eSports werden immer beliebter – und lassen sich von „verstrickter“ Lage nicht unterkriegen

Team von professionellen Esport Spieler spielen in wettbewerbsfähige Mmorpg / Strategiespiel auf einer Cyber-Games-Turnier. Sie sprechen miteinander über Mikrophone. Arena sieht Cool aus mit Neonröhren– Stockbild Rechte: xperty.de

Bei der Frage, ob eSports denn nun wirklich ein Sport sei, scheiden sich die Geister. Die einen argumentieren dafür, da unter anderem auch Schach gewissermaßen als Sport anerkannt wird. Die anderen argumentieren dagegen, weil sie im Zocken keine nennenswerte körperliche Betätigung sehen und für sie nur diese Definition für Sport gilt. Wieder dritte fragen sich, was diese Haarspalterei überhaupt soll, angesichts der Tatsache, dass der eSport-Bereich gerade zu einer der beeindruckendsten Entertainment-Industrien heranwächst. Und es stimmt: Das Spielen von Computerspielen vor Publikum erfreut sich mittlerweile sagenhafter Beliebtheit. Dem kann auch der fiese Kommentar des hessischen Sportministers Peter Beuth nichts anhaben. Dieser Artikel klärt auf.

„eSport ist wie Stricken“

Seit einiger Zeit kämpfen nun eSports darum, in die  Olympischen Spiele aufgenommen zu werden – bisher ohne Erfolg. Auch der Deutsche Olympische Sportbund nutzt praktisch jede sich bietende Gelegenheit, um sich gegen eine Aufnahme auszusprechen. So gelang Peter Beuth zum Neujahrsempfang des Bundes ein Ausspruch, der durch die Medien geisterte. eSport sei ihm zufolge wie Stricken oder Blockflöte spielen; und diese Beispiele sind nicht etwa zufällig gewählt. Zum einen sollen sie darlegen, wie unsportlich die Tätigkeit des Zockens wirklich ist. Zum anderen handelt es sich dabei um notorisch uncoole Hobbies, was auch professionellem Gaming etwas von seinem Glamour rauben soll. Dabei übersieht er leider, dass Fans hin und weg sind von den digitalen Wettkämpfen. Und auch bekannte Sportwettenanbieter lassen Fans nach Anmeldung auf eSports-Wettkämpfe setzen. Beuths Ansicht nach ist der einzige Unterschied zum Stricken hier wohl, dass am Ende kein schöner, warmer Schal dabei herauskommt – doch er irrt.

Eine Gefahr für Sportwerte

Beuth bettet seine Argumente allerdings auch auf einen moralischen Hintergrund. Denn traditionelle Sportarten hätten neben der körperlichen Ertüchtigung auch noch die Funktion, Werte in der Gesellschaft zu stärken – unter anderem Fair Play. Bei eSports vermisse er diese Komponente; wohl auch deshalb spricht er sich so deutlich dagegen aus, dass eSports ähnliche staatliche Fördermittel erhalten wie anerkannte Sportarten. eSports-Supporter hätten hier sicherlich ein Wörtchen dagegenzuhalten, denn selbstverständlich kann auch in der digitalen Arena nach Werten des Fair Play gehandelt werden, und in den eSports-Teams wird Kameradschaft nicht minder gut ausgebildet. Noch verschließt der DOSB aber seine Augen vor den guten Seiten des professionellen Gamings.

Kultur auch in Deutschland nach wie vor stark

Der DOSB stärkt der deutschen Gaming-Szene also nicht den Rücken. Das ist schade, aber beileibe kein Beinbruch: Denn viele talentierte Profi-Gamer kommen aus hiesigen Landen und auch auf internationaler Ebene konnte Deutschland sich als relevant im Bereich eSports positionieren – etwa indem das erste „Dota 2 The International“-Turnier in Köln abgehalten wurde und Berlin regelmäßiger Schauplatz für das European League of Legends Championship ist. eSport hat also offensichtlich keine Probleme, sich in Deutschland zu etablieren.

Wenn es um die Olympischen Spiele geht, ist sehr unwahrscheinlich, dass Deutschland zum Pionier wird und eSports den Weg ebnet. Das kann man eher von Nationen wie Südkorea erwarten, in denen eSportler bereits regelmäßig zu Megastars avancieren und die Industrie noch mehr boomt. Macht aber jemand anders den ersten Schritt, kann man durchaus hoffen, dass Deutschland nachzieht – und eSports den unliebsamen Vergleich mit dem Stricken wieder aberkennt.

Tag: esports, Olympische Spiele, DOSB, Championship, eSport

Über Autor kein 3265 Artikel
Hier finden Sie viele Texte, die unsere Redaktion für Sie ausgewählt hat. Manche Autoren genießen die Freiheit, ohne Nennung ihres eigenen Namens Debatten anzustoßen.