könnte, z.B. ein rechnender, ein planender, ein formulierender Geist usw., die er einzeln befragen kann und an die er Aufgaben verteilen kann, wie es der Chef in einer Firma mit seinen Mitarbeitern macht.Auf diese Weisebewertet unser Geist alles, was auf uns einströmt und was wir wissen wollen und greift dabei auf das zurück, was er in der Vergangenheit verarbeitet und abgespeichert hat. Ganz von selbst bilden sich Assoziationen, mit denen Bilder, Geräusche, Gerüche usw. verglichen werden.
Das Denken in unserem Kopf läuft meist vollautomatisch ab, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Ein Gedanke wird angestoßen und schon liefert unser Geist die Antwort. Wenn wir täglich beruflich oder privat viel denken müssen, wenn wir also geistig gut trainiert sind, dann läuft auch in unserem Gehirn das meiste von selbst ab. Unser unterbewusster Geist erbarmt sich unser und nimmt uns die Arbeit nach uralten eingespielten Mustern ab. Es funktioniert wie das Training von Bewegungsabläufen. Wenn wir etwas trainiert haben, dann läuft es, ohne viel zu denken, wie von selbst ab. Unser Unterbewusstsein ist mit Informationen voll gestopft, die unser Handeln bestimmen und auf uns einwirken, ohne dass wir etwas davon merken. So wie unsere Erinnerungen, die auf Erlebnissen beruhen, der Reihe nach in unserem Gehirn unterbewusst abgespeichert werden, so kommen sie auch wieder hervor, gelegentlich unterbewusst und unerwartet oder erst nach gründlichem Nachdenken. Meist bestimmen sie unsere Handlungen bereits, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Die meisten Entscheidungen, trifft man aus Zeitmangel oder weil sie nicht so wichtig sind, aus dem Bauch, wie man gerne sagt. Man lässt das Unterbewusstsein ohne unser Zutun entscheiden. Wir verlassen uns dann auf unser Gefühl und nicht auf unseren Verstand. Nur wenn es wichtige Entscheidungen sind, dann denken wir in der Regel gründlich darüber nach.

Die Entwicklung unseres denkenden Geistes
Unser denkender Geist arbeitet in unserem zentralen Nervensystem, das wir als unser Gehirn bezeichnen. Es ist schalenförmig aufgebaut[12].
Der Hirnstamm ist der innerste und entwicklungsgeschichtlich älteste Teil des Gehirns, der in Menschen und Tieren dieselben Urfunktionen erfüllt. Er besteht aus demverlängerten Rückenmark, der Brücke und dem Mittelhirn. Er entstand in dieser Form mit den Reptilien und Schlangen. Der Geist, der in ihm Informationen verarbeitet, arbeitet in allen Lebewesen seit Urzeiten genetisch vorprogrammiert nach den gleichen Grundprinzipien. Deshalb bezeichnen wir ihn auch als unseren Urgeist. Er kontrolliert die Überlebensfunktionen, z.B. das Essen und Trinken. Ferner reguliert er unterbewusste Funktionen wie die Stabilisierung der Körpertemperatur und des Blutkreislaufs über die Frequenz des Herzschlags, die Atmung, den Stoffwechsel usw. Dabei empfängt er ununterbrochen Informationen aus den Sinnesorganen und versendet alle notwendigen Befehle an die Muskulatur, wenn wir uns bewegen wollen.
Das Zwischenhirn, auch Limbisches System genannt, umgibt das Mittelhirn. Es entstand erst mit den Säugetieren, zu denen auch der Mensch zählt. In ihm arbeitet derselbe Urgeist wie im Hirnstamm, mit dem er gemeinsam und unterbewusst unsere Sinneseindrücke verarbeitet und unsere Emotionen steuert. Er kontrolliert unsere Gefühle wie Freude, Schmerz, Trauer und Angst. In ihm werden die Botschaften der Sinne übermittelt und Empfindungen entwickelt, das Erinnern ermöglicht und instinktive Verhaltensweisen kontrolliert, beispielsweise wie wir uns ernähren oder bei Gefahr verhalten.
Die Großhirnrinde stellt die äußere Schale dar. Sie ist entwicklungsgeschichtlich der jüngste Teil unseres Gehirns. Teile dieser Schale sind auch bei unseren nächsten tierischen Verwandten, den Hominiden, erkennbar. In ihrer vollständig entwickelten Form existiert sie allerdings erst, seit es Menschen gibt, also seit etwa zwei Millionen Jahren. Vom Homo erectus bis zum Homo sapiens hat sie sich nur noch etwas in ihrer Größe und Form verändert. Weil allen anderen Säugetieren die Großhirnrinde fehlt, können sie geistig entsprechend weniger als wir. In der Großhirnrinde arbeitet unser analytischer Verstand, unser denkender Geist, der kluge und vernünftige Teil unseres Geistes, der uns bewusst ist und der unsere Gefühle und Emotionen an der langen Leine führt. Er lässt uns die für unser Leben rationalen und nützlichen Verhaltensweisen erkennen und lässt uns verstehen, dass uns zu viel Schokolade oder zu viel Alkohol krank macht und dass Arznei zwar schlecht schmeckt, aber uns dafür gesund macht. Wenn wir von unserem geistigen Ich sprechen, dann meinen wir damit vor allem unseren denkenden Geist, auf den wir allein bewussten Zugriff haben und der uns bewusst handeln lässt. Ihm arbeitet der Urgeist der inneren Bereiche zu, die mit ihm eine Einheit bildet.
Die drei Teilbereiche des menschlichen Gehirns verstehen und verständigen sich alle in derselben elektrischen Signalsprache des Urgeistes. Der äußere Bereich empfängt Signale von den inneren Bereichen und umgekehrt. Doch jeder Teil ist für sich autonom, d.h., jeder besitzt seine eigenen Programme, mit dem er seine Aufgaben, für die er zuständig ist, erfüllen kann. Das Gehirn ist demnach hierarchisch aufgebaut. Ein Teil des Gehirns beherrscht den anderen. Tiefer gelegene urtümliche Regionen arbeiten mit entwicklungsgeschichtlich jüngeren zusammen und umgekehrt. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist eine bewusste Wahrnehmung und Nutzung von Sinneseindrücken in der Hirnrinde, die zuvor in der Zwischenschicht verarbeitet wurden. Ähnliches geschieht bei unserer Denkfähigkeit und unserer Fähigkeit, trainierte Prozesse automatisch ablaufen zu lassen.
Unser denkender Geist hat sich mit unserer Sprache in der Hirnrinde vor mehr als zehn Millionen Jahren aus dem Urgeist entwickelt, der im Zwischenhirn als unser bewusster Geist arbeitet und uns mit unseren Sinnesorganen unsere Umwelt und uns selbst bewusst macht. Dieser hat sich wiederum aus dem Urgeist entwickelt, der von Anfang an, seit es Lebewesen mit Sinnesorganen gibt, unterbewusst mit seiner elektrischen Signalsprache arbeitet. Letzterer hatte wiederum einen noch viel älteren Vorläufer, der vor Milliarden Jahren genetisch vorprogrammiert in den ersten Vielzellern die Kommunikation, d.h. den Austausch von Informationen zwischen den Körperzellen sicherstellte.

Der Urgeist unseres Gehirns
Von diesem Geist, der seit vielen Millionen Jahren in allen Tieren und Menschen gleichermaßen aktiv ist, merken wir absolut nichts. Wir nehmen ihn als selbstverständlich hin. Ohne ihn wären wir allerdings nicht lebensfähig, denn er steuert nahezu alles in unserem Körper. So wie unser denkender Geist das steuert, was wir denken wollen, so steuert auch der Urgeist das, was die Organe unseres Körpers machen sollen. Glücklicherweise müssen wir nichts denken, um zu hören und zu sehen, zu atmen oder das Herz schlagen zu lassen. Wir müssen auch nichts denken, um die Muskulatur beim Gehen zu steuern oder um die aufgenommene Nahrung in unserem Körper zu verarbeiten. Auch Reflexe werden, falls erforderlich, automatisch von ihm ausgelöst. Bei ihm handelt es sich deshalb um einen Verstand, auf den wir keinen bewussten Einfluss haben und der deshalb auch als reaktiven Verstand bezeichnet wird. Er lässt die Verhaltensweisen, die wir mit den Säugetieren gemeinsam haben, absolut vollautomatisch und fehlerfrei wie bei einer vorprogrammierten Maschine ablaufen. Da wir nahezu dieselben inneren Organe und dieselben Sinnesorgane wie die meisten Säugetiere haben, müssen die beiden inneren Teile unseres Gehirns auch sehr ähnliche Aufgaben erfüllen und auf sehr ähnliche Art und Weise funktionieren.
Von dem Urgeist unseres Gehirns geht alles aus. Was wir hören und sehen sind akustische und optische Signale, die Informationen enthalten, die wir über unsere Sinneswahrnehmungen empfangen undverarbeiten. Die verschiedenen Prozessedes Empfangs der Information, ihrer Umwandlung in elektrische Signale, ihrer Weiterleitung entlang der Nervenbahnen an das Gehirn und ihrer geistigen Verarbeitung erfolgen vollautomatisch ohne unser bewusstes Zutun. Was dabei in unseren Sinnesorganen, unseren Nerven und in unserem Kopf geschieht, können wir weder sehen, hören noch fühlen, obwohl es ebenfalls real ist, deshalb nennen wir es geistig. Es läuft in einer elektrischen Signalsprache ab, die nur unser Urgeist versteht. Da Leben durch Informationsverarbeitung definiert werden kann, führt der Urgeist in unserem Körper, weitgehend unabhängig von uns, ein eigenes Leben. Er erwacht genetisch vorprogrammiert zu seinem Leben, sobald sich die Eizelle geteilt hat und zum optimalen Zusammenwirken aller Zellen bereits im Frühstadium des Embryos die Kommunikation zwischen den Zellen erforderlich wird. Mit dem Ausbau der Sinnesorgane spezialisiert sich der Urgeist auf die verschiedensten Aktivitäten, die ebenfalls genetisch vorprogrammiert eingefädelt werden und erreicht in uns seine aktuelle Endstufe, wenn er in der Gehirnrinde den denkenden Geist entwickelt hat. Ohne zu wissen, wie er funktioniert, haben wir mit ihm alle unsere körperlichen und geistigen Aktionen vollständig unter unserer Kontrolle. Mit ihm entscheiden wir, was wir bewusst denken und tun wollen sowie was wir lassen wollen. Mit ihm entscheiden wir, ob wir körperlich oder aber auch geistig hart arbeiten wollen oder ob wir faulenzen wollen.
Bei allen Menschen und Tieren sorgt also ein und derselbe Urgeist des Gehirns über die Verarbeitung der Sinneseindrücke dafür, dass wir ein gewisses Bewusstsein von unserer Umgebung und von uns selbst erlangen. Mit ihm entwickelt sich nach und nach ein mehr oder weniger gut ausgeprägter bewusster Geist, der auch die Tiere sehr schnell erkennen lässt, was ihnen gut tut und der sie dann nicht nur reagieren, sondern auch bewusst agieren lässt. Das Denken mit unserer Sprache verschaffte uns schließlich eine Vorrangstellung in der Tierwelt. Mit dieser Fähigkeit unterscheiden wir uns eindeutig von allen anderen Lebewesen, die nur in Bildern denken können. Nur wir können ein Bewusstsein von unserem eigenen Geist entwickeln und ein scheinbar von unserem Körper unabhängiges geistiges Leben führen.
Bei der Kommunikation zwischen den einzelnen Hirnbereichen werden Ionen über die Nervenstränge geleitet. Während wir diese Zeilen lesen, reisen Milliarden von elektrischen Signalen mit einer Geschwindigkeit von 130 Metern in der Sekunde über die Nerven in das Gehirn und werden dort verarbeitet. Die Signale von unseren Augen brauchen auf ihrer Strecke bis zu dem Sehzentrum etwa eine Millisekunde und werden dort noch schneller verarbeitet. Deshalb können wir auch schneller lesen als sprechen und den Sinn ganzer Sätze verstehen. Wenn wir konzentriert lesen, dann benötigt unser ganzes denkendes Ich unsere Aufmerksamkeit und möchte nicht durch andere Aktivitäten gestört werden. Aus diesem Grund können wir froh darüber sein, dass der Urgeist unseres Gehirns den Riesenaufwand der geistigen Regel- und Steueraktionen ohne unser Zutun allein und unabhängig erledigt.
Das Grundprinzipder Verarbeitung der Signalsprache des Urgeistes ist seit ewigen Zeiten immer dasselbe geblieben und in allen Lebewesen identisch. Es hat sich so wenig geändert wie die genetische Sprache und ihre Schrift, die sich ebenfalls ebenso wenig geändert hat wie die Naturgesetze, nach denen die zugehörigen Geister arbeiten.Nur die Informationen und die Programme, mit denen sie Informationen verarbeiten, haben sich in der Vergangenheit evolutionär weiterentwickelt und haben zahlenmäßig enorm zugenommen. Da die Arbeit aller Geister, die Informationen verarbeiten, streng nach den unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Physik, Chemie und Informatik erfolgt, arbeiten sie auch unveränderlich nach denselben Grundprinzipienund unterliegen keiner evolutionären Entwicklung. Ihre Leistungsfähigkeit, d.h. die Intelligenz der Geister, verbessert sich allein durch die im Laufe der Zeit angehäuften Daten und Programme.
Unser denkender Geist, versteht nur die menschliche Sprache. Ohne dass wir etwas davon merken, übersetzt der Urgeist unseres Gehirns die Sprache, mit der wir denken, in seine elektrische Signalsprache und führt mit ihr alle erforderlichen Aktionen, die während des Denkens notwendig sind, aus. Dabei liefert er beispielsweise unserem denkenden Geist laufend die Worte, mit denen wir denken und mit denen wir uns mit unseren Mitmenschen unterhalten. In Milliarden von Neuronen, das sind die Nervenzellen des Gehirns, verarbeitet er die aus den Sinnesorganen ankommenden Signale und leitet sie an bestimmte Bereiche des Gehirns weiter, in denen er sie als Informationen abspeichert und, wenn nötig, weiterverarbeitet. Mit ihm können wir nach Bedarf nachdenken, Ideen generieren, Sätze formulieren oder bestimmte Handlungen veranlassen. Damit die elektrischen Signale schnell weitergereicht werden können, sind die Neuronen dicht gepackt und miteinander vernetzt.
Weil unser Gehirn Informationen verarbeitet, kann es mit einem technischen Computer verglichen werden. In nur einem Kubikmillimeter unseres Gehirns befinden sich 40.000 Neuronen. Jede dieser Nervenzellen ist mit 4.000 bis 10.000 anderen Neuronen verbunden. Von ihnen können sie mit einer Schnelligkeit wie in technischen Computern Signale empfangen und darauf reagieren. Die Gesamtzahl der Nervenzellen im Gehirn wird auf etwa 100 Milliarden geschätzt. Besser als mit Zahlen kann man sich klarmachen, wie schnell unser Gehirn arbeitet, wenn man bedenkt, was wir mit einem schnellen Blick erhaschen können. Ein Bild sehen, bedeutet nicht nur ein riesiges Informationspaket zu erhalten, sondern es auch automatisch zu verarbeiten und im Gedächtnis abzuspeichern. Es ist ein blitzschneller Prozess, bei dem die lichtempfindlichen Zäpfchen und Stäbchen auf der Netzhaut des Auges die Signale erzeugen, die vom Sehnerv sofort an das Sehzentrum weitergeleitet und im Großhirn von Millionen von Neuronen weiterverarbeitet und abgespeichert werden.
Da die Arbeitsweise und die Funktion der Sinnesorgane aller Tiere dieselben sind, sind auch die Grundprinzipien der Informationsverarbeitung in den Gehirnen aller Menschen und Tiere dieselben. Alles ist nur eine Frage der Evolution, der Perfektionierung und des weiteren Ausbaus der Fähigkeiten. Mit den körperlichen Veränderungen während des Verlaufs der Evolution wurde auch das Gehirn unserer vormenschlichen Vorfahren durch das Sprachzentrum ergänzt und weiter vergrößert. Dies änderte die Leistungsfähigkeit, aber absolut nichts an den Grundprinzipien der Informationsverarbeitung. Auch in einem Computer ändert sich nichts an den Grundprinzipien seiner Informationsverarbeitung, wenn wir seine Leistungsfähigkeit durch mehr Speicherplätze und mehr Programme erhöhen.
Der Urgeist, der in unserem Gehirn arbeitet, hat sich zusammen mit den Nervenzellen und Neuronen evolutionär aus primitiven Anfängen entwickelt.Sobald ein Lebewesen aus mehr als einer Zelle besteht, benötigt es zur Abstimmungder Aktionender einzelnen Zellen einen Geist, der die Kommunikation zwischen den Zellen sicherstellt. Dieser Geist ist der Vorläufer des Urgeistes, der in unserem Gehirn aktiv ist. Sein Arbeitsprinzip ist genetisch verankert, d.h., der genetische Geist entwickelt bereits bei der ersten Zellteilung der Eizelle diesen Vorläufer des Urgeistes, der sich erst später mit der Ausbildung spezialisierter Nervenzellen und der Ausbildung des Gehirns zu dem Urgeist unseres Gehirns weiter entwickelt.
Zur Kommunikation zwischen den Zellen sind mehrere Dinge erforderlich: das Aussenden, das Empfangen und die Verarbeitung, d.h. das Verstehen und Umsetzen der ausgetauschten Informationen.Vielzeller und damit alle höher entwickelten Lebewesen benötigen einen Geist, der Informationen verarbeitet, die über Signale vermittelt werden. Eine Kommunikation zwischen den Zellen ist deshalb erforderlich, da die Zellen, die gemeinsam ein Lebewesen bilden, auf einzelne, ganz bestimmte Aufgaben spezialisiert sind. Je höher ein Lebewesen entwickelt ist, desto vielfältiger ist die Aufgabenverteilung der unterschiedlich spezialisierten Zellen. Wie wir wissen, enthält unser Körper unzählige Varianten dieser Zellen: Nervenzellen, Hautzellen, Muskelzellen, Blutkörperchen usw. Die embryonalen Stammzellen, die aus dem befruchteten Ei durch etwa vier Zellteilungen entstehen, können sich genetisch programmiert zu jeder Art der Körperzellen weiterentwickeln. Speziell die Nervenzellen haben sich evolutionär auf die Kommunikation spezialisiert und führen alle Informationen in allen Lebewesen, die Sinnesorgane und ein Gehirn entwickelt haben, an zentraler Stelle zusammen, von der aus auch alle erforderlichen Reaktionen gesteuert werden.

Der genetische Geist
Der Geist, der die genetischen Informationen verarbeitet, die auf der DNA in den Zellen eines Lebewesens gespeichert sind, nennen wir den genetischen Geist. Er ist uralt. Auf ein und dieselbe Art und Weise wie er auch schon in der ersten Zelle aktiv war, die wir Urzelle nennen, ist er auch heute noch in jeder unseren Körperzellen aktiv und arbeitet in ihnen nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Das einzige, was sich geändert hat, sind die Informationen, die sich auf unserer DNA seit über drei Milliarden Jahren angehäuft haben. Sie haben stetig zugenommen, ähnlich wie die Anzahl der Informationen, die der Urgeist in unserem Gehirn im Laufe unseres begrenzten Menschenlebens abspeichert. Mit immer mehr Informationen wurde auch unser genetischer Geist immer leistungsfähiger, also immer intelligenter und war schließlich in der Lage die vielfältigsten Lebewesen der heutigen Natur und sogar denkende Menschen zu erschaffen. Mit ihm steckt ein Geist in uns, der ohne Unterbrechung seit Generationen über die Jahrmilliarden hinweg lebte und ein ungeheures in sich vollkommenes Wissen entwickeln konnte, das komplexes Leben ermöglicht und das er unermüdlich in den Zellen der Lebewesen nutzt und verarbeitet. Das Wissen in unseren Gehirnen, das wir uns ein Leben lang erarbeiten und das mit unserem Tod ausgelöscht wird, ist im Vergleich zu dem genetischen Wissen in unseren Körperzellen, das seit Milliarden Jahren besteht, nur ein winzig kleiner Bruchteil.
Die gesamte belebte Natur ist, wie wir heute wissen, aus einer einzigen Zelle, der Urzelle entstanden und hat sich nach mehr als drei Milliarden Jahren zu dem entwickelt, was sie heute ist. Zu Beginn war sie ein einziges Wesen. Die Vielzahl der Wesen, die sie im Lauf der Jahrmillionen durch einfache Zellteilung hervorgebracht hat, könnte man als ihre Kinder betrachten, die sich mit den Mechanismen der Evolution den unterschiedlichen Lebensverhältnissen angepasst haben. Die einen stellen die Nahrungsgrundlage für die anderen dar. Mit der Erschließung pflanzlichen Lebens wurde die Grundlage für tierisches Leben geschaffen, so dass die Evolution, ausgehend von neuen Umfeld-Gegebenheiten, zielgerichtet neue Wesen schaffen konnte. So programmiert sich die Natur evolutionär sogar ihr eigenes Umfeld. Aus den Mechanismen der Evolution wird verständlich, dass die einzelnen Wesen der Natur und der Mensch körperliche und geistige Überlegenheit anstreben. Diese natürliche Zielorientierung ist in jedem einzelnen Lebewesen in der genetischen Information als Hauptwesenszug der Natur verankert.
So wie unser denkender Geist die Informationen verarbeitet, die in unserem Gehirn gespeichert sind und mit ihnen unseren Verstand entwickelt, so verarbeitet auch der uralte genetischer Geist die Erbinformationen, die in den Genen enthalten sind und entwickelt mit ihnen einen genetischen Verstand, mit dem er das Leben der Zelle und ihre Vervielfältigung steuert. Er entspringt den Naturgesetzen, die für die ungewöhnlichen Eigenschaften der DNA und die Mechanismen der Zellteilung verantwortlich sind. In ihnen steckt letztendlich das Wunder des Lebens, das wir immer noch nicht verstehen. Es ist immer ein und derselbe genetische Geist, der millionenfach in den Körperzellen jedes einzelnen Lebewesens, vom Einzeller über Pflanzen, Insekten, Fische, Vögel, Reptilien und Säugetiere, steckt. Er ist der Geist, der alles Leben auf diesem Planeten auf der Basis der naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten immer wieder neu entstehen lässt und die genetischen Informationen mit biochemischen Mechanismen umsetzt und mit ihnen immer komplexere lebende Organismen aufbaut.
So wie die Erbinformation von Generation zu Generation erhalten bleibt, so bleibt auch der genetische Geist bei jeder Zellteilung erhalten. Er sorgt mit der Erbinformation dafür, dass die Körperzellen der einzelnen Lebewesen perfekt entstehen und ihre Aufgaben richtig erfüllen. Seit es die Urzelle gibt, nutzt der genetische Geist sein ununterbrochenes nahezu ewiges Leben dazu, laufend weitere Informationen zu sammeln, die durch die Mechanismen der Selektion und Mutation über die Jahrtausende hinweg immer weiter verbessert werden. So wie unser denkender Geist ein Menschenleben lang Wissen ansammelt, so häuft auch der genetische Geist in einem nahezu ewigen Lernprozess über Jahrmilliarden hinweg Wissen an, über das sich bis heute als Zwischenergebnis die Menschheit entwickelt hat. Wir Menschen sind der beste Beweis der genetischen Intelligenz, die für unsere Zeitvorstellungen seit ewigen Zeiten das Wissen in unserer Erbinformation angehäuft hat, das uns heute als Menschen entstehen lässt.
Alle Lebewesen, die im Laufe der Jahrmillionen auf natürliche Art und Weise entstanden sind, haben sich im Laufe der Jahrtausende nur geringfügig verändert. Bei drei Milliarden Einzelinformationen auf der DNA ist das im Schnitt nur eine einzige Information pro Jahr! Das wird am Beispiel der Menschheit besonders klar, die sich vom Homo sapiens bis heute kaum verändert hat. Leichte Modifikationen der Erbinformation des Erbguts sind dennoch immer erwünscht und notwendig, damit sich Pflanzen, Menschen und Tiere an geänderte Umweltbedingungen und an geänderte Anforderungen anpassen können. Dies verbessert ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten und führt zu immer höher entwickelten Lebewesen.
Der genetische Geist, der mit den Informationen arbeitet, die er auf der DNA abgespeichert hat und damit das Leben der einzelnen Zellen steuert, ist damit für das gesamte Leben der Natur verantwortlich. Die DNA-Daten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, enthalten nicht nur das Programm der biochemischen Aktionen innerhalb der einzelnen Zellen, sondern auch das der biophysikalischen Kommunikation innerhalb und zwischen den Zellen, mit dem auch der Vorläufer des Urgeistes in Vielzellern entstanden ist. Alle Prozesse innerhalb und zwischen den Zellen unterliegen, wie alles auf dieser Welt, den Naturgesetzen der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und der Informationsverarbeitung, die wir inzwischen über die Genetik immer besser verstehen. Der Ursprung des genetischen Geistes ist damit der Geist, der mit unsichtbaren Kräften die Naturgesetze umsetzt.
Alle Ereignisse auf dieser Welt sind auf diese unsichtbare Kräfte zurückzuführen.Die wichtigsten davon sind die Kernkräfte, die die Protonen und Neutronen in den Atomkernen zusammenhalten und die elektrischen Kräfte, die die negativ geladenen Elektronen an ihre positiven Atomkerne binden und die u. a. auch für die verschiedenen Eigenschaften der Atome verantwortlich sind. Im makroskopischen Bereich sind es die Gravitationskräfte, die für die Erdanziehung verantwortlich sind und die die Planeten auf ihren Bahnen um die Sonnen halten usw. Alle Kräfte, die in der Natur wirken, wirken aufgrund eines Informationsaustauschs mit sogenannten Austauschteilchen (z.B. Gravitonen) zwischen beispielsweise Erde und Mond. Diese Kommunikation zwischen Erde und Mond sorgt dafür, dass abhängig vom Abstand und der Massen die richtigen Anziehungskräfte wirken. Ähnlich wirken die Kräfte zwischen Ladungen und die Kräfte zwischen Protonen und Neutronen. Alle Ereignisse, die in unserem Universum ablaufen, sind deshalb durch Naturgesetze beschreibbar, deren Kräfte auf Basis der Informationsverarbeitung alles in geordneter Bewegung halten. Der Geist, der diese unsichtbaren Kräfte in unserem Universum entsprechend den Naturgesetzen steuert und damit ihre Information umsetzt, ist unvergänglich, allgegenwärtig, ständig aktiv und mächtiger als alles, was man sich vorstellen kann. Aus ihm ist letztendlich das Leben und mit ihm auch der Mensch und Intelligenz auf diesem Planeten entstanden. Er besitzt damit alle Eigenschaften, die wir einem Gott zuschreiben.

Geist und Leben
Informationsverarbeitung ist die Basis allen Lebens. Ohne Informationsverarbeitung und ohne die Geister, die diese Arbeit leisten, gibt es kein Leben! Dies gilt sowohl für das körperliche Leben in Mikroorganismen, Pilzen, Bakterien, Viren etc. sowie in Pflanzen und Tieren als auch für das geistige Leben, das wir als Menschen führen. Da die Informationsverarbeitung eine geistige Arbeit ist, die von einem Geist geleistet werden muss, sind in allen Formen des Lebens Geister aktiv. Leben kann also durch Informationsverarbeitung definiert werden.
Wir wissen, dass der Geist, der in unserem Gehirn aktiv ist, wie unser Körper etwas völlig Natürliches und Reales ist, auch wenn der Begriff des Geistes vieldeutig ist und aus historischen Gründen etwas Geisterhaftes und Übersinnliches beinhaltet. Es ist nichts Besonderes oder gar Übersinnliches daran, wenn wir sagen, die geistige Arbeit in unserem Gehirn leistet unser Geist – oder wenn wir sagen, die geistige Arbeit in den Zellen der Lebewesen leistet der genetische Geist – oder wenn wir sagen die geistige Arbeit in einem Computer leistet ein technischer oder elektronischer Geist. In allen Fällen handelt es sich um eine Arbeit, die geleistet werden muss, damit ein Ergebnis erzielt wird. Sie soll primär sicherstellen, dass eine Zelle leben kann und sekundär, dass sie sich auch teilen kann. Dies bedeutet letztendlich, dass der genetische Geist sein Leben mit seiner eigenen Arbeit ohne Unterbrechung erhalten, verbessern und vervielfältigen kann.
Wie jede Arbeit so benötigt auch geistige Arbeit Energie bzw. Nahrung. Der Geist, der in einem Computer arbeitet, benötigt dazu elektrische Energie. Der genetische Geist, der in organischen Zellen der Pflanzen und Tiere arbeitet, benötigt zum Leben Energie in Form von Nahrung, die chemisch gesehen mit Sauerstoff „verbrannt“ wird. Nur der Geist, der in Pflanzen arbeitet, kann mit Hilfe der Photosynthese die Energie der Sonne nutzen, um anorganische Nahrung zum Aufbau seiner Zellen zu verwenden.Er nutzt dabei andere Prinzipien als der genetische Geist der tierischen Lebewesen. Aber in allen Fällen wird die genetische Information bei allen Lebewesen nach denselben Grundprinzipien auf einer DNA gespeichert, bei der Zellteilung vervielfältigt und an nachfolgende Generationen weitergegeben.
Der Ursprung aller Geister, die Informationen verarbeiten, ist der Geist, der mit unsichtbaren Kräften die Naturgesetze umsetzt. Aus ihm entstand in der Urzelle der genetische Geist, der wiederum der Ursprung aller anderen Geister ist, die sich im Lauf der Evolution aus ihm in Vielzellern, Pflanzen, Tieren und Menschen entwickelt haben. Für alle Geister, die für das Leben in der Natur verantwortlich sind gilt: (1)Die Mechanismen, nach denen sie funktionieren und die Informationen umsetzen, sind unterschiedlich, aber sie basieren alle auf den Gesetzmäßigkeiten der Natur. (2) Die Informationsträger, mit denen Informationen ausgetauscht und gespeichert werden, sind in allen Fällen unterschiedlich und bekannt. (3) Die Information kann jedoch nur von den zuständigen Geistern, die ihre Sprache beherrschen, verstanden und verarbeitet werden.(4) Jede Information hat einen Urheber, der für sie verantwortlich ist und der mit seiner Botschaft etwas erreichen will.
Materie und Energie enthält in ihren verschiedenen Formen (Materiewellen, elektromagnetische Wellen, Gravitationswellen…) Informationen, die ein Geist, den wir den Geist des Universums oder den Geist Gottes nennen können, umsetzt. Der genetische Geist setzt die Informationen, die er mit molekularer Schriftauf der DNA gespeichert hat, um. Der Urgeist setzt die Informationen, die er in Form von ionischen Signalen erhält, um. Der denkende Geist setzt die Informationen, die ihm der Urgeist zur Verfügung stellt, in seiner Muttersprache um.Entsprechend unterschiedlich sind auch die Art und die Sprache der Information sowie die Arbeitsweisen und Ziele der verschiedenen Geister.
Der genetische Geist arbeitet im Wesentlichen biochemisch, da seine Aufgabe darin besteht, Leben zu erhalten und zu vervielfältigen. Die molekulare Schrift auf der DNA können wir mit unseren technischen Möglichkeiten zwar sehen, aber nur der genetische Geist kann sie lesen, verstehen und umsetzen. Seine primäre Aufgabe ist es, mit ihr Leben zu erhalten und immer mehr Lebewesen aufzubauen. Und dies kann nur er. Ohne ihn könnte keine Zelle leben. Seine sekundäre Aufgabe hat sich evolutionär im Lauf der Zeit entwickelt, nachdem er gelernt hatte, Vielzeller und komplexe Lebewesen entstehen zu lassen. Sie besteht in der Verwaltung und Verbesserungihre Konstruktionspläne sowie ihrer Programme, nach denen sie funktionieren.In den ersten Jahrmillionen der Evolution waren nur wenig Informationen über das Leben in der DNA abgespeichert, sie wurden aber immer zahlreicher und stellen heute im Menschen ein unglaublich dickes Dokument unserer Vergangenheit dar, das bis in die Urzeit zurückreicht. Es enthält etwa drei Milliarden Schriftzeichen – eine Zahl, die in etwa mit der Zahl der Jahre der Evolution übereinstimmt und die etwa 3.000 dicken Büchern mit jeweils 1.000 Seiten und 1.000 Schriftzeichen pro Seite entspricht.
Der Urgeist entwickelte sich aus den in der DNA genetisch abgespeicherten Programmen, die zunächst nur für die Abstimmung der Aufgaben innerhalb einer Zelle sorgten. Aus ihnen entwickelte der genetische Geist evolutionär auch die Programme, die für die Kommunikation zwischen den Zellen in Vielzellern notwendig wurden. Man könnte sagen, die Anpassung an die Erfordernisse der natürlichen Gegebenheiten, machte den genetischen Geist lernfähig und ließ ihn schließlich auch die Information abspeichern, die zunächst den Vorläufer des Urgeistes in Vielzellern entstehen und sinnvoll arbeiten ließ, aus dem sich später in den Gehirnen von Mensch und Tier der Urgeist entwickelte. Er sorgt dafür, dass das Lebewesen richtig funktioniert, damit sich seine Organe richtig entwickeln und damit sie auch gemeinsam richtig funktionieren. Mit der evolutionären Entwicklung der Sinnesorgane und der Neuronen in den Gehirnen der Tiere lernte er Informationen abzuspeichern und nach Bedarf wieder abzurufen.
Unser mit der Sprache denkender Geist hat sich mit unserem Sprechvermögen aus dem Urgeist unseres Gehirns evolutionär entwickelt. Seine primäre Aufgabe war der Austausch von Informationen durch Kommunikation, der den ersten Menschen zusätzlich zu ihren persönlichen Erfahrungen die Erfahrungen der Menschen erschloss, mit denen sie sich persönlich unterhielten. Inzwischen haben Bücher und elektronische Medien vor allem in den letzten Jahrzehnten die Welt in Bezug auf Information und Kommunikation total verändert. Mit ihnen hat unser denkender Geist seine eigenen Medien zur Informationsspeicherungentwickelt, die in der Lage sind, das gesamte Wissen der Menschheit dauerhaft abzuspeichern. Im Gegensatz dazu und zu unserem genetischen Geist hat unser denkender Geist ein klar begrenztes Leben, da er erst in der Kindheit entsteht und mit dem Tod ausgelöscht wird.
Da unser denkender Geist sich nur an das erinnern kann, was er in seinem begrenzten Leben selbst erlebt hat und in seinem Gehirn als Erinnerung abgespeichert hat, kann ein Mensch, der als nahezu perfekte Kopie seiner Vorfahren wiedergeboren wird, sich natürlich nicht an früheren Erlebnisse in früheren Körpern erinnern, da diese nicht in seinem aktuellen Gehirn abgespeichert sind. Erinnerungen werden nicht genetisch abgespeichert, deshalb gibt es auch keine vererbten Erinnerungen, die wir in Analogie zu den Erbkrankheiten als Erberinnerungen bezeichnen könnten.

Zusammenfassung
– Leben basiert auf Informationen. In allen Lebewesen werden Informationen verarbeitet und diese geistige Arbeit wird von einem Geist geleistet. Eine Zelle lebt nur, solange die genetische Information auf der DNA verarbeitet wird. Ein Gehirn lebt nur, solange die Information auf den Neuronen verarbeitet wird. Körper und Geist aller Lebewesen bilden eine untrennbare Einheit. Deshalb sind die Begriffe Geist und Leben eng verknüpft. Sie werden gemeinsam eindeutig durch Informationsverarbeitung definiert.
– Seit Milliarden Jahren verarbeitet ein genetischer Geist ununterbrochen die Informationen, die er selbst auf seinem molekularen Datenspeicher, der DNA, abgespeichert hat. Er ist für das Leben der einzelnen Zellen aller Lebewesen verantwortlich. Er entstand in der Urzelle. In allen Verzweigungen des Lebens lebt er seit Milliarden Jahren, da er sich durch Zellteilung immer wieder erneuert und vervielfältigt. Er nutzt die DNA um ständig neues Wissen auf ihr abzuspeichern. Er hat seinen Ursprung in dem Geist, der mit unsichtbaren Kräften die Informationen, die wir mit den Naturgesetzen beschreiben können, umsetzt. Aus ihm hat sich der Urgeist unseres Gehirns und zuletzt unser denkender Geist entwickelt.
– Eine Information ist etwas Geistiges, das in verschiedenen Sprachen auf verschiedenen Informationsträgern aufgeschrieben, übertragen und verarbeitet werden kann. Es handelt sich dabei in Computern und in Gehirnen um für uns nicht sichtbare Muster, die intern elektrisch übertragen und verarbeitet werden. Nur ein Geist, der die Sprache der Information versteht, kann sie auch lesen und verarbeiten. Er allein kennt die Bedeutung der Daten, Zeichen Symbole … Er allein versteht die Botschaft des Verursachers und kann entsprechend agieren. Wie jede andere Form von Arbeit erfordert auch geistige Arbeit Energie.
– In allen Menschen und Tieren arbeitet ein und derselbe Urgeist, der mit den Sinneswahrnehmungen einen dem jeweiligen Körper zugehörigen bewussten Geist entwickelt und die körperlichen Aktivitäten beherrscht. Er verarbeitet die Signale, die ausgehend von unseren Sinnesorganen über unsere Nervenleitungen unser Gehirn erreichen und speichert sie in unserem Gedächtnis ab, ohne dass wir davon etwas merken. Von ihm unterscheidet sich nur unser denkender Geist, dem er zuarbeitet und der mit unserer Muttersprache arbeitet.
– Unser Gehirn besteht aus drei verkoppelten Biocomputern, die entsprechend ihrer Entwicklungsstufe schalenförmig aufgebaut sind. Innerhalb der drei Haupteinheiten existieren eng vernetzte Untergruppierungen mit einer klaren Aufgabenverteilung. In ihnen arbeitet ein und derselbe Urgeist, der zuerst unser Unterbewusstsein, dann unser Bewusstsein und zuletzt unseren Verstand erzeugt.
– Da es bei den Mechanismen der Informationsverarbeitung, die der Urgeist in den verschiedenen Lebewesen leistet, keine nachweisbaren Unterschiede gibt, sind sie erst recht nicht bei den einzelnen Menschen zu erwarten. So wie der Körper bei allen Menschen gleich funktioniert, so funktioniert auch der Geist bei allen Menschen gleich. Unterschiede in ihren Leistungsfähigkeiten ergeben sich nur durch unterschiedliches körperliches und geistiges Training.
– Der Geist, der in den Gehirnen der Menschen arbeitet, ist umso leistungsfähiger je mehr Programme und je mehr logisch verknüpfte Daten in seinem Gehirn abgespeichert sind. Dies ist direkt vergleichbar mit Computern, die alle auf die gleiche Weise arbeiten und deren Leistungsfähigkeit allein von ihrer Speicherkapazität und ihren Programmen abhängt.
– Das Leben der Zellen unseres Körpers wurde seit Milliarden Jahren niemals ununterbrochen. In ihnen arbeitet seit der Urzelle ein und derselbe genetische Geist mit den sich im Laufe der Evolution verändernden Daten der Erbinformation. Alle unsere Zellen waren immer ein Teil der Vorgängerzellen, aus denen sie, vom genetischen Geist gesteuert, laufend durch Zellteilung entstanden sind.

[1] Erwin Schrödinger: Was ist Leben? Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet. Einführung von Ernst Peter Fischer, München, Piper, 1987, Epilog: Über Determinismus und Willensfreiheit.
[2]Roger Penrose: Schatten des Geistes, Spektrum Akademischer Verlag, 1995, Kapitel4.1: Der Geist und die Naturgesetze.
[3] Gerhard Roth: Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen. 6.Auflage Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001.

[4] Werner Gitt: In the Beginning was Information, CLV Bielefeld,1997.
[5] Hans Sixl: Göttliches aus naturwissenschaftlicher Sicht. Wagner Verlag, 2010 und Tabula rasa 64 (6) 2011, 71 (1) 2012.
[6] Antonio R. Damasio: Ich fühle also bin ich. List Verlag, 2000.
[7] Norbert Wiener: Cybernetics, or Control and Communication in the Animal and the Machine. Hermann et Cie, The Technology Press, Paris, 1948.
[8] Werner Gitt: Scientific Laws of Information and their Implications-Part 1. Journal of Creation 23 (2) 2009
[9] Peter-Paul Manzel: Das Evangelium der Naturwissenschaften. Books on Demand ISBN 3-8311-2165-6, Seite 222
[10] Eine CD, Compact Disk, ist ein optischer Datenträger.
[11] Die DNA DesoxyriboNucleid Acid ist ein makromolekularer Datenträger
[12] Paul D. MacLean: Triune Conception of the Brain and Behaviour. University of Toronto Press 1974 und The Triune Brain in Evolution: Role in Paleocerebral Functions. Springer (US) Verlag 1990.

Über Hans Sixl 52 Artikel
Dr. Hans Laurenz Sixl, Jahrgang 1941, arbeitete als Professor für Physik an den Universitäten Stuttgart und Frankfurt und als Visiting Professor in Durham (UK) und Tokyo (J). Von 1986 bis 2001 war er Forschungsdirektor in der Chemischen Industrie und Vorstandsmitglied der deutschen Physikalischen Gesellschaft. Seine Arbeitsgebiete waren Spektroskopie und Materialforschung. Er hat die Molekularen Elektronik in Deutschland begründet und lehrte an der Universität Frankfurt.

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