Vorsorglich hat Goethe den zweiten Teil der Faust-Tragödie versiegelt. Könnte es sein, dass er damit auch die Büchse der Pandora verschlossen hat, deren Bedeutung sich erst jetzt – vor dem Horizont der Krisen unserer Zeit – zu offenbaren beginnt? Die Möglichkeit globaler Dimensionen unserer Krisen hat Goethe spätestens 1825 erkannt. Die globale Unterwerfung aller Lebensbereiche unter das absolute Diktat der Beschleunigung bilanziert er in einem Brief mit dem Wort »veloziferisch«. Das Wort, das die Eile (velocitas) mit Luzifer, dem Teufel, verbindet, ist für Goethe zugleich das Betriebsgeheimnis der Globalisierung. In »Faust II« antizipiert er zudem ein weiteres global entfesseltes Instrument. Goethe beschreibt hier bereits ausführlich das geheim-offenbare Schwunggrad der Wachstumsdynamik des globalen Dorfes: das schnelle Geld im Weltinnerraum des virtuellen Kapitals und der Verwöhnungstreibhäuser der Konsum- und Fortschrittsgesellschaft.
Goethe – der Schwarzseherdes 21. Jahrhunderts?
7. März 2011 Weimar Pressestelle Klassik Stiftung Allgemein 0
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