Kleine Zahlenmonographien

Die Zahl 13, Foto: Hans Gaertner

Das Buch, um das es hier geht:

Wolfgang Held: „Alles ist Zahl. Was uns die Zahlen von 1 bis 31 erzählen“, zweihundertsechs Seiten, 18 Euro, falter im Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7725-2543-8

53 Lebensjahre zählt der Autor, und es verwundert nicht, dass er neben Pädagogik Mathematik studierte. Wie viele Jahre er Mitarbeiter der Mathematisch-Astronomischen Sektion am Goetheanum war, verrät er nicht. Dafür sagt er, dass er 12mal im Jahr einen Beitrag zu Fragen des schöpferischen Umgangs mit den Rhythmen der Zeit und des Lebens verfasst und im Lebensmagazin „a tempo“ der Verlage Freies Geistesleben und Urachhaus veröffentlicht. Er sagt auch, dass 2 Bände in der „falter“-Reihe „Wege der Seele – Bilder des Lebens“ von ihm stammen, deren Titel – wie kann`s anders sein? – nicht ohne Zahlen auskommen: „Der siebenfache Flügelschlag der Seele“ und „Vier Minuten Sternenzeit“.

In dem Bändchen „Alles ist Zahl“ ist dem Titel schon mal ein Schnippchen geschlagen. Ist doch Wolfgang Helds Buch das bisher einzige, das dem Rezensenten unterkam, in dem die Seiten-Zahlen nicht in Ziffern, sondern (s. die Annotation oben!) in Buchstaben genannt sind: „zweihundertsechs Seiten“. In „Alles ist Zahl“ geht`s mitnichten um Spaßiges, sondern um ganz ernsthafte Überlegungen zum Wesen unserer Zahlen. Schon das Kind, so Wolfgang Held, kommt darauf, „dass die meisten Dinge im Leben in einer besonderen Zahl bestehen, einer Zahl, die viel mehr als bloße Anzahl und Summe ist, sondern etwas über das Wesen auszusagen vermag“. So haben wir nicht von ungefähr „eine“ Sonne, „zwei“ Eltern, „drei“ tägliche Mahlzeiten, „vier“ Jahreszeiten und „fünf“ Finger.

In die „verborgene Ordnung der Welt“ entführt Wolfgang Held den Leser. Er mag es mit Skepsis zur Kenntnis nehmen, dass, wie Held behauptet, jeder Mensch seit seiner Geburt mit einer Zahl verbunden ist, die zwischen 1 und 31 liegt. Selbst Zahlen wir 29 oder eben 31, mit der der Autor seine kleine Zahlenmonografie beendet, hätten, so seine These, eine besondere Bedeutung.

Die so genannten natürlichen Zahlen brächten Ordnung in die nur scheinbare Beliebigkeit und das vermutliche Chaos. Held betont ihre „Einfachheit“: Diese sei durch nichts zu überbieten. Rudolf Steiner, dessen Anthroposophie Held verpflichtet ist, hielt daran fest, dass mit Zahlen alles Mögliche anzustellen ist – das „spirituell Höchste“ (etwa die Trinität Gottes im Christentum) sei nicht weniger angesprochen als „jene noch so profane oder sogar zerstörerische Rechnung“. Als Mathematiker führt Wolfgang Held Pythagoras ins Feld, der den Zahlen das Wesen aller Dinge zuschrieb.

Als wir das Jahr 2013 schrieben, sammelte der Autor dieser Zeilen mit seiner Kamera alle möglichen „13“-er. Er wollte damit dem Unfug entgegenwirken, der seit mehreren hundert Jahren der Zahl 13 nichts als Unglück anhängt. Das oft fehlende Hotelzimmer mit der Nummer 13 ist für so einen Unfug kein schlechter Beweis. Auch ein Hochhaus, das über den 12. Stock hinausgeht, besitzt oft nur noch Etagen ab der Nummer 14.

Held weiß, dass mathematisch von der 13 eine ordnende Kraft ausgeht: „So kann man in einem Würfel – als dem einfachsten geometrischen Körper – 13 Symmetrieachsen finden. Drei Achsen gehen durch die Mitten gegenüberliegender Flächen, vier Achsen verbinden als Raumdiagonale je zwei Ecken des Würfels und schließlich durchstoßen sechs Achsen die Mitte gegenüberliegender Kanten“. Wer weiß schon, dass nicht nur in der jüdischen Mystik – 13 himmlische Quellen, 13 Tore der Gnade, 13 Balsam-Ströme – sondern auch im Alten Testament die 13 „als ordnende Zahl“ eine Rolle spielt: Das 2. Buch Mose, 34. Kapitel, bringt nicht 11, auch nicht 12, sondern ausgerechnet 13 Eigenschaftes Gottes zur Sprache.

Die Hausnummer 13 auf dem Foto des Autors ist es nicht allein, die der „Überzahl“ 13 als dem „Schritt ins Ungewisse“, wie Held formuliert, einen Abgang aus diesem Text verschaffen soll. Wer genau hinguckt (dem Fotografen fiel das nicht sofort auf, sondern erst, als er sein Bild im PC betrachtete), der entdeckt darauf nicht nur die Nummer 13, sondern zusätzlich etwas, das 13mal vorhanden ist. Ja, völlig richtig: Es sind 13 Dachschindelstücke zu sehen. Zufall oder Zahlenmystik? Das mag sich jeder Leser selbst beantworten.

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Über Hans Gärtner 502 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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