Findet der Wahlkampf 2017 nicht statt? So informieren die Parteien zur Bundestagswahl oder eben nicht

Leeere Baenke, Foto: Stefan Groß

Für den Inhalt der Wahlwerbespots sind die Parteien selbst verantwortlich…
… und für den Schock am Wahlabend um 18.oo h, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat

In weniger als 60 Tagen wird der Wähler zur Urne geschickt und niemand weiß davon. Bisher scheint man daraus ein Geheimnis zu machen. Wahlkämpfe, die über Monate oder gar ein Jahr gehen, nerven. Ja, aber in der Merkelschen Tradition in Ermangelung rhetorischer Begabung Wahlkampf einfach nicht stattfinden zu lassen nach dem Motto: das Wetter ist schön, uns geht´s gut und Mutti ist lieb, funktioniert nur so lange, wie sich die politischen Gegner darauf einlassen.
Bisher scheinen CDU, Linke und FDP als Sieger aus der Wahl hervorzugehen. Vor Selbstgefälligkeiten ist nur zu warnen. Der Wähler bestimmt Wahlkampfthemen und nicht eine flotte Kampagne oder in staatsmännischer Geste vorgetragene Arbeitsverweigerung einer Bundeskanzlerin. Ebenso werden die schönen Beine von Sahra Wagenknecht am Ende auch nicht reichen.

Adaptive Erwartungen

Im Studium habe ich gelernt, dass es im Wahlvolk adaptive und rationale Erwartungen gibt. Adaptive Erwartungen bedeuten, dass die Masse vergisst und verzeiht. Wahlen und Versprechungen klaffen auseinander. Egal. Der dumme Hund merkt auch beim 20. Mal nicht, dass Herrchen den Stock nie wirft, rennt aber in freudiger Erwartung los, weil er sich aufs Apportieren so freut.
Auf die Methode dummer Köter setzt offensichtlich die Union. Jens Spahn und Wolfgang Bosbach sowie Horst Seehofer bedienen die alten Wähler. Ihre Forderungen werden aber nach der Wahl in keiner Weise umgesetzt. Punkt. Wenn die CDU ihr hervorragendes Ergebnis von 2013 bestätigen sollte, spricht vieles dafür, dass Wähler vergessen und nicht allzu klug sind.
Rationale Erwartungen berücksichtigen hingegen den mündigen intelligenten Bürger. Er vergisst nicht. Geht man hiervon aus, baut man nicht aufs Vergessen und hütet sich vor unhaltbaren Versprechen oder solchen, die man zwar einhalten könnte, aber nicht einhalten will „2015 darf und wird sich nicht wiederholen…“.

Dummheit siegt nicht immer

Zupass kommt es einem jedoch, Erwartungen hin oder her, wenn der politische Gegner Weltmeister im Fettnäpfchentreten ist. Anfang des Jahres empfand ich den Schulz-Hype zwar für übertrieben, dennoch war es in Ordnung, dass die SPD auch mal wieder Erfolgserlebnisse hatte. Das wird nichts mehr. Schulz erweist sich als recht schlapper Kandidat, der Rudolf Scharping und Peer Steinbrück in puncto Cleverness noch deutlich unterbietet, was schon etwas heißen will. Zentrales Thema seines als total verkorkst zu bezeichnenden Wahlkampfkonzeptes („Sag doch mal Martin“) ist es, in italienische Flüchtlingslager zu gehen und zu fordern, dass Deutschland mehr Solidarität zeigen möge. Ein genialer Schachzug, der die Partei noch unter die 20% Marke treiben wird.

Wahlkampf funktioniert nicht wie Stundenplan

Nach den Sommerferien bekommt jeder Minderjährige seinen Stundenplan. Montag erst Mathe, dann Bio, schließlich Geschichte, Sport und Englisch und so weiter.
Wahlkämpfer scheinen dieses Prinzip fortführen zu wollen, indem sie den Wählern vorkauen, was relevant zu sein hat. Fragt der aufmüpfige Bürger nach Konzepten zur Grenzsicherung, Industrie 4.0, Kriminalitätsstatistiken, konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Schulen und Landesverteidigung sowie Terrorbekämpfung, wird es dünn. Im Zweifel wird das nicht genügen.
Es sind nur noch 2 Monate bis zur Wahl. Wenn sich Ereignisse wie jüngst in Hamburg häufen sollten bis zu dem Termin, darf sich niemand beschweren, wenn die AfD mit 15% wider jetzige Prognosen durchs Ziel geht. Adaptive Erwartungen hin, schöne Beine und smarte Plakate her. Zur Information: CDU, Linke und FDP werden die Prozentpunkte dann, die in den Umfragen bisher für sie sprechen, verlieren, da die SPD und Grüne kaum noch verlieren können an Zustimmung.

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