Moderne im Aufbruch: Henry van de Velde in Thüringen – ImPuls-Region würdigt den 150. Geburtstag des großen »Alleskünstlers«

Am 3. April 2013 jährt sich der Geburtstag des belgischen Architekten und Produktdesigners Henry van de Velde zum 150. Mal. Dieses Jubiläum nimmt die Arbeitsgruppe »Kultur und Tourismus – Bauhaus« der ImPuls-Region Erfurt-Weimar-Jena zum Anlass, ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen und van de Velde als Wegbereiter der Moderne in Thüringen zu feiern. Die Lenkungsgruppe der ImPuls-Region begrüßt ausdrücklich diese Initiative und hat in ihrer Sitzung vom 17. März 2010 einstimmig den Beschluss zur Fortführung der Tätigkeit der Sonderarbeitsgruppe »Bauhaus 2009« gefasst, die bisherigen Leistungen gewürdigt und sich zur Durchführung eines Van-de-Velde-Jahres bekannt.
Neben Erfurt, Jena, Weimar und dem Weimarer Land wird sich auch Gera an den für 2013 geplanten Aktivitäten beteiligen. Hier baute van de Velde von 1913–1914 das »Haus Schulenburg, die Villa des Fabrikanten und Kunstsammlers Paul Schulenburg.
Bis heute spielt der »Alleskünstler« Henry van de Velde für die Design-und Kunstgeschichte eine entscheidende Rolle. Frankreich feierte ihn bereits 1895 als erfolgreichen Innenausstatter und wichtigen Mitbegründer des »Art nouveau«. Die Thüringer Jahre von 1902 bis 1917 gelten zudem als die wichtigste Epoche seiner langen Karriere. Mit seinem Kunstgewerblichen Seminar in Weimar gelang es Henry van de Velde ab 1902 erstmals, Kunst, Industrie und Handwerk in Theorie und Praxis zu vereinen. Damit trug er wesentlich zu den geistigen und praxisorientierten Grundlagen des Bauhauses bei.

Austellungen und Veranstaltungen stellen Werk und Wirkung van de Veldes vor

Das Programm zum Van-de-Velde-Jahr wird sowohl monographische Schauen zu van de Velde selbst als auch Ausstellungen zu seinen Weggefährten und Schülern umfassen. Besonderes Augenmerk liegt darauf, van de Veldes außerordentliche Künstlerpersönlichkeit und sein Schaffen in unterschiedlichen Kontexten vorzustellen.
Das Kunsthaus Apolda eröffnet den Ausstellungsreigen mit einer Ausstellung zu Max Ackermann, der als einer der begabtesten Schüler an van de Veldes Weimarer Kunstgewerbeschule ein komplexes, auf farbtheoretischen Ansätzen basierendes malerisches Werk entwickelte, das ihn später konsequent zur Abstraktion führte. Ferner werden der Maler Heinrich Vogeler, der ab 1897 die internationale Kunstszene eroberte, vorgestellt sowie Curt Herrmann, einer der engsten Freunde van de Veldes und bedeutender Vertreter des deutschen Impressionismus. Curt Herrmann war zudem einer der wenigen Pointillisten außerhalb Frankreichs und Belgiens.
Mit Sascha Schneider präsentiert das Stadtmuseum Weimar den umstrittensten und schillerndsten Künstler im Weimar der
Jahrhundertwende, der von 1904 bis 1908 an der Kunsthochschule in Weimar lehrte und dessen Werk heute zu Unrecht weitgehend vergessen ist.
Seine großformatigen Bilder eröffnen einen überraschenden, kaum bekannten Einblick in jene kurze Zeitphase zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der die frühe, in Weimar sehr präsente Moderne vielfältige Spielarten ausprägte.
In Erfurt bemüht man sich, in einer Ausstellung das Wirken der berühmten Wiener Werkstätte zwischen 1903 und 1932 zu thematisieren. Wie das Schaffen von Henry van de Velde, so ist auch die Wiener Werkstätte eine Frucht jener umfassenden Reformbemühungen, welche das europäische Kultur- und Geistesleben an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert prägten. Die Ausstellung möchte Ähnlichkeiten und Differenzen zwischen diesen jeweils bedeutenden Spielarten reformorientierten Gestaltens ermöglichen.
Die Klassik Stiftung Weimar bereitet eine große Übersichtsausstellung zu Henry van de Velde als herausragendem Gestalter, Architekt, innovativen
Methoden aufgeschlossenem Lehrer an der von ihm begründeten Kunstgewerbeschule, Sammler und unermüdlichen Kunstvermittler vor. Die Bedeutung seines vielgestaltigen Beitrages zur europäischen Moderne steht außer Frage. Die Ausstellung wird ein weit gespanntes Panorama seiner Leistungen vorstellen, insbesondere sein umfangreiches Schaffen im Bereich des Kunstgewerbes, der Möbelentwicklung sowie der typographischen und architektonischen Entwicklung. Sein facettenreiches Werk wird mit dieser Schau zum ersten Mal in den internationalen Kontext der verschiedenen Formen des Jugendstils und der Reformbewegungen am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gestellt. Ein wesentliches Anliegen der Weimarer Ausstellung ist darüber hinaus, van de Veldes Bedeutung für das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus und seine herausragende Bedeutung für spätere prominente Gestalter wie u.a. Max Bill oder Alvar Aalto deutlich zu machen.
Der Maler van de Velde mit seinen Kontakten zum Umkreis der belgischen und französischen Kunst-Avantgarde am Ausgang des 19. Jahrhunderts und sein Verhältnis zum Neoimpressionismus werden vom Stadtmuseum in Jena mit einer umfassenden Ausstellung gewürdigt. Das Stadtmuseum wird weiterhin das Wirken van de Veldes in Jena in einer großen, eher dokumentarisch angelegten Ausstellung untersuchen und seine Beziehungen zur Stadt und ihren Kunst- und Förderkreisen mit eigenen Werken sowie anhand von Arbeiten verschiedener, mit ihm befreundeter Künstler vorstellen.
Die Kunstsammlung Gera wird dem Wirken von van de Velde im Jahr 2013 eine Ausstellung widmen. Ebenso werden Nachfolger van de Veldes, wie der Architekt Tilo Schoder, mit seinem Schaffen in Gera gewürdigt werden.
Neben diesen hochkarätigen Projekten sind für 2013 zahlreiche Veranstaltungen, Kolloquien, Tagungen und Seminare geplant.

Auch die Thüringer Tourismus GmbH unterstützt das Van-de-Velde-Jahr

Für das Tourismusmarketing des Landes wird der van-de-Velde-Geburtstag eine große Rolle spielen. Die Städte Erfurt, Jena, Gera und Weimar, das Weimarer Land und die Thüringer Tourismus GmbH wollen ihre Kräfte bündeln, um ein starkes Marketing aufzubauen.
Bereits auf der Internationalen Tourismusbörse 2011 sollen sowohl Reiseveranstalter als auch die Reise- und Fachpresse zum Jubiläum informiert werden. Des weiteren werden Onlinemarketing, Pressearbeit sowie Messen und Präsentationen genutzt, um die Ausstellungen und Veranstaltungen zu bewerben. Ein wichtiger Partner für das Auslandsmarketing ist die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT). Laut Aussage der DZT Belgien stößt das Jubiläum nicht nur bei belgischen Reiseveranstaltern sondern auch bei zahlreichen Kunst- und Kulturvereinen auf großes Interesse. „Die gestiegenen Gäste- und Übernachtungszahlen in den Bauhaus-Städten haben gezeigt, dass unsere Gäste sehr stark an Kunst und Architektur interessiert sind“, sagt Rainer Engelhardt, Marketingleiter der Thüringer Tourismus GmbH. „Wir hoffen, dass wir auch mit dem van-de-Velde-Geburtstag 2013 unsere Besucher begeistern können“, so Engelhardt weiter.

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