„vbw reduziert Wachstumsprognose von 2,5 auf maximal 2,2 Prozent“

Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e.V. (vbw) Alfred Gaffal Foto: Stefan Groß

Wachstum lässt nach – Vorsicht ist geboten
Gaffal: „vbw reduziert Wachstumsprognose von 2,5 auf maximal 2,2 Prozent“

 „Die konjunkturelle Lage in Bayern ist weiterhin gut, aber die Abkühlung hat begonnen. Das Wirtschaftswachstum wird sich weiter verlangsamen. Wir reduzieren unsere Wachstumsprognose 2018 für Bayern von 2,5 Prozent auf maximal 2,2 Prozent“, erklärt Alfred Gaffal, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., mit Verweis auf den aktuellen vbw Index 02/2018, der heute in München vorgestellt wurde.Vorsicht ist geboten, weil es erhebliche Unsicherheiten und Risiken gibt: einerseits im weltweiten Handel, andererseits durch strukturelle Veränderungen und negative wirtschaftspolitische Weichenstellungen im Inland“, so Gaffal.

Der vbw Index der Bayerischen Wirtschaft ist gegenüber Frühjahr gesunken: Der Gesamt-Index liegt aktuell bei 135 Punkten und damit zehn Punkte niedriger als vor einem halben Jahr – das ist der erste Rückgang seit mehr als vier Jahren. Die Lage-Indizes sind weiterhin auf einem sehr ordentlichen Niveau und nur leicht zurückgegangen: Der Lage-Index Wachstum sank von 161 auf 157 Punkte, der Lage-Index Beschäftigung ging ebenfalls um vier auf 139 Punkte zurück. Die Prognose-Indizes sind deutlicher gefallen: Der Prognose-Index Wachstum sank um 13 auf 124 Punkte, der Prognose-Index Beschäftigung ging um 16 auf 121 Punkte zurück.

In praktisch allen Bereichen war die konjunkturelle Entwicklung im dritten Quartal schlechter als im ersten Halbjahr. Die Industrieproduktion in Bayern lag in der ersten Jahreshälfte um 2,2 Prozent über dem Vorjahresniveau, im dritten Quartal ist sie um 0,4 Prozent zurückgegangen. „Ein Großteil dieses Rückgangs geht auf das Konto der Automobilindustrie. Aber auch in der chemischen Industrie und der Elektroindustrie ist die Produktion gesunken. In der Industrie ohne Automobil ergibt sich im dritten Quartal ein Produktionsplus von 1,8 Prozent, damit fällt der Anstieg nur halb so hoch aus wie im ersten Halbjahr“, erklärt Gaffal.

Die Automobilindustrie steht in Bayern für 30 Prozent der industriellen Wertschöpfung, für mehr als 200.000 Arbeitsplätze in der Branche selbst und für die gleiche Anzahl von Jobs in Handwerk, Dienstleistung und anderen Industriebranchen. Zudem ist sie für fast 30 Prozent der bayerischen Exporte verantwortlich. „Man kann zu Recht sagen: Wenn die Auto-Industrie hustet, ist Bayern krank! Und das Husten ist nicht zu überhören: Die Produktion im dritten Quartal lag hier um sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau“, so Gaffal.

Die Gründe für den Rückgang sieht die vbw unter anderem im überhastet eingeführten WLTP-Prüfverfahren zur Bestimmung von Abgasemissionen und Verbrauch bei Pkw: Vielfach reichte der Vorlauf nicht aus, um die Fahrzeuge entsprechend anzupassen und auszuliefern. „Noch nachhaltiger belastet die unsägliche und völlig aus dem Ruder gelaufene Diesel-Debatte unsere wichtigste Industrie“, so Gaffal. Fehler müssen aus Sicht des vbw Präsidenten aufgearbeitet werden, allerdings darf nicht eine ganze Branche unabhängig von Fehlverhalten pauschal abgestraft werden, die zudem viel bei der Reduzierung des Schadstoffausstoßes erreicht hat. „Die Debatte um Fahrverbote ist völlig irrational. Die Grenzwerte sind mehr als fragwürdig – sowohl was deren Höhe anbelangt als auch was die Positionierung der Messstationen betrifft“, betont er.

Gerade jetzt gilt es laut vbw, die Rahmenbedingungen im Inland passend zu gestalten: „Die Koalition in Berlin muss nun endlich anfangen zu regieren – und zwar wachstumsfördernd sowie wirtschaftspolitisch und nicht nur sozialpolitisch“, sagt Gaffal. Große Baustellen sieht er bei der Energie- und Klimapolitik, beim Gesamtthema Mobilität und Verkehr, der Digitalisierung, dem Bürokratie-Abbau, der Fachkräftesicherung und der steuerlichen Entlastung.

 „Sorge bereitet, dass sich das außenwirtschaftliche Umfeld eintrübt. Wir sehen erhebliche Risiken: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China kann sich weiter verschärfen, der Handelsstreit zwischen den USA und der EU ist nicht vom Tisch, in Europa drücken die Verunsicherung über den Brexit und die Haushaltspolitik Italiens auf die Stimmung“, so Gaffal.


Übersicht Entwicklung vbw Index:

02/2018
01/2018
02/2017
01/2017
vbw Index gesamt:
135
145
145
139
Lage-Index Wachstum:
157
161
158
146
Prognose-Index Wachstum:
124
137
137
134
Lage-Index Beschäftigung:
139
143
145
136
Prognose-Index Beschäftigung:
121
137
140
139


Eine grafische Darstellung des vbw Index finden Sie unter:
www.vbw-bayern.de/vbw-index