Das Attentat von Manchester – Gewöhnen sich die Deutschen an den Terror in Europa?

Notbremse, Foto: Stefan Groß

Manchester und die Deutschen

Die Deutschen gewöhnen sich an den Terror in Europa, der sie nicht selber berührt. Das letzte größere Attentat in Manchester ist halbwegs verdaut, nun wird das nächste erwartet, welches hoffentlich nicht wieder in Berlin stattfinden wird. In unregelmäßigen Abständen bringen ein oder mehrere kräftige junge Männer gewöhnlich muslimischen Glaubens zufällig anwesende unbewaffnete Passanten, zuweilen auch Polizisten um. Dass unter den Ermordeten und Verletzten Muslime vorkommen, stört die gottlosen Attentäter nicht. Die muslimischen Mörder sind gewöhnlich Anhänger der Ideale des Islamischen Staates, Nachkommen von Migranten aus der arabisch-islamischen Welt oder selbst als Flüchtlinge nach Europa gelangt.

Es geht hier nicht um die unlösbare Frage, ob und wie man den Nachschub neuer Terroristen erfolgreich unterbinden kann, denn zwischenzeitlich haben genügend potentielle Mörder in Europa Fuß gefasst, die für ausreichend viele Attentate bis in die nächsten Jahrzehnte hinein sorgen können und werden. Es ist vollkommen sinnlos, auf Grund dieser Überlegungen die Anzahl der Einwanderer muslimischen Glaubens nach Europa einzuschränken, da die Wahrscheinlichkeit dadurch auch nur einen einzigen Terroranschlag zu verhindern sich unterhalb der Nachweisbarkeitsschwelle bewegt. Die Hatz auf Muslime ist reiner Populismus, der so gut wie immer die Falschen trifft. Die Muslime, die es sich zu verfolgen lohnt, werden verehrt, weil der Staat sie benötigt.

Was können wir tun? Wozu sind wir bereit?

Wir können zwar die Vergangenheit politisch oder dogmatisch schönreden, jedoch niemals ändern. Hätten wir vor Jahrzehnten die Zuwanderung von Muslimen gestoppt, dann gäbe es heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Toten und Verletzten durch Attentate von kräftigen jungen Männern muslimischen Glaubens. Wir würden stattdessen unter Attentaten anderer Provenienz leiden. Doch dies kann kein überzeugender Trost sein, da niemand fähig ist, ein aktuell vorhandenes mit einem potentiellen Leid zu vergleichen. Wir müssen folglich zu unserem importierten und zugelassenen Terror stehen.

Nostra culpa! Nostra maxima culpa!

Manch einem Leser wird die Schlussfolgerung verwundern. Haben wir gar keine Möglichkeit der Gefahrenabwehr? Nimmt nicht Dank Forschung und gesellschaftlicher Vorsorge beispielsweise die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle kontinuierlich ab? Wenn wir nur wollen, dann können wir die Attentate auf uns verhindern, zumindest deutlich reduzieren!

Wir können die Sicherheit im öffentlichen Raum durch bewaffnete Einheiten der Polizei und der Armee erhöhen! Wir können die Überwachung des öffentlichen Raumes perfektionieren. Wir können Informanten anheuern, um fähige, weitsichtig handelnde Behörden vor einem Anschlag zu informieren. Und wir können – falls wir die Attentäter lebend erwischen – verschärfte Strafen anwenden, damit potentielle Attentäter abgeschreckt werden. Die Reihe der Erfolg versprechenden Vorschläge lässt sich lange fortsetzen, darunter die Aufforderung, öffentliche Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen zu verbieten.

Es ist uns klar, dass solche Maßnahmen viel Geld, ja sehr viel Geld kosten. Wer Menschenleben retten will, darf nicht knausrig sein! Wie viele Millionen geben wir täglich aus, um Flüchtlinge zu retten? Hat unsere Sicherheit keine Priorität, ist die Sicherheit der Steuerzahler und Stützer der Gesellschaft weniger wert?

Im von Bürokratie beseelten Deutschland würde eine 100%-ige Überwachung in kürzester Zeit das öffentliche Leben lahmlegen. Die Kosten würden ins Unermessliche steigen, bedeutend höher liegen als die jetzigen Ausgaben für Flüchtlinge. Das Hauptproblem liegt jedoch am Personal, welches nicht vorhanden ist. Wir müssten geschultes Personal importieren, ohne zu wissen, auf welcher Seite die Experten im Ereignisfall stehen. Der Hauptzugang zur Konzerthalle in Manchester soll schlecht oder nicht gesichert gewesen sein. Wurde der Eingang der Manchester-Konzerthalle von einem Kumpel des Attentäters beaufsichtigt? Der Attentäter libyschen Ursprungs war britischer Staatsangehöriger, dem ein ähnlicher Sicherheitsposten lediglich auf Grund seines Glaubens nicht verwehrt worden wäre.

Wir können unsere Sicherheit nicht stärken, ohne den Großteil unserer Werte über Bord zu werfen. Dazu gehören unangemeldete Kontrollen auf beliebigen Straßen und eine penible Grenzüberwachung. Jede Geldüberweisung müsste genauestens überprüft, Bargeld abgeschafft werden. Langwierige Kontrollen vor Kaufhäusern, Schulen, Kinos, Ämter und Diskos wären die Regel. Eine Reise ins Ausland wäre noch das einfachste, da die digitale Überwachung zügig abläuft.

Das Schwierigste wäre jedoch die veränderte Einstellung zum Recht und zur Gewalt. Wir müssten das allgemeine gültige Recht annehmen und gleichzeitig akzeptieren, dass es ausnahmslos für jeden gilt! Jeder, der sich nicht ausweisen kann, wird bis zur Klärung seiner Identität festgesetzt. Derjenige ohne Papiere muss den Behörden seine Identität nachweisen und nicht wie momentan üblich umgekehrt.

Unsere Einstellung zur Gewalt können wir pazifizierten Bürger niemals ablegen. Denn der Einzelne sollte nicht die Opfer bis zum nächsten Attentat beweinen, sondern stattdessen aktiv, also mit (Waffen)Gewalt gegen die Täter vorgehen. Doch obwohl den meisten von uns der Glaube wenig bedeutet, sind wir auf Grund unserer Geschichte, an der wir unschuldig sein und keine Verantwortung tragen wollen, und der gegenwärtigen deutschen Politikleitung von den theoretischen Werten des Neuen Testaments (Mt 5,39) durchdrungen:

Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halt ihm auch die andere hin!

Die kräftigen junge männlichen Attentäter muslimischen Glaubens kennen und verstehen diesen Mt-5,39-Spruch nicht. Sie schlagen zu, noch bevor der Werte schleppende Europäer reagiert, der somit immer der Verlierer ist.

Nachtrag:

Vertraut man den Eintragungen in den sozialen Netzen, so dreht das einfache Volk wegen des grausamen, menschenverachtenden Attentats in Manchester durch, da es Kindern und Jugendlichen gegolten hat. Ab sofort wird der IS die Nagelbomben nach palästinensischem Rezeptur und Vorbild (kopflose Nägel dringen tiefer ins Gewebe ein und sind somit tödlicher) einsetzen. Ich befürchte deshalb, dass bald die in den sozialen Netzen geforderten Forderung nach Folter offiziell unterstützt und in Deutschland eingeführt wird.

Dabei scheint das Lutherjahr bedeutende deutsche Politiker zu veranlassen, die Gräber palästinensischer Kindermörder aufzusuchen und mit Kränzen zu huldigen, die jüdische Kinder und Babys ermordet haben und ermorden ließen. Da Trump den bösen Unfug nicht wiederholt hat, fühlen sich die deutschen Politiker im Recht. Vor allem deutsche Kirchenmänner und politisch motivierte Deutsche, die dem Antisemitismus schon aus Familientradition verpflichtet sind, übersehen gerne Terrorakte, wenn sie gegen Juden in Israel gerichtet sind. Die Terroristen machen jedoch keinen Unterschied zwischen Nicht-Muslimen, ob Juden, Christen oder Atheisten. Wenn also palästinensische Nagelbomben gegen Juden in Israel moralisch zulässig sind, dann sind auch libysche Nagelbomben gegen Engländer in Großbritannien moralisch vertretbar.

 

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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