Dr. Markus Söder
„Wie hälst Du´s mit Bayern und den Regensburgern?“ So könnte sich Gretchen gegenüber Faust geäußert haben. Aber Goethe setzte sich darüber hinweg und besuchte im September 1785 auf seiner Reise nach Italien lediglich das Naturalienkabinett von Jakob Christian Schäffer, dessen Fundstücke heute noch zu den (fast unbekannten) Glanzlichtern gehören und dessen Forscher- und Entdeckergeist sehr wohl den besonderen Geist der Stadt spiegeln.
Dr. Richard Loibl
Will man diese Aura inhalieren, dann führt uns das 360- Grad Panorama mit Christoph Süß – portionsweise bereits vor der offiziellen Eröffnung der Dauerausstellung im Sommer 2019 – durch 5 Episoden der bayerischen Geschichte. Diese Medieninstallation, bei der der bekannte BR Moderator in 39 Rollen schlüpft und launig im Interview mit historischen Persönlichkeiten kommentiert, was sich vor Ort einmal abgespielt hatte, das zeigt sich in originellen Selbstspiegelungen, die opulent inszeniert sind. Diese Studioaufnahmen, die beim Festakt als technisch-künstlerische Meisterleistung besonders herausgestellt werden, lassen erahnen, wie Regensburg und seine Charakteristika tatsächlich überall auf der Welt erlebbar gemacht werden könnten. Während die reale Steinerne Brücke einen Handwurf entfernt vom Museum der Bayerischen Geschichte neu eröffnet und das Bruckmandl wieder auf seinem Stammplatz installiert wird, die Einheimischen mit den „Zugroasten“ in die echten Welterbe-Atmos eintauchen, kann man Hintergründiges in der genannten Installation erfahren und sich dabei fragen, welche wahre Identität hinter den Gebrüdern Asam wohl gesteckt haben mag und in welchen Lebenssituationen wir uns vergleichsweise heute wiederfinden.
Hier kommen wir gleich zur brennenden Frage, welche Traditionen Bayern prägen, welche Persönlichkeiten diese Charakteristika besonders verkörpern, welche Gegenstände zu uns gehören wie das Salz in der Suppe und wer diese Sammlungen wie und wann in welcher Form weitergibt? Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Kunstministerin Prof. Dr. Marion Kiechle und Museumsdirektor Dr. Richard Loibl haben sich dazu aktuell Gedanken gemacht, schließlich muß sich die Investition von 88,3 Millionen Euro für den Museumsbau auch lohnen. Bürgernähe mit einer Kunst- und Kulturlandschaft zu verbinden, ist sicher sehr wichtig und förderungswürdig. Und die Schätze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ein Anspruch, der die Ideengeber, kreativen Macher und die Finanziers besonders auszeichnet. Wenn nun der Tranfer zwischen den Zeiten zeitnah gelingt und das Museum ein lebendiges Kommunikationsforum wird, dann werden sich Söders Liebeserklärungen für Bayern nach und nach in eine echte Liebesbeziehung mutieren. Dazu gehört freilich nicht zuletzt die geplante Mediathek, die den ersten Laufschritten nationalen wie internationalen Schwung verleihen wird und die Kapazitäten solch einer Einrichtung mit spannendem Content in neue Formen gießt. Dann wird die Donaudampfschifffahrt nicht länger mit den geladenen Gästen vor Anker liegen, sondern eine Expedition im Stil der großen Forschungsreisenden initiieren und auf abenteuerliche Reisen in einer interdisziplinären Gangart gehen, mehrsprachig und mit dem Spürsinn bayerischer Trüffelschweine. Das Museum der Bayerischen Geschichte wird zum Leuchtturm voller Strahlkraft für eine historischen Werteskala: beispielhaft für eine Renaissance humaner Diversität, die es seit Erfindung des Buchdrucks nicht mehr gegeben hat. Bayerns Beitrag zum Europäischen Kulturerbe Jahr sollte an dieser Stelle viel mehr herausgestellt werden.