Strahlende Ikone – „Evita“ erobert Musical-Fan-Herzen in Münchens Deutschem Theater

Foto: Hans Gaertner

Die 1500 Plätze waren lückenlos belegt. Auf dem roten Teppich kam zwar wenig Münchner Prominenz, dafür ein Musical-begeistertes Publikum aus Stadt und Land zur Premiere von „Evita“ ins Deutsche Theater. Bis 23. April gehört die 10 x 12 Meter große Bühne des in Weinrot getauchten Theatersaals mit den weißen Lichtkanälen an Decke und Wänden, einem angesagten Werk Andrew Lloyd Webbers und seines Texters Tim Rice. Wer lässt sich ein Musical-Event schon gerne entgehen! Zumal es frühlingshaftes Wetter erlaubte, den Entree-Drink und den Pausenkaffee im – wo gibt`s in München Vergleichbares? geschützten Innenhof des schon 120 Jahre alten Unterhaltungstheaters Numero 1 zu genießen.

Dass das Premierenpublikum – nicht nur aus Dankbarkeit, zu relativ erschwinglichem Ticketpreis ein Ensemble von Weltrang erleben zu dürfen – mit Standing Ovations auf die mitreißende Vorstellung reagierte, kam nicht von ungefähr. Es wusste zu schätzen, Teil einer Produktion geworden zu sein, die Verve und Geschmack ebenso wie künstlerische Kraft und musikalischen Impetus zu verbinden verstand. Der eigentlich traurigen, in die Liturgie eines Requiems gerahmten Geschichte der Ikone des Perón-Argentiniens verstanden Komponist und Librettist so hohen Unterhaltungswert einzuflechten, dass auf der historischen Folie die menschlichen Qualitäten und Querelen einer tragischen Figur aufscheinen.

Mehr Heilige als Hure war die stimmlich wie darstellerisch exzeptionelle Emma Hatton in der Titelrolle der sich von der Kleinstadtpflanze zur Präsidentengattin mausernden Eva Perón. Sie war – auch wenn Sarah O`Connor noch so einnehmend ihre Abschiedsklage als Mistress sang – der weibliche Fixstern der gefeierten Aufführung. Von den Männern hatten es Oscar Balmaseda (Magaldi) nicht weniger als Kevin Stephen-Jones (Perón) schwer, gegen die Omnipräsenz des grandiosen Kraftbündels Gian Marco Schiaretti (Che) anzuspielen. Der junge Italiener könnte mit seinen schier unbegrenzten Performance-Talenten ruhig etwas sparen; er würde auch dann noch Bewunderung genug erhalten.

Dem Chor in Bestform (Choreografie: Bill Deamer) und den Chargen im Top-Format ist, wie der famosen Band unter David Steadman, hoher Respekt zu zollen: Webbers prächtige, von der Technik oft allzu phonstark aufgedrehte Nummern, die sich von düsteren Libera-Gesängen über den bewegenden Song „Don`t Cry for me, Argentinia“ bis zum fordernden „You Must Love Me“ steigerten, wurden optisch und akustisch perfekt realisiert. Bob Tomson und Bill Kenwright (Regie) standen first-class Designer zur Seite (Ausstattung: Matthew Wright, Licht: Mark Howett, Sound: Dan Samson). Ein strahlender Abend.

 

 

Foto (Hans Gärtner)

Vorhang auf für „Evita“ (bis 23. April) – im vornehmen Weinrot-Design des Deutschen Theaters

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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