Gedanken zu Europa: Demokratie ist ineffizient, Klima ist unbeständig

Wie sieht das Ende einer Epoche aus? Veränderungen gehen langsam voran, so dass man sich daran gewöhnt, sie nicht zu bemerken. Stellen Sie sich vor, dass nach der nächsten Bundestagwahl der Bundestag mit genügender Mehrheit beschließen würde, keine freien Wahlen mehr zuzulassen. Der Normalbürger würde in den nächsten vier Jahren nichts davon spüren!
Manchmal endet eine Epoche mit einem Paukenschlag, den man Revolution nennt. Unvermutet weht eine fremde Fahne über das Parlament der Hauptstadt und über das Rathausdach der Kleinstadt. Revolutionen sind selten geworden. So selten, dass Politiker und Journalisten sie herbeireden.
Sie fragen sich, welche Epoche denn zu Ende geht: die Epoche der wirtschaftlichen, finanziellen, militärischen, politischen, moralischen und demokratischer Vorherrschaft Europas. Das Ende der wirtschaftlichen und finanziellen Stärke Europas lesen wir in jeder Zeitung. Das Ende der militärischen Vormacht haben alle europäischen Nationen mit Ausnahme Russlands und Frankreichs verinnerlicht. Dass sich niemand innerhalb und außerhalb Europas findet, der unsere Politik versteht und unsere Moral gutheißt, wissen wir. Das Ende der Demokratie, wie Schulbücher sie erklären, ist in allen europäischen Staaten östlich der EU und in Ungarn in ungebremstem Gange und klopft in Deutschland an der Tür.
Das Ende einer Epoche hat keinen Stichtag. Entscheidende Ereignisse ereignen sich zu verschiedenen Zeiten, vermengen sich zu einer unüberwindlichen Barriere.
Welches sind die entscheidenden Ereignisse? Klimawandel und Demokratieabbau.

Beginnen wir mit dem augenscheinlichen, dem Klimawandel.

Der gebildete Leser weiß, dass nichts unbeständiger, nichts weniger vorhersehbar als das Wetter ist. Klima ist die Gesamtheit der Wetterzustände, folglich ändert sich das Klima ständig. Klimawandel gab es bereits vor dem Menschen und wird es nach dem Abgang des Menschen geben. Der frühe Mensch glaubte, dass die Götter das Wetter bestimmten. Er opferte den Göttern, damit sie das Wetter für ihn angenehm gestalteten, um zu überleben. Der heutige säkulare Mensch glaubt nicht an Gott, er hält sich für Gott, fühlt sich für das Weltklima verantwortlich. Warum die christlichen Kirchen an vorderster Front der antitheistischen Bewegung marschieren, ist ein Mysterium.
Die Europäer, voran die Deutschen, beschäftigen sich aus diesem Grunde mit der Schuldfrage, warum es für den Menschen unangenehm wärmer wird. Diese Beschäftigung bindet derart viel Energie, dass nichts übrig bleibt, um das Problem zu lösen. Die Schuld am der globalen Klimaerwärmung trägt der Mensch, präzise das von ihm in die Luft freigesetzte CO2. Genauso gut könnten die Juden schuld sein.
Der blinde Aktionismus, um Schuld zu sühnen, verdammt jegliche nicht biologische Energie. Atomreaktoren werden in Deutschland heruntergefahren, Kohlekraftwerke bekämpft. Die daraus kommende Energieknappheit kann noch mit Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken aus dem nahen Ausland aufgefangen werden, zumindest solange die Nachbarstaaten über Atom- und Kohlekraftwerke verfügen und die Deutschen das nötige Geld bereitstellen. Höhere Energiepreise sind die Folge, die jeder am eigenen Leib spürt. Die höheren Energiepreise verteuern Produkte, die an Attraktivität verlieren. Am Ende der Kette steht Arbeitslosigkeit.
Klimaveränderungen bewirken Brüche der menschlichen Geschichte. Die Sinnflut am Schwarzen Meer ermöglichte Hochkulturen im Vorderen Orient. Der Untergang der Insel Santorin führte zum Exodus aus Ägypten und zu den Zehn Geboten. Klima bedingte Hungersnöte ließen Völker wandern, die das Ende des west-, dann des oströmischen Reiches einleiteten.
Der politischen Veränderungen durch Klimawandel versperrten den Europäern den Zugang über das östliche Mittelmeer nach dem reichen Indien und mündete in die „Entdeckung“ der Neuen Welt.
Hungrige Mägen wälzen heute Nordafrika um. Die Umwälzungen werden „Arabischer Frühling“ genannt. Deshalb versteht kein Europäer, warum die von der Tyrannei befreiten Nordafrikaner in der winzige Insel Lampedusa ihr Heil suchen.
Da die Europäer allzu sehr mit den Ursachen der menschlichen Klimaerwärmung beschäftigt sind, empfinden sie die Hungerflüchtlinge als nutzlos und überlassen sie gerne auf hoher See ihrem Schicksal, wo kein Journalist darüber weiß und schreibt.

Wenden wir uns dem Demokratieabbau zu.

Sie können sich erinnern, dass das slowakische Parlament sich gegen die Milliardengeschenke an Griechenland entscheiden wollte? Irgendwie hat sich das slowakische Parlament umentschieden und strebt nun seiner Auflösung entgegen.
Vor wenigen Tagen versuchte die Bundesregierung ein Notparlament aufzustellen, welches, wenn Eile geboten, das gewählte Parlament ersetzt. Noch haben Richter, die an die Verfassung glauben, das undemokratische Verhalten gestoppt. Doch auch Verfassungsrichter sind anpassungsfähig.
Die Griechische Tragödie mit komödienhaften Zügen lässt erahnen, welchen Druck die wohlhabenden Europäer auf den griechischen Ministerpräsidenten Papandreou ausgeübt haben, um ihn von einer demokratischen Aktion abzubringen, der Befragung des δῆμος.
Eingesetzte und außerordentlich gut bezahlte europäische Beamte, die nicht dem eigenen Gewissen verpflichtet sind, setzen Gesetze der vom Souverän gewählten Parlamente außer Kraft. Das Volk, welches bisher die Parlamente bestimmte, wird nutzlos. Das EU-Land Ungarn hat die Vorreiterrolle übernommen. Der Aufschrei der europäischen Demokraten ist unüberhörbar nicht hörbar.
Die herrschenden Kleptokraten Griechenlands haben ihr Volk ausgesaugt. Nun werden die einfachen Griechen zahlen. Mit einem schmerzhaften Einschnitt ihrer Renten. Da auch deutsche Rentenversicherer ihr Geld in Griechenland verspielt haben, sollen deutsche Rentner ebenfalls büßen.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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