Facettenreich, informativ und unterhaltend zugleich verliefen auch in diesem Jahr die Jüdischen Kulturtage München, die wie immer auf die Initiative und auf den bewundernswerten Elan der Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition Frau Ilse Ruth Snopkowski zurückgehen. Für ihr großes ehrenamtliches Engagement und für ihre „ehrenamtlichen Verdienste auf dem Gebiet der Kultur“ erhielt sie am Ende des diesjährigen Festivals die Verdienstmedaille des Bezirks Oberbayern in Gold.
Eröffnet wurde das diesjährige Festival, das 2016 sein 30jähriges Jubiläum feierte, mit einem bejubelten Konzert des ausschließlich aus Musikerinnen bestehenden „Londoner Klezmer Quartet“, das mit seiner Originalität und Virtuosität das Publikum mitreißen konnte. Klezmer auch einige Tage später im selben Carl-Orff- Saal im Gasteig durch das mit dem Echo-Klassik Musikpreis ausgezeichneten „David Orlowski Trio“, das auch für Furore sorgte. Aus Israel kam das „Yamma Ensemble“, das eine Mischung aus sephardischen, jemenitischen und ost-europäischen Melodien in der Black Box spielte. In der Seidlvilla erinnerten die Prager Sopranistin Irena Troupová und der Pianist Jan Dusek an die „Musik des stillen Widerstandes“ u.a. vom Komponisten Viktor Ullmann und seiner Mitstreitern Erwin Schulhoff und Pavel Haas aus Prag, deren glanzvolle Karrieren in der NS-Zeit gewaltsam unterbrochen wurden. Auch bei dieser Edition des Festivals durften nicht hochkarätige Filme fehlen wie die Premiere des Kino-Dokumentars von Karin Kaper und Dirk Szuszies Wir sind Juden aus Breslau (D 2015), in deren Fokus Zeugnisse von 14 Überlebenden aus der jüdischen Gemeinde Breslau stehen. Vom besonderen Interesse auch der vom Film gewährte Einblick ins heutige Breslau, wo die Aufmärsche rechtsextremer Gruppierungen Anlass zu großer Sorge bereiten.
Drei beeindruckende Frauenportraits präsentierte die in Berlin lebende israelische Regisseurin Sharon Ryba-Kahn als weitere Premiere unter dem Titel „Recognition„(Hakara) (Israel 2015). Drei Frauen unterschiedlicher Herkunft mit ganz unterschiedlichen Zielen: Nogas, die in eine der besten Einheiten der israelischen Armee aufgenommen werden will, die religiöse Jüdin Moran, die als Sozialarbeiterin in Sderot arbeitet, wo die die Junge Araberin Hanadi der ständigen Gefahr von Raketeneinschlägen ausgesetzt ist.
Im Zeichen der Erinnerung an die Shoah stand die Buchvorstellung in Kooperation mit „Gegen das vergessen-Für Demokratie“ der angereisten israelischen Autorin Dina Dor-Kasten „Versteckt unter der Erde“ ((Metropol Verlag), die das Überleben der Familie Kasten in einer Höhle in den Wäldern der Ukraine schilderte.
Zum Ausklang des Festivals referierte die Historikerin Dr. Elisabeth Fuchhuber-Weiß im Jüdischen Museum über die „Geschichte des Davidsterns“ und dessen symbolhafter Bedeutung von der vorchristlichen und vorislamischen Zeit bis heute jeweils als Schmuckornament, Schutz gegen Schadenszauber oder als Zeichen jüdisch-nationalen Bewusstseins.
Als nächstes Projekt der „Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V. „ steht die Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Pro Arte e.V. an mit der Ausstellung „Venice Ghetto + 500“ und Begleitprogramm (Eröffnung im Gasteig am 3. Dezember 2016).
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