Anlässlich der Tagung „Goethe – Wieland – Görtz“ der Anna Amalia und Goethe Akademie zu Weimar am 28. August im Grand Hotel Russischer Hof werden unter anderem neu entdeckte Briefe Christoph Martin Wielands an den Staatsmann und Prinzenerzieher Johann Eustachius Graf von Görtz vorgestellt. Bisher waren 20 Briefe vom überragenden Dichter der Aufklärung Wieland an Görtz bekannt, Gegenbriefe sind nicht erhalten. Nun hat die Historikerin Gabriele von Trauchburg weitere 21 Briefe mit zahlreichen Anhängen aus 1772 entdeckt. Zu dieser Zeit bahnte sich die Berufung Wielands als Prinzenerzieher nach Weimar mit für damalige Verhältnisse märchenhaften Anstellung sbedingungen einschließlich einer hohen Pension auf Lebenszeit für drei Jahre Tätigkeit an. Für das literarische Deutschland ein Fanal: „Der erste deutsche Dichter, der als solcher zum Hofmanne die Bahn bricht; so klein auch immer der Hof ist“, schrieb Carl Ludwig von Knebel. Wer war die treibende Kraft der Berufung von Wieland und warum? Mit der Berufung Wielands am 28. August 1772 war der Grundstein für den weltweiten Ruhm Weimars als literarisch-künstlerischer Leuchtturm gelegt; kurze Zeit später sollte der Dichter Johann Wolfgang Goethe unter noch besseren Bedingungen in Weimar angestellt werden. Aufgrund der neu entdeckten Briefe werden die Zusammenhänge deutlich, die schon Gegenstand von Kontroversen in der Forschung waren. Etwa die Frage, für wen Wielands Roman Der goldene Spiegel oder die Könige von Scheschian geschrieben wurde. Sollte der „Goldene Spiegel“ für den Weimarer Erbprinzen Carl August als Unterrichtsmaterial verfasst worden sein und nicht für Kaiser Joseph II.? Welche Rolle spielte die Herzogin Anna Amalia? Sind darüber hinaus auch weitere Aufschlüsse hinsichtlich des angeblich geplanten „Staatsstreichs“ von Görtz und dem Gothaer Minister Silvius Freiherr von Frankenberg im Jahre 1772 möglich?
Weitere Beiträge: Mit der Weimarer Hofgesellschaft in Wielands Werk beschäftigt sich der Historiker Stefan Weiß unter der Fragestellung, welche biographische Aufschlüsse von Wielands Werk zu erwarten sind. Der Informatiker Herbert Stoyan und der Rechtshistoriker Ettore Ghibellino berichten über den Stand einer Wiki-Datenbank zu Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt. Die Literaturwissenschaftlerin Sibylle Penkert verspricht schließlich mit dem Beitrag „Das Bild vom kranken Königssohn als erotischer Intertext zu Wilhelm Meisters Lehrjahren“ Licht in eine Schlüsse lszene aus Goethes Roman zu bringen. Mit wem verbrachte der Romanheld die glühende Liebesnacht?
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