Die verspätete Kapitalismuskritik des Martin Schulz

Martin Schulz, Foto: Stefan Groß

Martin Schulz fordert in der Zeit vom 18.10.2017 „Wir müssen wieder Mut zur Kapitalismuskritik fassen“. Das ist interessant, vornehm ausgedrückt.

Mich erinnert das schmerzhaft an die weichen Birnen, die die meisten Ostdeutschen nach über 40 Jahren täglicher rund-um-die-Uhr-Indoktrination durch die Weisheiten des ewig wahren Marxismus-Leninismus zwischen Halskrause und Haaransatz wähnten. Wirklich schlecht wird mir beim Lesen solcher Kniffligkeiten nicht mehr, ich finde es eigentlich nur noch drollig. Wer soll solchen Kampfansagen erneut auf dem Leim gehen?
Die die das erdulden mussten? Wohl kaum. Die, die das weiterhin glauben? Die wählen doch schon Linksaußen und AfD. Zu holen ist da nix.

Für meinen Teil habe ich das mit dem Thema Kapitalismus so erlebt:
Der Kapitalismus ist die natürliche wirtschaftliche Beziehung zwischen Produzenten/Dienstleistern und Konsumenten  auf der gemeinsamen Verrechnungsbasis des Geldes. Diese Reinform des Kapitalismus ohne Rahmenbedingungen existiert in so manchen Weltgegenden, im Bereich des freien Westen jedenfalls nicht.
Selbst im Beispielland des Kapitalismus, den Vereinigten Staaten, gibt einen Ordnungsrahmen mit starken sozialpolitischen Elementen.

Die Bundesrepublik gründet auf den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, einem Kapitalismus im demokratisch justierten und immer wieder neu zu justierendem Ordnungsrahmen. Ein Vorwurf „Kapitalismus pur“ auf die Bundesrepublik bezogen ist eine Farce und nicht von dieser Welt.

Der Sozialismus der DDR und des Ostblocks waren strangulierter, scheintoter Kapitalismus. Auch hier gab es Produzenten und Käufer, die sich auf der Basis von Alu-Chips gegenüberstanden. Diesem Kapitalismus in sozialistischer Uniform liefen die Menschen davon. Eine Mauer musste her, deren Geschichte an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden muss.

Der Kommunismus der Sozialisten wäre nichts anderes als gänzlich ermordeter Kapitalismus geworden. Hierzu braucht es großer Lager. Die siegreiche Sowjetunion war auf diesem Wege, den von Kommunismus und Lagern.  Auch das darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Und jetzt, Anno Domini 2017, 28 Jahre nach dem Ableben des großen Kommunismusversuchs versucht sich der SPD-Vorsitzende Schulz zumindest verbal an einer Kapitalismus-Kritik, die verdammt vermodert klingt. Vielleicht meint er ja was anderes? Nur warum sagt er das dann nicht so? Warum setzt er dann Duftmarken, welche nur von „Jung und Alt aus Vorgestern“ positiv verstanden werden? Ist das das Ergebnis von 25 Jahren Brüsseler Dunstglocke, dieser Verlust an Realität?

Falls mich jetzt jemand des „Sozialdemokratismus“ zeiht, sage ich gemach, gemach. Noch fehlt es der diesbezüglich notwendigen Rahmenbedingungen wie „Zuführung“ aus politischen Gründen und eines „funktionsfähigen „Gelben Elends“.

Martin Schulz griff in die missverständliche Mottenkiste der Marxismus-Leninismus-Erzieher. Hierzu mache ich einen irgendwie passenden Vorschlag:

Flüchtlingsbewegung umkehren: Sozialismus II sofort!

„Den Sozialismus in seinem Lauf den halten weder Ochs noch Esel auf!“ (E.H).

Flüchtlingsbewegung umkehren: Sozialismus II. Sofort!
[Fiktive Gedanken eines gescheiterten Dachdeckers:]

Vor 28 Jahren ist unser schöner Sozialismus I leider vorerst gescheitert. Die Druckmaschinen waren kaputt und wir hatten kein Westgeld für die Ersatzteile. An unserer Bereitschaft, das „Kapital“ von Karl Murx immer und immer wieder zu drucken, lag es wirklich nicht. Diese blöden, real fehlenden Ersatzteile hatten uns flachgelegt.

Doch WIR haben aus unserer Niederlage gelernt. Es hatte doch eigentlich alles funktioniert, wie von unseren Klassikern genial erdacht:

Die Armut hatten wir auf alle Bürger gleich verteilt, das an Zahl kleine Führungspersonal dabei wohlberechtigt ausgenommen. Im Schnitt waren alle gleich, wir hier oben etwas gleicher und in den Knast hätten wir alle bringen können. Ohne Ausnahme. Auch der Mielke mich oder ich den Mielke. Ha, ha, ha!

Wir waren mit unserer guten Idee nach innen und außen perfekt abschreckend. Niemand liebte uns, wir liebten alle. Sozialistenherz, was wollten wir mehr?!

Nur einen einzigen Fehler hatten wir gemacht:

Hätten wir die schöne DDR bereits nach 20 Jahren Vollverschleiß in die kapitalistische Sanierung gegeben, wir hätten sie schon nach 10 Jahren von diesen naiven Demokraten vollsaniert zurückbekommen. Nach wiederum 20 Jahren, oder vielleicht auch nach 15, nach 10, nach… hätten wir sie halt wieder für 10 Jahre in die Sanierung gegeben. Was wäre da schlimm daran gewesen? Die Sieger der Geschichte wären immer WIR gewesen.

Wagenbartsch seid wachsam: Europas Demokraten wissen sich bei der Flüchtlingszuwanderung gerade nicht zu helfen. Dabei haben die doch UNS – die vereinigten Sozialisten aller Länder!
Wir können Europa retten. Bauen wir den Sozialismus wieder auf, dieses Mal in ganz Europa! Sofort!

WIR sind doch Experten für Totalabschreckung.

WIR wissen es doch leidvoll genau, dass damals kein vernünftiger Mensch schutzsuchend ins sozialistische Lager flüchtete (Ausnahmen mögen die Regel ja bestätigen. Meist dauerten solche Aufenthalte nicht zu lange).

Das klappt auch heute wieder. Hier bin ich eins mit unseren Klassikern: In Verbindung mit der sofort einsetzenden Konsumgüterknappheit würden die Flüchtlinge augenblicklich auf ihren Hacken kehrt machen. Die Österreicher müssten ihre Busse plötzlich nicht mehr leer von der deutschen Grenze zurückfahren lassen.

Rufen wir sofort das Sozialistische Europa aus!

Wir werden gar nicht so schnell gucken können, wie sich die Millionen Füße im Gehen umdrehen werden. Im Sozialismus I wollte kein Aas in den Osten, im Sozialismus II wird niemand nach Europa wollen.

Gleich arm dran ebenfalls im Kontrast zu ihrer emir- und scheichmäßigen Herrschaft sind die Leute da unten ja jetzt schon. Außerdem: Aus dem Sozialismus kommt niemand mehr raus – im Unterschied zu Seehofer’s Transitzonen.

Deshalb, liebe Genossinnen und Genossen, liebe sozialistischen FriedensfreundInnen: Für Frieden und Sozialismus II: Seid bereit! Schrecken wir die Flüchtlinge mit unserem Sozialismus II ab.

Fazit Weißgerber: Nur mit der Sozialen Marktwirtschaft unter den Bedingungen von Freiheit und Demokratie sind die Herausforderungen zu schultern und zu bestehen. Alle anderen Wirtschafts- und Systemversuche in Europa wären in der Flüchtlingseinwanderungsfrage schon längst kollabiert und verschwunden. Nie wieder Sozialismus, eine Forderung von 1989, besitzt auch heute noch Gültigkeit.

Quelle: Weissgerber – Freiheit

 

 

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