Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle: Die frühe Hochkultur der Nazca im Süden Perus

Nazca-Linien, Quelle: Michael Lausberg

Eines der größten archäologischen Rätsel sind die in der Wüste im Süden Perus befindlichen riesigen Linien der Nazca-Kultur (ca. 200 v. Chr. – 650 n. Chr.). Nazca-Linien sind riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste bei Nazca und Palpa in Peru.

Benannt sind die Linien, die Wüste und die Kultur nach der unweit der Ebene liegenden Stadt Nazca. Die Nazca-Ebene zeigt auf einer Fläche von 500 km² schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen sowie Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, z. B. Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen. Oft sind die figurbildenden Linien nur wenige Zentimeter tief.

Archäologische Spurensuche in der Wüste

In Kooperation des Museo de Arte de Lima (Mali) und des Museums Rietberg Zürich mit der Bundeskunsthalle in Bonn entstand das gemeinsames Projekt „Nazca Peru. Archäologische Spurensuche in der Wüste“, das nun in der Bundeskunsthalle vom 10.Mai 2018 bis zum 16.9.2018 zu sehen ist. Die Ausstellung konzentriert sich nicht nur auf die Bodenzeichnungen, sondern auch auf die Kunst, die Gesellschaft und die Geschichte der Nazca-Kultur. Dieses Buch ist der Begleitband dieser Ausstellung. Dabei werden auch viele Fundstücke der Nazca-Kultur präsentiert, die es noch nicht in einer deutschen Ausstellung zu sehen gab: „Die Komposition und Inszenierung sorgfältig ausgewählter Kunstwerke machen im Zusammenspiel mit didaktischen multimedialen Installationen Nazca erfahrbar.“ (S. 16)

Forschungsüberblick über die Nazca-Kultur

International renommierte Archäologen untersuchen in dem Begleitband in 15 Beiträgen die unterschiedlichen Facetten der Nazca-Kultur auf dem neuesten Stand der Forschung. In der Einleitung geben die beiden Herausgeber des Bandes, Cecilia Pardo und Peter Fux, einen Forschungsüberblick über die Nazca-Kultur. Danach geht es drei Beträgen um die Geschichte der Nazca-Gesellschaft. Anschließend werden ihr Lebensraum in der Wüste und ihre Überlebensstrategien beschrieben: Die Nazca-Gesellschaft verstand es, die Flussoasen in der Wüste zu bewässern und damit einen für sie ausreichenden Lebensraum zu gestalten. Sie integrierten auch die Wüste in ihre Lebenswelt: Sie war für sie eine Art Ritualort, den sie mit den Bodenzeichnungen verzierten, um so die Verbindung zu höheren Wesen zu ermöglichen. Im vierten Kapitel geht es um die Glaubensrituale wie die Geoglyphen oder Gräber dieser Kultur. Dabei erfährt man vieles über die Hintergründe ihres Glaubens und den damit verbundenen Riten. Weiterhin wird die Ikonografie der Nazca- und Paracas-Kultur in zwei Beiträgen vorgestellt. Dann folgt ein Abschnitt über das Kunsthandwerk in Form der Keramik, des Metallhandwerks und der Kleidung. Anschließend werden im Katalog der Ausstellung die dort ausgestellten Fundstücke gezeigt. Den Schluss bildet ein Aufsatz über die Grabbündel von Wari Kayan. Dort wurden mehr als 420 Grabbündel entdeckt, die zum Teil mehr als 50 Objekte wie Umhänge, Stirnbänder oder Tuniken der Nazca- und Paracas-Kultur enthielten. Dieser Artikel enthält auch Fotografien der dortigen Grabungen und anderen Bildern.

Sehenswertes prähistorisches Weltkulturerbe

Die Ausstellung bietet die Chance, eine der rätselhaftesten prähistorischen Kulturen der Anden-Kultur bestaunen zu können. Die Nazca-Linien sind Weltkulturerbe und stellen für die gesamte Menschheit wertvolle kulturelle Hinterlassenschaften dar. Eine untergegangene Kultur ist dabei zu entdecken, die Einblicke in die Kultur und das Leben einer Zivilisation gibt, die es schon in der Prähistorie schaffte, eine bedeutende Kultur inmitten von endloser Wüste aufzubauen. In diesem Buch bekommt man Hintergrundinformationen über das Leben der Nazca-Kultur auf dem neuesten Stand der Forschung und präzise erklärt, was auf einen Besuch der Ausstellung Lust macht.

Cecilia Pardo/Peter Fux (Hrsg.): Nazca Peru. Archäologische Spurensuche in der Wüste, Scheidegger & Spiess Verlag, Zürich 2017, ISBN: 978-3-85881-577-4

 

 

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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