Wir brauchen eine Begrenzung bei der Zuwanderung

Foto: Stefan Groß

Europa muss seine Grenzen im Griff haben und die hier lebenden Menschen müssen davon ausgehen können, dass die Zuwanderung die hier über Jahrhunderte gewachsene Art zu leben nicht ändert. Einvernehmliche Weiterentwicklungen waren  und sind immer möglich, aber nicht unter dem Druck eingewanderter Menschen aus anderen Kulturkreisen.

 

Alle vernünftigen Menschen dieser Welt wissen, dass Protektionismus und Nationalismus noch nie und nirgends Segen über die Menschen gebracht haben. Am Ende aller derartigen Perioden standen immer weniger Wohlstand und mehr Ungerechtigkeit.

Von diesen Übeln unterschieden werden muss die unstrittig notwendige seriöse Vertretung der eigenen Interessen auf der jeweils nächsthöheren Ebene. Die Grenze zwischen Nationalismus und korrekter Interessenvertretung ist dabei nicht immer leicht zu ziehen, sie zu finden ist aber in der globalisierten Welt und insbesondere in EU-Europa von zentraler Bedeutung. Zu lernen, wie und mit welchen Begründungen man die Partner von den eigenen Ideen und Notwendigkeiten überzeugt, ist eine hohe Kunst und wer diese Kunst beherrscht, ist ein König.

Ein „Brexit“ hilf keinem

Ein Exzentrisches „Auf den Tisch hauen“, die Drohung mit dem Austritt oder gar der Austritt selber bringen vielleicht kurzfristig Erleichterungen, schaden auf Dauer aber allen Beteiligten. Siehe Brexit!

Zusammenarbeit und Kompromisse sind zwar schwieriger, nutzen aber allen. Im Prinzip gelten diese politischen Erfahrungen nicht nur für die EU sondern für die Zusammenarbeit der ganzen Welt. Zum Gesamtbild der Welt des 21. Jahrhunderts gehört aber auch, dass die heutigen größeren Märkte zu mehr Konkurrenz und Wettbewerb zwischen den Unternehmen und den darin Beschäftigen führen. Billiganbieter und Niedriglöhne machen das Angebot zwar günstiger, bedrohen aber eingeführte Strukturen. Die Lösung dieses Problems liegt allerdings nicht in der Abschottung sondern in einer besseren Ausbildung der eigenen Bürger und insbesondere in einer aktiven und intelligenten Strukturpolitik. Mit diesen Instrumenten kann den verunsicherten Menschen wieder Heimat und Sicherheit geboten werden. Wenn in einer infolge des neuen Wettbewerbs entstehenden „Armenregion“ mittels einer Kombination von eigenen Ideen und Strukturhilfen neue Chancen geschaffen werden, dann können die Menschen wieder Hoffnung schöpfen. Dieses Modell wird nicht  immer und überall funktionieren, aber es ist doch ein hundertfach bewährtes Vorgehen, wie die Entwicklung Bayerns vom armen Agrarstaat zum modernsten Teil Deutschlands zeigt.

Europa muss seine Grenzen im Griff haben

Zum Vermitteln von Heimat und Sicherheit gehört aber auch die für alle sichtbare Kontrolle und Regelung  der Zuwanderung. Europa muss seine Grenzen im Griff haben und die hier lebenden Menschen müssen davon ausgehen können, dass die Zuwanderung die hier über Jahrhunderte gewachsene Art zu leben nicht ändert. Einvernehmliche Weiterentwicklungen waren  und sind immer möglich, aber nicht unter dem Druck eingewanderter Menschen aus anderen Kulturkreisen. Für all das brauchen wir ein starkes Europa, das uns schützt und das Freiheit, Demokratie und Wohlstand auch in Zukunft garantiert. An diesem Projekt müssen aber auch die Nationalstaaten mitwirken, die „Brüssel“ nicht alleine im Regen stehen lassen dürfen.

Wenn wir Europäer diese Lektionen des schwierigen Jahres 2016 lernen ist mir um die Zukunft unseres doch so einmaligen europäischen Kontinents nicht bange.

 

Über Ingo Friedrich 62 Artikel
Dr. Ingo Friedrich war von 1979-2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments, von 1992 bis 1999 Vorsitzender der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament. Er war Schatzmeister der Europäischen Volkspartei (EVP) und Präsident der Europäischen Bewegung Bayern. Seit 2009 ist er Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats. Von 1999-2007 war Friedrich einer der 14 gewählten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. 2004 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Friedrich ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments und war Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule.

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