Hilfsschleuser und echte Schleuser im europäischen Auftrag

Spuren im Sand, Foto: Stefan Groß

Junge Männer aus Nordafrika wollen nach Europa gelangen. Sie verlassen ihre korrupten und verarmten afrikanischen Staaten, wo sie nicht aus eigener Kraft emporkommen und nicht genug zu essen haben. Die Geburtenrate in ihrer Heimat ist seit Jahrzehnten derart hoch, dass auf eine freie Arbeitsstelle mehrere Hundert Bewerber kommen, die den Lohn so lange drücken bis niemand davon leben kann.

Die jungen Männer ziehen nach Norden, um nach EUropa überzusetzen. Dank der kriegerischen EU-US-Einmischung liegt Libyen ohne Zentralmacht politisch und wirtschaftlich am Boden. Libyen besitzt eine lange Küste am Mittelmeer südlich von Malta und Italien. In Libyen gilt das Gesetz des Stärkeren. Die stärksten Libyer sind die Schleuser.

Ist es schon schwer, mit überladenen Plastikbooten vom türkischen Festland die nur wenige Kilometer entfernten Ägäischen Inseln Griechenlands unversehrt und ohne zu kentern zu erreichen, so ist die lange Überfahrt von Libyen nach Italien mit den in Libyen vorhandenen minderwertigen Tarnsportmitteln unmöglich zu bewältigen. Die Hoffnung der Plastik-Boatpeople auf Überleben beruht allein in der Hoffnung, schnell von einem seetüchtigen Schiff auf dem Mittelmeer entdeckt und anschließend an einem europäischen Strand entlassen zu werden.

Das Mittelmeer, wenn auch das kleinste Weltmeer, ist von einem seeuntüchtigen Boot aus gesehen riesig! Die meisten Boote in Seenot werden nicht zufällig von einem vorbeifahrenden Schiff entdeckt und gerettet, sondern erst wenn sie ein SOS-Notsignal absetzen. Seit der Antike hat sich die gegenseitige Hilfe bei havarierten Schiffen durchgesetzt. Bei Seenot hilft jeder jedem, denn es kann auch jeden treffen. Die Schiffe in der Umgebung sind dann nach uralten internationalem Recht verpflichtet, dem in Seenot geratenen Schiff zu Hilfe zu eilen. Das gilt jedoch nicht für alle Wasserfahrzeuge, die sich in Seenot befinden. Kriegsfeinde und Seeräuber sind vom allgemeinen Schutz ausgenommen. Es gibt auch keine internationale Abkommen, wohin gerettete Schiffbrüchige, die nicht lebensgefährlich verletzt sind, hingebracht werden müssen.

Die komplizierte internationale Lage ficht die Plastik-Boatpeople nicht. Sie wollen in die EU, um ihrem bisherigen tristen Dasein in Schwarzafrika oder anderswo zu entkommen. Sie haben auf ihrem langen Weg von ihrer Heimat bis zur Hoher See Hunger, Durst, Folter, Mord, Vergewaltigung, Raub und Verrat erlebt. Menschliche Gesetze und internationale Abkommen interessieren sie nicht im geringsten. Sie haben nicht vor, diese zu respektieren. Sie denken nur an ihr eigenes Schicksal.

Es ist nicht die Schuld der libyschen Schleuser, dass durch den ehrenhaften Deal zwischen dem demokratisch gewählten Diktator Erdogan und der demokratisch gewählten Demokratin Merkel die illegale Überfahrt übers Meer in die EU sich von der Ägäis nach Libyen verlagert. Die libyschen Schleuser nutzen die Situation aus, um Geld zu verdienen, welches sie den Reisewilligen abpressen. Es liegt auf der Hand, dass die sogenannten Schleuser aus Libyen sich wie die sogenannten Flüchtlinge nicht an menschliche Verträge und Abkommen halten. Die Schleuser wissen jedoch, dass ihre Kundschaft niemals ohne Hilfe von Außen Italien erreichen wird. Trick- und erfolgreich verweigert sich das näher an Libyen liegende EU-Land Malta beinahe von Anfang an, sogenannte Flüchtlinge aufzunehmen. So bleibt den sogenannten libyschen Schleusern nichts anderes übrig, als mit den Seenothelfern, den eigentlichen Schleusern, zu kooperieren.

Warum werden hier die „libyschen Schleuser“ als „sogenannte libysche Schleuser“ bezeichnet? Der Grund ist so einfach nachvollziehbar, dass es wundert, warum sie nicht vom Anbeginn der Mittelmeer-Tragödie so genannt werden. Auf leicht verständlichem Beamtendeutsch lautet die Definition der bösen und verfolgungswürdigen Taten der Schleuser wie folgt:

Der Bereich der Schleusungskriminalität umfasst alle mit unerlaubter Einreise und dem Einschleusen von Ausländern in Zusammenhang stehende Delikte.

Eindeutig bedeutet dies, dass ein Schleuser einem Menschen hilft, illegal ein fremdes Land zu betreten. Dies ist beim sogenannten libyschen Schleuser nicht der Fall! Um das Geschäft der sogenannten libyschen Schleuser effizient zu gestalten, werden nämlich die Plastik-Boatpeople möglichst nahe an der libyschen Küste von NGO-Schiffen abgeholt, wobei keine staatlichen Meilen-Grenzen eingehalten werden. Die sogenannten libyschen Schleuser verlassen gewöhnlich nicht die international anerkannten Hoheitsgewässer Libyens! Selbst wenn die Plastik-Boote sich außerhalb der 12- oder 20-Meilen-Zone hinauswagen, so dringen die sogenannten libyschen Schleuser niemals in fremde Hoheitsgewässer ein. Die sogenannten libyschen Schleuser und ihre mit illegalen Immigranten vollgestopften Plastik-Boote haben niemals italienische Hoheitsgewässer berührt, noch einen Fuß auf italienisches Festland gesetzt. Hierzu sind die Plastikboote gar nicht in der Lage!

Die sogenannten libyschen Schleuser könnten die Reisewilligen auf Hoher See ihrem Schicksal überlassen. Dieses Vorgehen würde mit Sicherheit das Ende ihrer Schleuser-Existenz einleiten. Denn die Fernreisenden verfügen über Handys, über die sie sich mit ihren Verwandten in Afrika, mit ihren noch in Libyen ausharrenden Wegbegleitern und mit vorausgeeilten Freunden in der EU ständig austauschen. Die sogenannten Flüchtlinge registrieren genau, wie vielen ihrer Leidens- und Hoffnungsgenossen die illegale Überfahrt gelungen ist. Ab einer bestimmten Menge von Ertrunkenen verlieren die sogenannten libyschen Schleuser ihre potentielle Kundschaft und ihre Einnahmen. Die sogenannten libyschen Schleuser sind auf die Seenothelfer angewiesen!

Somit steht einwandfrei fest, dass die Plastik-Boatpeople-Schleuser nach internationalem Recht und internationaler, auch deutscher Definition, keine Schleuser sind. Da die meisten der sogenannten illegalen Flüchtlinge die EU erreichen, bedarf es eines Schleusers. Die wahren Schleuser sind folglich die internationalen privaten Seenothelfer, die für die Beförderung der Boatpeople in die italienischen Hoheitsgewässer und aufs italienische Festland sorgen! Die sogenannten libyschen Schleuser sind nur Hilfsschleuser, Handlanger der echten europäischen Schleuser.

Die Seenothelfer mit ihren Schiffen lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: offizielle staatliche und private/kirchliche NGOs. Die staatlichen Seenothelfer betrachten sich auf offizieller staatlicher Raison hin als Feinde der sogenannten libyschen Schleuser, mit denen sie ohne Not niemals kooperieren würden. Die privaten und kirchlichen NGOs sind die eigentlichen Schleuser und auf die libyschen Hilfsschleuser angewiesen, da die NGOs zu feige sind, die Boatpeople an der libyschen Küste aufzunehmen. Die NGOs erhalten Geld und andere Zuwendungen weniger durch Spenden, eher durch staatliche Zuschüssen, von denen die Leiter der NGOs, die sich gewöhnlich nicht an den gefährlichen, ehrenvollen Seenot-Einsätzen beteiligen, gut auskommen. Wichtig ist den NGO-Oberen die Einflussnahme auf politische Entscheidungen, von denen sie selber in ihrer weiteren Karriere profitieren. Die einfachen, wahren. diensttuenden Seenothelfer glauben an die Humanität ihres Auftrages und bezahlen noch dafür, dass sie Menschen aus der Not helfen dürfen. Die Gruppe mit dem größten finanziellen Gewinn besteht aus Schiffsverleihern, unterbeschäftigten Kapitänen und internationalen Organisationen, die viel internationales Know-how aufweisen, wie beispielsweise die Mafia.

Sind die Rettungsschiffe ausreichend groß, so transportieren sie mehrere Hunderte Meer-Überfahrer nach Italien. Kleinere Schiffe sind genötigt, ihre wertvolle Fracht größeren Schiffen auf Hoher See zu übergeben, wobei die kleinen NGOs mit den kleinen Schiffen einen Teil ihrer Einnahmen den Größeren abgeben müssen.

Noch bevor die sogenannten Flüchtlinge das Plastikboot weit außerhalb italienischen Hoheitsgewässer verlassen, um ein seetüchtiges europäisches Schiff zu besteigen, wird der wertvolle, wieder einsetzbare Motor des Billigbootes auf ein anderes Boot verladen, oft auch auf eines der Schiffe der konkurrierenden libyschen, von der EU aufgebauten und bezahlten Seestreitkräften. Das billige Plastikboot, welches nach einmaligem Gebrauch unbrauchbar ist, wird versenkt und vergiftet das Meer und seine tierischen Bewohner, worüber sich alle europäischen Umweltorganisationen stoisch hinwegsetzen. So entsteht den Steuerzahlern in der EU ein riesiger Milliarden-€-Schaden, nur damit sich Gutmenschen an ihren guten Taten laben können.

Bleibt nun die Frage zu beantworten, wieso der italienische Staat zum eigenen Schaden und zum Schaden seiner Bürger mit den NGO-Schleusern paktiert. Politische und organisierte Korruption sollte kein ausreichender Grund sein. Doch genauso wie Flüchtlinge nicht alle kriminell sind, sind nicht alle italienischen Politiker und Staatsdiener korrupt. Der Verdacht lässt einen nicht los, dass ähnlich Griechenland auch Italien von der EU gezwungen wird, seine ureigenen Interessen und die seiner Bürger zu einem „höheren“ Zweck zu opfern. Wenn ein EU-Staat mit Schleusern paktiert, dann bedeutet es, dass die Schleuser die nationalen Gesetze des Staates straflos übertreten dürfen. Die NGO-Schleuser bleiben jedoch weiterhin Schleuser und müssen auch so genannt werden.

Der „höhere“ europäische Zweck lässt sich nur vermuten, da er nirgendwo für die Öffentlichkeit einsehbar fixiert ist. Wer zwingt Italien (und Griechenland) ihre eigenen Bürger zu hintergehen? Welcher EU-Staat ist hinreichend stark, dies erzwingen zu können? Welche politische Konstellation ist hierzu notwendig? Bedeutet dies, dass nach der Bundestagswahl erneut eine Große Koalition regieren muss?

 

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Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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