Corona weiter auf dem Vormarsch, Material- und Fachkräftemangel, Lieferengpässe und Inflation. Die Wirtschaft kommt nicht richtig in die Gänge und weitere Lockdowns drohen. Der Automobilstandort China ist auf dem Vormarsch und US-Präsident Biden wird auch 2022 nicht liefern. Den Aktienmärkten drohen erhebliche Turbulenzen und die Kryptowährung Ethereum wird auch 2022 erfolgreicher als Bitcoin sein.
Deutschland hat dieses Jahr gewählt und seit kurzem auch endlich eine Regierung. Was von dieser Regierung zu halten ist und wie lange sie halten wird kann ich momentan noch nicht beurteilen.
Ich gehe jedoch davon aus, dass Deutschland auch unter dieser Regierung das Land mit der höchsten Steuer- und Abgabenlast bleiben wird. Deutschland wird wohl auch 2022 die höchsten Strompreise weltweit haben. Auch Tanken und Heizen wird 2022 nicht günstiger. Ferner gehe ich davon aus, dass Deutschland auch weiterhin der Zahlmeister der EU bleiben wird.
Kurzum: Das Leben in Deutschland wird keinesfalls günstiger. Offensichtlich ist dieser Sachverhalt für viele Wähler vollkommen irrelevant, denn sie haben zu einem Großteil eben die Parteien gewählt, welche dafür verantwortlich sind.
Corona
Erwartungsgemäß wird uns Corona weiterhin begleiten. Gegenwärtig ist noch keine Lösung der Problematik in Sicht. Niemand kann heute seriös prognostizieren, ob es wieder zu einem harten Lockdown in Deutschland kommt oder nicht, weil niemand weiß, wie sich Corona weiterentwickelt.
Gegenwärtig sieht es jedoch danach aus, dass die Omikron-Variante sich immer schneller ausbreitet. In den Niederlanden wurde bereits ein strenger Lockdown aufgrund der Omikron-Variante verhängt.
Sollte es in Deutschland abermals zu einem Lockdown kommen werden sich unsere Innenstädte noch schneller und noch gravierender verändern. Es werden noch mehr Einzelhändler von der Bildfläche verschwinden und noch mehr Restaurants, Bars, Hotels, Clubs, Pensionen, Veranstaltungslocations… ihre Pforten nicht mehr öffnen. Sollte es im Rahmen eines Lockdowns auch zu Schließungen von Unternehmen kommen, dann sind die wirtschaftlichen Konsequenzen für unser Land verheerend.
Industrieproduktion wird 2022 nicht erheblich steigen
Die Industrieproduktion befindet sich gegenwärtig auf dem Niveau von 2014. Ob und wann Deutschland wieder auf das Niveau von 2018 kommen wird, ist mehr als unklar. Einen weiteren harten Lockdown (nicht nur mit Schul- sondern auch mit Unternehmensschließungen) kann sich Deutschland kaum leisten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es einen harten Lockdown mit Unternehmensschließungen nicht geben kann. Ich gehen davon aus, dass die Industrieproduktion auch 2022 nicht das Niveau von 2018 erreichen wird.
Automobilsektor – Industriestandort Deutschland weiter auf dem absteigenden Ast
Im Automobilland Deutschland werden immer weniger Fahrzeuge produziert. 2018 sank die deutsche PKW-Produktion um 9,4 Prozent, 2019 um 9 Prozent, 2020 um 24,7 Prozent und in den ersten 11 Monaten 2021 um knapp 11,6 Prozent. Gegenwärtig ist keine Besserung in Sicht. Allein im November 2021 sank die PKW-Produktion in Deutschland um 31,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Output der PKW-Produktion lag in Deutschland im Jahr 2020 bereits bei ca. 3,5 Millionen Einheiten, das war der tiefste Stand seit dem Jahr 1975! 2021 sieht es sogar noch schlechter aus. Materialmangel wird auch 2022 die Branche vor immense Probleme stellen. Im November haben in der Autoindustrie 88 Prozent der Unternehmen über Engpässe geklagt.
2022 – Keine Erholung in Sicht
Es ist davon auszugehen, dass es auch 2022 keine V-förmige Erholung geben wird. Zweifellos handelt es sich um eine besorgniserregende Strukturkrise der Autoindustrie. Und zwar die härteste in der Geschichte des Automobilstandorts Deutschland. Sollte die Entwicklung weiter so fortschreiten, dann wird dies verheerende Konsequenzen für unser Land haben.
Äußerst bedenklich sieht es laut der Unternehmensberatung PwC bei den Zulieferern der Autohersteller aus. Nur noch 24 Prozent der Zulieferer sind finanziell solide aufgestellt. 42 Prozent sind „inzwischen in einer finanziell angespannten Lage“.
China wird Automobilstandort Deutschland ablösen
Immer mehr deutet darauf hin, dass der Automobilstandort Deutschland auf dem absteigenden Ast ist und China der Gewinner sein wird. Laut Handelsblatt wird die neue Elektroversion der BMW 3er-Reihe exklusiv in China gebaut. Obendrein verlagert BMW die Produktion seines SUV-Bestsellers X5 von den USA nach China. Außer den beiden Top-Modellen der 7er-Reihe (Limousine und SUV) sowie einzelnen Tuning-Fabrikaten produziert BMW mit der Teilverlagerung des X5 bald alle wichtigen Baureihen in China. China ist der größte Einzelmarkt von BMW, wie auch bei den anderen deutschen Autokonzernen Volkswagen (VW) und Daimler. In den ersten drei Quartalen hat BMW (inklusive aller seiner Marken) etwas mehr als jedes dritte Auto in China verkauft.
China ist mit einem Anteil von rund 35 Prozent am Gesamtabsatz längst der wichtigste Markt für PKW der Marke Mercedes-Benz. Mercedes-Benz eröffnete im Oktober ein neues Technikzentrum in der Region Peking. Dort arbeiten bereits über 1000 Ingenieure. 2022 wollen Daimler und Geely den Kleinwagen Smart aus chinesischer Produktion auf den Markt bringen. Von der Mercedes-Benz Group ist bereits ein Fünftel in chinesischer Hand. China hat offensichtlich ein sehr großes Interesse an Technik aus Deutschland. Der staatliche Autokonzern Baic hat verkündet, dass sein Anteil am deutschen Wettbewerber Daimler mit fast zehn Prozent noch leicht über dem des ebenfalls aus China stammenden Rivalen Geely liegt. Mercedes-Benz verfügt im Gegensatz zu VW (Porsche Automobil Holding SE und Land Niedersachsen) und BMW (Susanne Klatten und Stefan Quandt) über keine ausgewiesenen Ankeraktionäre. Dies sind Investoren, die einen wesentlichen Anteil an einem Unternehmen halten und diesen auch nicht verkaufen werden. Mercedes-Benz gilt zweifellos als potenzieller Übernahmekandidat. Unverkennbar wird die Macht Chinas über Deutschlands Schlüsselindustrie immer größer. Uns sollte klar sein, dass der Preis für die Geschäfte in und mit China sehr hoch ist. Die in China tätigen Konzerne müssen ihre Daten aus der Entwicklung, Finanzierungen, Nutzungsverhalten… mit dem Regime in Peking teilen. Wir sollten nicht vergessen, dass Chinas Devise lautet: China first. China will, dass seine Automobilindustrie weltweit die Nummer 1 wird. Momentan verdienen deutsche Automobilhersteller, Maschinenbauer… viel Geld in China. Ob das langfristig so bleiben wird, oder ob sie weggefegt werden, wenn China endgültig zur Supermacht aufgestiegen ist, ist keinesfalls klar.
Ich vertrete die Meinung, dass die Unternehmen langfristig gesehen einen extrem hohen Preis dafür bezahlen werden. Doch dann ist es zu spät. Ich gehe davon aus, dass 2022 der Automobilstandort China weiter an Relevanz gewinnt und Deutschland weiter verliert. Ferner ist davon auszugehen, dass noch mehr chinesisches Geld in deutsche Zulieferer und möglicherweise auch in Daimler fließt.
Fachkräftemangel in Deutschland verstärkt sich – Brain drain geht 2022 weiter
Laut dem Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) sind knapp 1,8 Millionen deutsche Staatsangehörige im vergangenen Jahrzehnt ins Ausland umgezogen. Etwa 1,3 Millionen Menschen kamen zurück. Seit 1991 wanderten jährlich etwa 24.000 mehr Deutsche aus als ein. Einerseits wandern Menschen in Management-Tätigkeiten ungefähr so häufig aus Deutschland aus wie in die BRD zurück. Auswanderer aus dem IT- und naturwissenschaftlichen Sektor bleiben jedoch häufiger im Ausland.
Es ist davon auszugehen, dass Deutschland auch zukünftig nicht in großem Stil Hochqualifizierte anzieht. Unser Land ist schlicht und einfach wenig attraktiv für zuwanderungswillige Akademiker aus dem Ausland. Betrachtet man die – um Steuern und Preisniveau bereinigten – Löhne, ist Deutschland sogar vollkommen unattraktiv. Solange in Deutschland Fleißige in Form von Steuern drastisch bestraft werden, und Sozialleistungen – bei offenen Grenzen – im internationalen Vergleich hoch sind, wird weiterhin einerseits eine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme und andererseits eine Abwanderung von Hochqualifizierten stattfinden. Drei Viertel der Auswanderer aus Deutschland haben eine Hochschulausbildung. Obendrein werden die dringend benötigten hochqualifizierten Fachkräfte mit Sicherheit nicht ins Land strömen. Denn schlussendlich zählt der Nettoverdienst und hier ist Deutschland vollkommen unattraktiv. Folglich werden auch 2022 immer mehr top-ausgebildete junge Menschen Deutschland den Rücken kehren und Deutschland wird gewiss nicht die Spitzen-Fachkräfte, beispielsweise im IT-Bereich, anziehen, die erforderlich sind.
Target2 Forderungen werden weiter steigen
Die Ungleichgewichte (Leistungs- und Kapitalbilanz) innerhalb der Eurozone bleiben weiterhin bestehen. Die Target2 Forderungen betragen mittlerweile 1.127.545.126.384,59 Euro (Stand 30. November 2021). Da die Politik nach wie vor an dem zum Scheitern verurteilten Währungsexperiment Euro festhält, werden wir auch zukünftig steigende Forderungen der Bundesbank sehen. Von der Politik ist derzeit kein Gegensteuern zu erwarten. Nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass Deutschland dieses Geld niemals wieder sehen wird und die Target2 Verbindlichkeiten 2022 weiter steigen werden.
EZB – Gelddruckirrsinn geht 2022 weiter
Auch 2021 wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) massiv Geld gedruckt. Die Bilanzsumme der EZB hat inzwischen die Rekordsumme von 8,38 Billionen Euro erreicht. Allein seit Beginn der Corona-Krise ist die Bilanzsumme in nur 21 Monaten um 3,6 Billionen Euro emporgeschnellt. Seit zwei Jahren ist Christine Lagarde EZB-Präsidentin. Seit sie im Amt ist pumpt sie jeden Monat 171 Milliarden Euro in den Markt. Das sind jeden Tag 5,7 Milliarden Euro.
Es ist stark davon auszugehen, dass dieser Wahnsinn auch zukünftig anhalten wird. Dass dies weder nachhaltig noch sinnig ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie die Notenbank die Zahnpasta jemals wieder in die Tube bekommt, ohne dass es zu gravierenden Turbulenzen an den Märkten kommt, ist ebenfalls vollkommen unklar.
Würde Lagarde die Geldflut und Anleihekäufe stoppen, ist davon auszugehen, dass die Zinsen steigen. Höhere Zinsen würden die Konjunktur in der Eurozone abwürgen und sind der Gau für die bis zur Halskrause verschuldeten Staaten Südeuropas. Italiens Staatsschulden sind mittlerweile auf 2,7 Billionen Euro geklettert. Spaniens Staatsverschuldung stieg während der Corona-Krise von rund 95 auf etwa 125 Prozent an. Frankreich meldet einen Rekordstand von 115 Prozent. In Griechenland liegt sie bei 210 Prozent. In Anbetracht dieser teilweise exorbitanten Verschuldung werden wir nie wieder markante Zinserhöhungen in der Eurozone sehen.
Inflation bleit 2022 hoch
Die irrsinnige Notenbankpolitik hat nicht nur an den Aktien- und Immobilienmärkten einen heftigen Spekulationsboom ausgelöst, sondern mittlerweile hat die Inflation auch die Verbraucherpreise erreicht. Kurzum: Nach der Assetpreisinflation (Aktien, Immobilien) ist die Inflation im Alltag angekommen. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei keinesfalls um ein temporäres Phänomen handelt. Dies musste nun auch der Vizechef der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos zugeben. Er geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum länger andauern wird. »Unsere Inflation ist hartnäckiger und nicht so vorübergehend, wie wir erwartet hatten«, sagte er in einem Gespräch mit dem spanischen Sender »Cope«.
Da auf Grund des demografischen Wandels zusehends Arbeitskräfte (Fachkräfte) fehlen, dürfte dies die Löhne steigen lassen. Ferner wird der Kampf gegen den Klimawandel auch weiterhin zu höheren Preisen führen. Diese Preissteigerung ist offensichtlich politisch gewollt. Das beste Beispiel hierfür ist die CO2-Besteuerung. Experten sprechen bereits von „Greenflation“. Der Hauptleitragende der Inflation ist vorwiegend der kleine Mann. Für immer mehr Geringverdiener und Rentner wird ein menschenwürdiges Leben zusehends unerschwinglich. Sollte dieser Winter hart und lang werden, und die Energiepreise nicht sinken (wovon gegenwärtig nicht auszugehen ist), dann werden zahlreiche Bürger im Frühjahr vor dem Problem stehen, wie sie ihre explodierten Nebenkostennachzahlungen begleichen sollen. Ferner zahlen die klassischen Sparbuchsparer und die Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen, Riester, Rürup… ebenfalls die Zeche. Viele dieser Finanzprodukte, welche früher noch einigermaßen attraktiv erschienen, sind in Zeiten von ultraniedrigen Zinsen und hoher Inflation ein miserables Investment. Bereits bei einer Inflationsrate von zwei Prozent schmilzt die Kaufkraft von 1000 Euro nach fünf Jahren auf knapp 900 Euro zusammen.
USA – 2022 wird weiterhin Geld gedruckt
In den USA dominiert das Thema Inflation ebenfalls die Schlagzeilen. Die Inflation ist im November 2021 auf 6,8 Prozent geklettert. Dies ist der höchste Wert seit Juni 1982. Egal ob wie unter Donald Trump oder unter Joe Biden, es wird in den USA weiter Geld gedruckt. Die Bilanz der US-Notenbank FED verdoppelte sich von 4 auf über 8,7 Billionen Dollar. Wie lange der Wahnsinn noch fortgeführt wird, steht bis dato in den Sternen. Es ist davon auszugehen, dass in den USA auch 2022 weiterhin Geld gedruckt wird, wenn auch nicht mehr in Dimensionen wie 2021.
US-Präsident Biden wird 2022 auch nicht liefern
Was hat US-Präsident Biden den Wählern nicht alles versprochen. Viel geliefert hat er bis dato nicht.
Jetzt hat auch noch der konservative demokratische Senator Joe Manchin verkündet, dass er nicht für Bidens „Build Back Better“-Paket stimmen wird. Damit steht eines der Projekte der Demokraten vor dem Aus. Der „Build Back Better“-Plan sollte den sozialen Sektor, das Gesundheits- und Bildungssystem sowie den Klimaschutz mit zuletzt noch 1,75 Billionen Dollar ausbauen. „Build Back Better“ galt als eines der wichtigsten Vorhaben von Biden. Die Demokraten wollten unter anderem größere Steuererleichterungen für Eltern, bezahlte Erziehungszeiten für Arbeitnehmer, einen Ausbau der Krankenversicherungen Mediaid und Medicare sowie die Förderung alternativer Energien finanzieren. Das ursprüngliche 3,5 Billionen Dollar Paket sollte auch das gebührenfreie Studium an öffentlichen Colleges ermöglichen. Davon spricht heute bereits niemand mehr. Sollte Biden nicht liefern sieht es für die Demokraten bei der nächsten Wahl rabenschwarz aus und ein möglicher nächster Präsident namens Donald Trump scheint durchaus möglich zu sein
2022 – Hyperinflation kommt nicht
Von der von zahlreichen „Experten“ beschrienen Hyperinflation sind wir gegenwärtig noch erheblich entfernt. Demzufolge halten nach wie vor viele Private sowie Investoren auf Grund dessen nicht unerhebliche Cashbestände. Warren Buffett hortet weiterhin Cash-Reserven von knapp 143 Milliarden US-Dollar. Amerikas Tech-Giganten wie Alphabet, Apple, Microsoft, Facebook, Oracle… halten ebenfalls nach wie vor immense Cash Positionen. Würden diese von einer nahenden Hyperinflation ausgehen, dann würden sie gewiss ihre Cash Positionen rapide abbauen. Das machen sie jedoch nicht. Folglich warten sie lediglich ab, bis die, dank des billigen Geldes, von der Realität abgekoppelten Märkte korrigieren, um dann einzusteigen.
Kurzum: Noch besteht nicht die Gefahr einer Hyperinflation. Langfristig ist diese jedoch nicht ausgeschlossen, sollten die Notenbanken auch langfristig an ihrer irrsinnigen Notenbankpolitik festhalten.
China – Immobilienblase
Chinas Immobiliensektor ist eine der Schlüsselbranchen des Landes. Der Immobiliensektor steuert mehr als ein Viertel zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Manche Schätzungen gehen sogar von einem Drittel aus. Im Immobilien- und Baugewerbe sind fast 20 Prozent der städtischen Arbeitskräfte Chinas beschäftigt. Allein Chinas größter Immobilienkonzern Evergrande steht für etwa zwei Prozent des BIP. Chinas fünf Billionen US-Dollar schwere Immobilienbranche ist bis zur Halskrause verschuldet und in desaströser Schieflage.
China hat über viele Jahrzehnte ein für uns Europäer unvorstellbares Wachstum seiner Städte erlebt. Der Durchschnittspreis für ein Wohnhaus in China – in der Regel eine Wohnung – hat sich zwischen 2001 und 2019 mehr als vervierfacht. Dieses gigantische Wachstum ging jedoch einher mit einer immer größer werdenden Verschuldung der Immobilienunternehmen. Die Deutsche Welle vergleicht das Geschäftsmodell eher mit einem Schneeball-System als mit einer nachhaltigen Investitionsstrategie. Bereits vor dem ersten Spatenstich wird in China eine beträchtliche Anzahlung fällig, mit der dann das Immobilienunternehmen das aktive Geschäft am Laufen hält. Jetzt gerät das zum Scheitern verurteile Geschäftsmodell ins Wanken. Bereits Ende August 2021 hatte Evergrande seine Gläubiger vor einem Zahlungsausfall gewarnt. Folglich brachen dann nicht nur die eigenen Papiere ein, sondern der Ausverkauf der Anleihen griff infolgedessen auch auf die Papiere vieler hoch verschuldeter Wettbewerber über. Kurzum; der asiatische Markt für hochverzinsliche Anleihen wurde von einem durch Panik gesteuerten Handel schwer erschüttert. Daher stiegen die Renditen stark an. Verheerend ist, dass jedoch ausgerechnet chinesische Bauträger zu den größten Emittenten hochverzinslicher Anleihen (Junk Bonds) gehören.
Ob Evergrande, Kaisa, China Modern Land, Sinic Holdings und der Luxusentwickler Fantasia… die auf Pump finanzierte, teilweise irrsinnige Immobilienblase in China zum Platzen bringen und die globalen Märkte damit in einen massiven Abwärtsstrudel, oder ob die chinesische Regierung noch die Kuh vom Eis bekommt, ist noch nicht klar. Dennoch ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die Blase platzt. Ob man all den aus China verkündeten Zahlen tatsächlich Glauben schenken kann, liegt im Auge des Betrachters.
Fakt ist: Der höchstverschuldete Immobilienentwickler der Welt,Evergrande, ist bereits faktisch pleite. Es stellt sich lediglich die Frage wann und in welcher Form (geordnet oder ungeordnet) der Konzern pleitegeht und welche weiteren Unternehmen folgen werden. Ob China eingreift oder ob Chinas Lenker ein Exempel statuieren werden, kann bis dato niemand vorhersagen. Eine unkontrollierte Liquidierung von Evergrande würde zweifellos auch die chinesische Führung erheblich in die Bredouille bringen. Im Falle einer Pleite ist davon auszugehen, dass viele Lieferanten und Kunden des Konzerns fallen werden. Die Folge wäre ein riesiger und schwer zu stoppender Tsunami, der über den maßgeblich auf Pump finanzierten chinesischen Immobilienmarkt hinwegfegen wird. Dieser Finanztsunami hätte ohne Zweifel auch drastische Auswirkungen auf den Westen. Global wird es an den Märkten zu erheblichen Korrekturen kommen. Ferner ist davon auszugehen, dass sich die betroffenen Gläubiger in China mit Geschäften zukünftig einschränken müssen. Sollte Chinas Wirtschaft in Folge der Schuldenkrise überhaupt nicht mehr oder wesentlich langsamer wachsen, dann wird dies drastische globale Folgen haben. Es wird nicht nur die chinesische Wirtschaft leiden, sondern auch die des Westens. Insbesondere die exportorientierte deutsche Wirtschaft wird ausgesprochen betroffen sein. Mehr denn je vertrete ich die Meinung, dass der chinesische Immobilienmarkt die mit Abstand größte Blase der Welt ist. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Blase in China platzt und nicht ob. Für 2022 gehe ich davon aus, dass der chinesische Staat alles unternimmt, damit die Blase nicht platzt.
Ethereum und nicht Bitcoin wird auch 2022 erfolgreichste Kryptowährung
Allein die letzten Wochen haben gezeigt, wie spekulativ Kryptowährungen sind, und dass sie keinesfalls mit Gold verglichen werden können. 2021 gab es keinesfalls nur Gewinner am Kryptomarkt. Jene, die in den Boomphasen (Bitcoin: März und Mai sowie Oktober bis Januar; Ethereum: Anfang Mai und Oktober bis Januar) eingestiegen können davon ein Lied singen. Oftmals ist zu lesen, dass es sich bei Bitcoin um die erfolgreichste Kryptowährung der Welt der letzten Jahre handelt. Dies mag von der Marktkapitalisierung her durchaus der Fall sein. In Punkto Performance ist dies jedoch keinesfalls richtig. Allein in den letzten fünf Jahren ging es bei der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum um 45.181 Prozent nach oben. Der Bitcoin ging im Vergleich lediglich um 4.746 Prozent nach oben (Stand 1.01.2022). Auch 2022 werden Investoren von Ethereum einen besseren Deal als Bitcoininvestoren machen.
Kampf gegen das Bargeld geht weiter
Man sollte sich genau überlegen wie viel Geld man auf dem Konto lässt. Das Geld auf dem Konto gehört ja bekanntlich der Bank. Man ist lediglich Gläubiger der Bank. Hohe Beträge gehören selbstredend nicht auf das Konto. Es ist davon auszugehen, dass der Kampf gegen das Bargeld mit noch größerer Vehemenz weiter geht als bisher. Parallel wird weiterhin mit Hochdruck an einem digitalen Euro gearbeitet. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis der digitale Euro kommt. Für 2022 ist dieser jedoch nicht zu erwarten.
2022 ein Jahr der Sachwerte
2022 werden Sachwerte dominieren. Solange die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld fluten, ist davon auszugehen, dass die Immobilienpreise noch weiter steigen werden. Wie lange dieser in vielen Regionen von der Realität abgekoppelte Immobilienboom noch anhält, ist nicht klar vorauszusagen. Dasselbe gilt für Aktien. Hier gehe ich jedoch noch von einer Korrektur aus. Im Anschluss der Korrektur wird es durchaus attraktive Kaufoptionen geben. Nach dieser Korrektur werden die Notenbanken in noch größerem Ausmaß ihre Druckpressen anwerfen und die Aktienwerte in bis dato unbekannte Dimensionen pushen.
An Edelmetallen führt auch in Zukunft kein Weg vorbei
Das Vertrauen der Menschen in die Eliten und in Papierwerte schwindet und löst zusehends eine Flucht in Sachwerte aus. Bereits vor 100 Jahren sagte der Gründer der Bank JPMorgan, John Pierpont Morgan: „Gold and silver are money. Everything else is credit.“ Bis zum heutigen Zeitpunkt können Regierungen weder Edelmetalle herstellen noch durch inflationären Gebrauch entwerten. Physische Edelmetalle sind, anders als Anleihen, an kein Zahlungsversprechen einer Regierung oder eines Unternehmens gebunden. Selbstredend können Edelmetalle kurzfristig erheblichen Schwankungen unterliegen. Langfristig aber schützen einige Edelmetalle vor Inflation und zählen bis heute zu den erfolgreichsten Anlagen überhaupt. Gold ist mehr denn je die Lebensversicherung für ihr Portfolio. Je mehr Geld die Notenbanken aus dem Nichts erschaffen, desto wichtiger ist der Besitz physischen Goldes. Nach wie vor sind die größten Goldbesitzer global die Notenbanken der Welt. Kurzum: Investments in Gold haben Zukunft. Ich erwarte für 2022 einen Goldpreis von mindestens 1.900 Dollar und bei Silber von 25 Dollar
Matthias Weik
Matthias Weik, langjähriger Finanzexperte, fünffacher Bestsellerautor und langjähriger Geschäftsführer der Finanzstrategieberatung für Privatpersonen und Unternehmen F&W – Finanzen und Wirtschaft; Strategien zur Vermögenssicherung GmbH. https://fw-vs.de/