Bayerischer Filmpreis 2017: Ehrenpreis des Ministerpräsidenten für den Filmemacher Werner Herzog

Foto: Stefan Groß

MÜNCHEN   Bayerns Medienministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner hat heute den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten an Werner Herzog überreicht: „Werner Herzog ist eine schöpferische Urgewalt. Einer, der die seltene Gabe besitzt, seine Mitmenschen für Geschichten zu begeistern. Er selbst sagt, alle seine Filme sind bayerische Filme. Und dieses Schaffen würdigen wir heute mit dem Ehrenpreis.“ Im Prinzregententheater in München wurde heute bereits zum 39. Mal der  ‚ Pierrot‘ verliehen. „Für Filmschaffende aus ganz Deutschland ist der Bayerische Filmpreis ein gelungener Jahresauftakt. Die Preisträger, von ‚The Happy Prince‘ bis hin zur ‚Griessnockerlaffäre‘, zeigen, welche Bandbreite wir mit dem Pierrot abdecken – international ebenso wie ur-bayerisch. Das ist es, was den Freistaat als Filmstandort auszeichnet und uns weltweit zu einem renommierten Drehort macht. Ich gratuliere allen Preisträgern und danke ihnen für die unterhaltsamen Stunden, die sie uns mit ihren Filmen geschenkt haben.“

 

Begründung der Jury zum Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten:

 

Das Dokumentarische und die Fiktion verschmelzen bei Werner Herzog, Illusion und Realität sind keine Antipoden, sie befruchten sich und werden bei ihm zum ganz großen Kino. Mit seinem Kino öffnet uns Werner Herzog ein Fenster in die Welt. Er ist der große Abenteurer unter den deutschen Filmemachern.

 

Der gebürtige Münchner Herzog, der mit 19 Jahren seinen ersten Kurzfilm machte, ein Jahr später seine erste Produktionsfirma gründete, hat als Autor, Dokumentarfilmer und Spielfilmregisseur den Weltkreis bemessen. Er ist von München zu Fuß nach Paris aufgebrochen, um Lotte Eisner zu retten. Sein Schaffen führte ihn von Alaska bis in die Antarktis, vom Himalaya bis nach Los Angeles, von den Küsten Afrikas bis in den Dschungel Amazoniens. Bis heute ist er immer unterwegs geblieben.

 

Unvergleichlich sind seine Arbeiten von der Wirklichkeit, von der Stimmung der Schauplätze aufgeladen, durchdrungen von einem einzigartigen erzählerischen Impetus, bevölkert mit schillernden unvergesslichen Filmfiguren, wie Woyzek, Hombre, Fitzcaraldo, Aguirre, Nosferatu oder dem Bad Lieutenant.

Er hievt für seine Filme ganze Schiffe über Stromschnellen, dreht mit den kleinsten und stärksten Menschen der Welt, scheut weder kapriziöse Schauspieler noch den Tod, um uns die Schrecken und die Schönheiten der Welt vor Auge zu führen. Seine Filme gehen immer unter die Haut, ins Auge, ins Herz. Er ist Visionär, Film- Legende, Filmauteur made in Bavaria.

 

Nachfolgend die Namen der Preisträger und die Begründungen der Jury:

 

Der Produzentenpreis wird geteilt und geht mit jeweils 100.000 Euro an Philipp Kreuzer und Jörg Schulze (maze Pictures GmbH) für die Produktion des Films ‚„The Happy Prince‘ sowie an Kerstin Schmidbauer (Constantin Film) für die Produktion ‚Griessnockerlaffäre ‘.

 

Begründung der Jury für die Produktion von ‚The Happy Prince‘:

 

Historische Kinofilme, wie ‚The Happy Prince‘, der die unbekannte Geschichte von Oscar Wildes letzten Lebensjahren im Exil erzählt, sind stets eine Herausforderung. Dies gilt vor allem für internationale Koproduktionen, die hinsichtlich der Logistik, der Drehorte und Motive, der Besetzung, der Sprache und vor allem der Finanzierung hohe Anforderungen an die Produzenten stellen. Philipp Kreuzer und Jörg Schulze mit ihrer MAZE PICTURES haben aus Deutschland heraus diese Herausforderung angenommen und zusammen mit seinen internationalen Partnern einen Film produziert, der inhaltlich ebenso wie künstlerisch überzeugt und ein herausragendes Kinoerlebnis gewährt. Mit einem exzellenten Darstellerteam, angeführt vom überragenden Rupert Everett, der auch für das Drehbuch und die Regie verantwortlich zeichnet, ist so ein überzeugendes Gesamtwerk aus einem Guss entstanden, in dem Oscar Wilde in seinem Elend zum überlebensgroßen Protagonisten seiner eigenen Komödien wird.

 

Begründung der Jury für die Produktion von ‚Griessnockerlaffäre ‘:

 

Die Eberhofer-Krimis sind seit langem eine erfolgreiche Produktionsreihe, die zuverlässig ihr Publikum in bayerischen Kinos – und manchmal darüber hinaus – findet. Mit ‚Griessnockerlaffäre ‘ haben die CONSTANTIN FILM und ihre Produzentin Kerstin Schmidbauer ihre vorherigen Erfolge nochmals getoppt: Mit dem bewährten, ebenso authentischen wie skurrilen Schauspielerensemble – allen voran von Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer, dem Meister der Wurstigkeit – , mit einem köstlich zugespitzten Drehbuch, lakonischen Dialogen und einem stilsicheren Regisseur Ed Herzog, der alles zu einer stimmigen Einheit verknüpft, haben die CONSTANTIN und Schmidbauer wieder einmal bewiesen, dass sie immer wieder Produktionen auf den Markt bringen können, die mit hoher Qualität zielsicher ihr Publikum erreichen. Und das in einer Bandbreite von großen internationalen Filmen bis hin zu regional geprägten und Identität stiftenden Werken wie die ‚Griessnockerlaffäre ‘.

 

Der Preis für die beste Regie (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Fatih Akin für seinen Film ‚Aus dem Nichts‘.

 

Begründung der Jury:

Am Anfang ist das ganz große Glück da. Ein Häftling heiratet die Frau seiner Träume, eine wunderschöne Frau, doch dann wendet sich alles.

 

In ‚Aus dem Nichts‘ erzählt Fatih Akin von einem neonazistischen Anschlag auf eine deutsch-kurdische Familie. Es ist ein Film von hoher Aktualität, der vom politisch motivierten Terror berichtet. Fatih Akin macht daraus Kino, eine sehr persönliche Angelegenheit. Er bringt das meisterlich auf eine cineastische Höhe. In seinem Film regnet es lange, es regnet auch in unseren Herzen, sein Film fasst uns an, wie uns Nachrichten niemals berühren können, denn zurück bleibt eine Frau, der man alles Glück, alle Hoffnung genommen hat.

 

Und das Kino kann das, was das Leben und der Anstand uns leider versagen, es kann uns Genugtuung verschaffen. Seine Heldin rächt sich für das Unrecht. Der Filmemacher Fatih Akin zeigt das als Verzweiflungstat. Wir folgen dem, ohne es gut zu heißen, wir verstehen. Es gelingt, weil er ein Meister seines Faches ist.

 

Der Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Adrian Goiginger für seinen Film ‚Die beste aller Welten‘.

 

Begründung der Jury:

 

Abenteurer will der junge Adrian werden und seine ihn liebende Mutter bestärkt und unterstützt seinen Traum: ‚Glaube an Dich‘ beschwört sie ihren Sohn. Doch die Liebende ist auch zugleich die zerstörende Mutter. Sie kämpft gegen ihre Drogensucht und scheitert immer wieder bei dem Versuch, eine gute Mutter zu sein. Hart und erbarmungslos inszeniert Adrian Goiginger seinen dokumentarisch anmutenden Spielfilm. Dabei gelingt ihm das Kunststück, kein deprimierendes Drogendrama zwischen Mutter und Kind zu erzählen, sondern eine Beziehung voller Liebe, Originalität und Zuversicht. Die einmalige Beziehung zwischen Mutter und Kind, so erzählt uns dieser begabte und mit seinen Darstellern ungemein überzeugend arbeitende Nachwuchsregisseur, ist ungeachtet der Umstände eben fast immer ‚Die beste aller Welten‘.

 

Der Preis für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Diane Kruger für ihre Rolle in ‚Aus dem Nichts‘.

 

Begründung der Jury:

 

Die ganze Wucht eines unfassbaren Attentates muss die Frau aushalten, die Diane Kruger in Fatih Akins Film ‚Aus dem Nichts‘ spielt:

 

Gerade hat Katja Șekerçi bei einem schrecklichen Bombenanschlag ihren kurdischen Ehemann und den gemeinsamen kleinen Sohn verloren, da muss sie mit ansehen, wie zuerst gegen ihren Mann und sie selbst ermittelt wird und schließlich die angeklagten rechtsradikalen Attentäter vor Gericht freigesprochen werden.

 

Es ist ihr Gesicht in dem sich alle Emotionen spiegeln, am Anfang Glück, Unbekümmertheit, dann die Fassungslosigkeit, der Schmerz, die Wut und am Ende die Entschlossenheit, sich nicht abzufinden. Das ist großes Kino, weil wir mit Diane Kruger erleben können, welche Verwüstungen politischer Terror in der Seele eines Menschen anrichtet. Diane Kruger hat in dieser Rolle ihr Herz geöffnet und die dunkelsten Gefühle zugelassen. Das ist große Kunst.

 

Den Preis als beste Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) erhalten David Kross und Frederick Lau gemeinsam für ihre Rollen in ‚Simpel‘.

 

Begründung der Jury:

 

Die Darstellung der zwei Brüder Barnabas und Ben in ‚Simpel‘, die unterschiedlicher nicht sein könnten, verlangt den Protagonisten alles ab: Hier David Kross als liebenswerter, in der geistigen Entwicklung zurück-gebliebener junger Mann, der sein Umfeld mit naivem Charme erobert, aber auch gewaltig nerven kann. Dort Frederick Lau als verantwortungsvoller, aber längst überforderter großer Bruder, der vor lauter Sorge um die todkranke Mutter und den allein nicht überlebensfähigen Simpel längst vergessen hat, seine eigenen Bedürfnisse und Träume zu leben. Mit diesen beiden herausragenden Darstellern sind die Hauptrollen dieses zu Herzen gehenden Films über Bruderliebe und Loslassen-Müssen absolut überzeugend besetzt. Das große schauspielerische Können von Kross und Lau, ihre Wandlungsfähigkeit und ihr geniales Zusammenspiel machen ‚Simpel‘ zu einem zutiefst berührenden, unvergesslichen Kinoerlebnis

 

Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 5.000 Euro) wird verliehen an Verena Altenberger für ihre Rolle in ‚Die beste aller Welten‘.

 

Begründung der Jury:

 

Aus der Welt fallen, in sie zurückkehren, sein Kind abgöttisch lieben, es brutal vernachlässigen, verzweifeln und wieder an sich glauben, sich aufgeben oder kämpfen… all das spielt Verena Altenberger intensiv und in jeder Sekunde glaubwürdig als drogensüchtige Mutter des siebenjährigen Adrian in dem Film ‚Die beste aller Welten‘ von Adrian Goiginger. In diesem Film schafft Verena Altenberger für uns neue seelische Räume. Ihr Spiel ist authentisch sowohl im Schmerz als auch in der zärtlichen und glaubwürdigen Mutter-Kind Beziehung. Niemand möchte eine drogensüchtige Mutter aber Verena Altenberger vollbringt ein Wunder: Man wünscht sich in ‚Die beste aller Welten‘ für den kleinen Adrian keine andere Mutter als sie.

 

Der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller (dotiert mit 5.000 Euro) wird verliehen an Jonas Dassler für seine Rollen in ‚LOMO – The language of many others‘ und ‚Das schweigende Klassenzimmer‘.

 

Begründung der Jury:

 

Jonas Dassler fliegt mit seinen 21 Jahren schon von Erfolg zu Erfolg, im Kino wie auf der Bühne. In ‚LOMO – The language of many others‘ spielt er einen ganz und gar heutigen Charakter. Da ist er Karl, ein Abiturient, den nur eines interessiert: sein Blog, den er ‚The language of many others‘ nennt. Ob er auf diesem Selbstdarstellungs-Trip Vater oder Freunde kränkt, ist ihm in seiner Revolte einerlei – bis sein eigenes Ego schwer angekratzt wird. Doro, eine neue Mitschülerin, lässt ihn nach kurzer Affäre einfach wieder fallen. Jonas Dassler zeigt das Hin- und Hergeworfensein, die Rat- und Haltlosigkeit dieses jungen Mannes nachvollziehbar und in großer Ambivalenz. Dass Jonas Dassler, Ensemblemitglied des Berliner Gorki Theaters, auch in historischem Rahmen glänzen kann, beweist er in einem weiteren Film: ‚Das schweigende Klassenzimmer‘. Lars Kraume erzählt darin eine wahre Begebenheit aus den Anfangsjahren der DDR. Jonas Dassler hat in dieser Klasse wahrlich tolle Konkurrenz aus der jungen deutschen Schauspieler-Riege. Umso schöner ist es auf der Leinwand zu sehen, wie er der Figur eines Schülers, der nicht unbedingt zu den Sympathieträgern gehört, eine ganz besondere Tiefe verleiht.

 

Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Sonja Maria Kröner für das Drehbuch zu dem Film ‚Sommerhäuser‘.

 

Begründung der Jury:

 

Eine Familie versammelt sich, nachdem die Großmutter gestorben ist. Sie verbringen scheinbar schwerelose Tage in Oma Sophies Garten, trotzen der Wespen und der Hitze des Sommers 1976. Aber in die Unbeschwertheit mischen sich Neid, Missgunst und Sprachlosigkeit. Halbe Sätze, die nicht zu Ende gesprochen werden. Hoffnungen, die mit einem Satz zerstört werden. Unwahrheiten, die jeder kennt, aber keiner benennt.

 

Das Drehbuch von ‚Sommerhäuser‘ ist so dicht wie zart, so genau wie schwebend und triftet nie in falsche Nostalgie ab. Mit wenigen feinen Strichen zeichnet Sonja Maria Kröner in ihrem Debütfilm den Zerfall einer Familie. Stilsicher und virtuos. Ein herausragendes Drehbuch.

 

Den Preis für die beste Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Matthias Fleischer für den Film ‚Die kleine Hexe‘.

 

Begründung der Jury:

 

Matthias Fleischer ist längst kein Unbekannter seines Fachs mehr. Bereits im Jahr 2010 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet, präsentiert er sich in seiner neuen Arbeit von einer weiteren Seite seiner inzwischen großen Palette.

 

Für den Film ‚Die kleine Hexe‘ findet er mit seiner Kameraarbeit einen Stil, der nicht nur für das ganz junge Publikum die Freude am Zuschauen garantiert. Gerade für unsere jüngsten Zuschauer ist es wichtig eine Bildsprache zu finden, die die Kinder nicht überfordert, sie aber für eineinhalb Stunden in eine andere Welt verzaubert. Das ist Matthias Fleischer für ‚Die kleine Hexe‘ vortrefflich gelungen. Abgesehen von großer handwerklicher Perfektion vermitteln seine Bilder im Zusammenspiel mit einer großartigen Ausstattung, einem phantasiereichen Maskenbild, sowie sehr gelungenen Spezialeffekten, einen zauberhaften Ausflug in eine Phantasiewelt.

 

Den Preis für die beste Montage (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Stephan Krumbiegel für die Filme ‚Beuys‘ und ‚Peter Handke‘.

 

Begründung der Jury:

 

‚Beuys‘, dieser Film über einen der einflussreichsten deutschen Künstler, ist selbst ein Kunstwerk. Wesentlich dazu beigetragen hat die ebenso furios wie formvollendet Montage des überreichen historischen Materials. Stephan Krumbiegel hat diese Montagearbeit gemeinsam mit seinem Co-Editor Olaf Voigtländer und im Zusammenwirken mit Regisseur Andres Veiel zu einem Paradebeispiel gemacht: Zu einem Muster für hohe visuelle Dynamik, für die Kunst durch Schnitte Spannung und Geisteswitz zu erzeugen, für den Mut, auch im Dokumentarischen von Konventionen wie der chronologischen Erzählweise abzuweichen. Vom verstorbenen Beuys entsteht auf diese Weise ein hoch lebendiges Bild. Wie virtuos Stephan Krumbiegel seine eigene Kunst beherrscht, hat er noch in einem weiteren Künstlerporträt unter Beweis gestellt, das im diesjährigen Rennen um den Bayerischen Filmpreis war: Den Schriftsteller ‚Peter Handke‘ stellt darin die Regisseurin Corinna Belz vor. Ihr Film atmet sehr viel ruhiger, ganz gemäß Handkes Wesen und Poesie. Und auch hier ist es Krumbiegels Handschrift, die bewirkt, dass Form und Inhalt eine idealtypische Symbiose eingehen.

 

Den Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm (dotiert mit 10.000 Euro) erhalten die Produzenten Kristine Knudsen und Tom Streuber (Knudsen & Streuber Medienmanufaktur) sowie Emely Chrsitians (Ulysses Filmproduktion) für den Film ‚Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper‘.

 

Begründung der Jury:

 

Der Animationsfilm ‚Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper‘ ist eine Koproduktion aus Deutschland, Luxemburg, Belgien, Norwegen und den USA.

 

Um einen Animationsfilm in dieser hohen Qualität und Liebe zum Detail herzustellen, braucht es viele Partner, viel Arbeit und viel Geduld. Vor allem aber braucht er eines: Ein gutes Drehbuch. Und das ist bei diesem in großen Bögen erzählten Film der Fall. Es die Geschichte eines Spatzen, der ein Storch sein will und Freunde findet, die ihm nicht ausreden das Unmögliche zu wagen: Die lange Reise in den Süden. In keiner Sekunde langweilig, voller wunderbarer Momente und auf höchstem Niveau erzählt, überzeugt der großartige Film über einen kleinen Spatzen auf ganzer Linie.

 

Der Dokumentarfilmpreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Yasemin und Nesrin Åžamdereli (Regie und Drehbuch) für ihren Film ‚Die Nacht der Nächte‘.

 

Begründung der Jury:

 

Yasemin und Nesrin Åžamdereli ist mit ihrem Film ‚Die Nacht der Nächte‘ mit ‚kleinen‘ Geschichten großes Kino gelungen: Vier Paare, die nicht unterschiedlicher sein könnten, aus Asien, den USA und Europa erzählen mit verblüffender Offenheit, völlig ungeschminkt darüber, wie sie es 55 Jahre und mehr miteinander (aus-)gehalten haben. Zwangsverheiratet, das Kastensystem brechend, homosexuell oder aus einfachen Ruhrpottverhältnissen nach dem Krieg – leicht hatten es alle Paare nicht. Den beiden Filmemacherinnen ist es auf wunderbare Weise gelungen, eine respektvolle Nähe zu den Menschen vor der Kamera aufzubauen und zwar über alle kulturellen Barrieren hinweg. Herausgekommen ist eine Ode an die Liebe, die den Zuschauer zum Lachen, Weinen und Nachdenken bringt. Was mehr könnte ein Dokumentarfilm im Kino erreichen?

 

Den Publikumspreis, der von den Zuschauern von kinokino, dem Filmmagazin im BR Fernsehen und den Hörern von Bayern 1 ausgewählt wurde, erhält Bora Dagtekin für seinen Film ‚Fack ju Göhte 3‘.

 

Die Preisträger erhalten bei erstmaliger Auszeichnung als Preissymbol den ‚Pierrot‘, bei weiteren Prämierungen eine andere Figur aus der ‚Italienischen Komödie‘ nach Entwürfen von Franz-Anton Bustelli der Porzellanmanufaktur Nymphenburg sowie einen Geldbetrag. Mit einer Preissumme von insgesamt 300.000 Euro gehört der Bayerische Filmpreis zu den bedeutendsten Medienpreisen in Deutschland.

 

Die Mitglieder der Jury 2017 sind: Dagmar Biller, Daniel Curio (Vorsitzender), Carlos Gerstenhauer, Susanne Hermanski, Elisabeth Kuonen-Reich, Maggie Peren, Gernot Roll, Bettina Reitz und Klaus Schaefer und.

Der Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken (VGF) wird verliehen an Helena Hufnagel (COCOFILMS) für den Film ‚Einmal bitte alles‘. Das Preisgeld von 60.000 Euro ist nicht zweckgebunden und soll der Stärkung des Eigenkapitals von jungen Produktionsfirmen dienen, die hohe finanzielle Risiken mit der Produktion von nicht immer kalkulierbaren Filmprojekten eingehen.

 

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