Daß Garagengold als Geldanlage längst in Banker-Kreisen diskutiert wird, ließe die vorsichtige Vermutung zu, daß Oldtimersammler irgendwann zum Opfer einer Art „dot-com“ Blase werden könnten. Die Versteigerung eines Ferrari 250GTO jüngst in Amerika für US$ 52 Millionen, würde irgendwie zu dieser These passen. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Im Gegensatz zu hochgehebelten, virtuellen Finanzprodukten, ist das Angebot an begehrten Klassiker aus den 50er, 60er und 70er Jahren tatsächlich reell, begrenzt, und wird durch den einen oder anderen Unfall bzw. durch Rostattacken sogar noch weiter schrumpfen. Unweit der Werkstore von Edelmarken der deutschen Automobilindustrie zeigte sich die RetroClassic Messe 2019 in Stuttgart als feierliche Handelsbörse für deutsche und internationale Sammler historischer Fahrzeuge. Dabei haben oft Gutachten und Oldtimerlisten-Preise, so scheint es, wenig Einfluss auf die Preisschilder in den Fensterscheiben der ausgestellten Schönheiten zu haben. Für den Laien kaum erkennbare Unterschiede lassen die Preise für etwa ein -und denselben Modelltyp gelegentlich zwischen €35.000 und €110.000 schwanken. Was für Briefmarkensammler Eigenschaften wie Fehldrucke oder besondere Stempelzeichen sind, bedeuten für Autosammler wohl berühmte Vorbesitzer oder lückenlose Wartungshefte. Jedoch gibt es sie noch, die sogenannten Schnäppchen. Nur nicht immer da, wo man sie vermuten würde. Die kleine, millionenfach produzierte 60er Jahre Blechkugel aus Turin mit eingebauter Gartenstuhlromantik kostet inzwischen oftmals mehr als ein seltenes und luxuriöses Bertone Coupe aus schwedischer Manufaktur. Ebenso erstaunlich sind die Preise für den weltweit verbreiteten VW Käfer aus den 60er und 70er Jahren, der seinerzeit mit seiner millionenfachen Herstellung warb. Wer sich auf den nie enden wollenden Höhenflug der stets in sehr
kleinen Stückzahlen produzierten Sportwagen aus Modena begeben möchte, der hatte noch Chancen auf der RetroClassic einige der seltenen Bertone Ferraries für knapp unter €100.000 zu ergattern. Immerhin hatte kein Geringerer als Elvis Presley Gefallen an dem 308 GT4 gefunden. Der einzige von Marcello Gandini entworfene GT4 Ferrari scheint noch unterm Radarschirm von geldpotenten Sammlern der italienischen Edelschmiede zu sein, die sonst so großzügig hohe sechsstellige Beträge für eines der um einiges häufiger gebauten Modelle, bekannt aus beliebten TV Serien, der 70er und 80er Jahren ausgeben. Ähnliche Abweichungen gibt es im Universum der Porsche Klassiker. Unzählige Variationen des 911ers genießen seit Jahren kometenhafte Preissteigerungen, während der einst als Luxussportwagen der Oberklasse angepriesene 928er für Preise angeboten wird, die unter dem des untermotorisierten kleinen Bruder des 911er, Porsche 912 liegen.
Um wirklich der Beliebigkeit der Preise auf Oldtimermessen zu entgegnen, muß man wohl, in alter Manier, einfach ein vernünftiges Angebot aussprechen. Und wichtiger noch, nur das kaufen, was man auch gerne mal aus der Garage fährt.