Ein Hauch von Traurigkeit und Lebensfreude zugleich spannte sich durch das einstündige Konzert, das das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München in Kooperation mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Leipzig und dem Generalkonsulat des Staates Israel für Süddeutschland anläßlich Israels Unabhängigkeitstages (Yom Ha'atsma'ut) einem zahlreich erschienenen Publikum präsentierte.
Die vibrierende Stimme der in Tel Aviv geborenen Merav Barnea interpretierte – wie der Titel verhieß – „Israels Schönheit in Liedern“ voller Sehnsucht. Am Flügel begleitet wurde die bekannte Sängerin, die mit Dirigenten wie Asher Fisch, Daniel Oren und Dan Ettinger gearbeitet hat, vom ebenso gebürtigen Israeli Adi Bar, der regelmäßig in Europa, Israel und in den USA konzertiert. Eine stimmungsvolle Darbietung und ein Genuß für Kenner jüdischer Lieder und vielleicht noch mehr für Entdecker.
Israel „der gelebte Traum“ – wie IKG -Präsidentin Charlotte Knobloch Israel in ihrem Grußwort nannte – materialisiert sich im Foyer der IKG in den s/w Bildern des Fotografen Moshe Gross, der mit seiner Kamera den Aufbau des Landes über 60 Jahre hinweg wie ein Chronist verfolgte. Vermittelt wird der „persönliche Blick“ des 1925 in Leipzig geborenen und seit 1934 in Haifa lebenden Technikers, der im Laufe der Jahre zum Berufsfotografen aufstieg.
Mit seiner eigenen Biographie als deutscher Emigrant im damaligen Palästina eng verknüpft, spiegeln seine Bilder die Erfahrungen der Pionierzeit in den Kibutzim wider aber auch die stetige Entwicklung Israels von einem aus dem Sand erblühten Agrarland zur angehenden Industrienation, die ab den 30er Jahren die Massenemigration aus Europa auffangen mußte. „Ein Fotograf verewigt die Geschichte“ hat er – nicht ohne Ironie – ein Selbstbildnis genannt. Die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung, der technische Fortschritt üben eine große Faszination auf ihn, sein besonderes Interesse gilt aber stets den Menschen. Es sind einerseits Portraits der Großen, die das Schicksal von Eretz Israel mitbestimmt haben: ein nachdenkliches, mit rauchender Zigarette von Golda Meir, ein anderes von Ben Gurion, der in seinen Zügen die Spuren eines unvergleichlichen Kampfes trägt.
Das Zivilleben neben dem religiösen in aparten Bildern wie „Prophet Elijahu“ oder „Gebet in der Höhle“ , in dem ein aufgeschlagenes Buch in einer Nische der Tempelmauer den Betrachter in eine mystische Dimension versetzt. Ein Minarett hinter der Ruine eines vom Krieg zerstörten Bauwerks in Haifa gesellt sich einer modernen Baustelle. Fokussiert wird vor allem das normale Leben in den Städten, das Miteinander zwischen den Generationen. Spielende Kinder am Strand, arbeitende Menschen mit ihren Sorgen und Emotionen, Trauernde bei einem Begräbnis. Menschen aus alles Windesrichtungen: Hier Diaspora-Juden als Neueinwanderer, dort eine drusische Familie. Aber auch Greisen beispielweise in einer bewußt nicht „Altersheim“, sondern beinah liebevoll „Elternheim“ genannten Stätte, in der sich der Lebensabend in Würde verbringen läßt. Besonders rührend das Bild, in dem sich ein älteres Paar Hand in Hand auf dem Weg in einer Art „Boulevard der Dämmerung“ macht. „Immer beieinander“, der vielsagende Titel, der die Höhen und Tiefen einer gemeinsamen Existenz in sich einschließt. Als Teil einer weit unfassenderen, in Bildern voller Menschlichkeit erzählten Geschichte.
Bis zum 27.06. 2014 – St. Jakobs-Platz 18. – Mo – Do v. 15 bis 19 Uhr
Eine weitere Reihe von Israel-Bildern ist eine Woche davor mit der Hausmesse „Go to Israel“ in den Räumen der Janusz-Korschak-Akademie eröffnet worden. In mehreren Zeitabschnitten entstanden, zeigen die Farbbilder das heutige Israel in seiner alltäglichen, jenseits der üblichen Klischees gefassten Realität. Weit entfernt von der oft verfälschten Darstellung, die uns aus der Medienberichterstattung erreicht. Die Fotos stammen vom jungen Fotografen Michael Graber, der Israel seit mehreren Jahren bereist. Seine Begeisterung für die Landschaften und Städte schlägt sich hier in eine Auswahl nieder, die vorwiegend Jerusalem ins Visier nimmt. Es ist aber nicht das übliche Jerusalem mit dem Blick vom Ölberg oder auf die Klagemauer, das er in den Mittelpunkt rücken läßt. Es sind vielmehr Seitenblicke in ein Land am Schnittpunkt der Kulturen, zwischen Tradition und Modernität, Religiosität und Säkularismus, zwischen Okzident und Orient, Weltreligionen und geopolitischen Interessen. Ein kleines Land, das viele verschiedene Ethnien in sich vereinigt, wie sonst nirgendwo auf der Welt. Ein Land der krassen Gegensätze und der aufschäumenden Vitalität, die sich in der Lebensweise, im „way of life“ seiner Bürger offenlegt. Was der Fotoapparat festhält, sind bunte Läden voller unterschiedlichsten Produkte, Teller mit typischen Speisen oder Kolonialwaren, Supermärkte und lebhafte offene Märkte zur Freude fremder Besucher jeder Art. Mal ist es der spontane, unbeschwerte Tanz einer Touristin, die Klagemauer im Hintergrund. Mal die goldene Kuppel einer Moshe. Pilger, die die heiligen Stätten besuchen neben ganz normalen Touristen, die nur ihren Spass haben wollen. Eine bewegte Aufnahme der Grabeskirche und ein Minarett. Jerusalem von oben, seine Tore, mal ganz anders. Vorkehrungen für eine Hochzeit im weißen Kleid in einem Palmengarten vor Sonnenuntergang. Betende Menschen, Opfer vielleicht jenes „Jerusalem Syndroms“, der Scharen von Menschen Jahr für Jahr in die Gassen der Altstadt lockt. Die unverwechselbar stille Atmosphäre des Nationalfriedhofs, wo die Staatsgründer und die Kriegshelden ihre letzte Ruhe gefunden haben. Der ergreifende Anblick von Yad Vashem mit ihrem mahnenden Auftrag: Nie wieder! Eine wehende weiß-blaue israelische Fahne geblitzt von einer in der Hand hochgehaltenen Kleinkamera: Die Nation als Fluchtpunkt der Sehnsucht am Ziel einer endlosen Wanderung.
Bis zum 15.5.2014 – Sonnenstr. 8 – www.ejka.org.
Gefeiert wird der ISRAELTAG am 15. Mai ab 15.30 am Odeonsplatz.
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