„20 Jahre Wetter“ – Über die Messungen an der EAH Jena

Jena, Foto: Stefan Groß

Über das 20-jährige Jubiläum und die Entwicklung der klimatologischen Messstation der EAH Jena wurde in den letzten Wochen bereits berichtet. Es lohnt sich aber auch, kurz auf das Witterungsgeschehen zu schauen.

Bereits im Juni 2000 war ein, aus heutiger Sicht bescheidener Höchstwert von 35,9 °C. Daraus ergaben sich monatliche Witterungsrückblicke, die es 10 Jahre lang regelmäßig gab. Richtig heiß wurde es 2015. Anfang Juli wurde in Kitzingen eine neue Höchstmarke für Deutschland von 40,3 °C erreicht. Die Messstation der EAH Jena registrierte am 4. Juli mit 38,4 °C die maximale Temperatur. Im Schillergäßchen neben der Sternwarte waren es sogar noch drei Zehntel mehr.

Viel Aufmerksamkeit erhielt der heiße Sommer 2003, damals als Jahrhundertsommer wahrgenommen. 2018 war der Sommer nahezu genauso warm, was kaum noch zu Schlagzeilen führte. Für die drei Sommermonate ist der Klimatrend besonders einheitlich und mit 0,05 K pro Jahr vor allem doppelt so hoch wie für die übrigen Jahreszeiten. So stellen es die Daten aus den letzten 20 Jahren dar. Aktuell erlebten wir 2019 mit 21,6 °C gerade den wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen mit einem absoluten Maximum von 38,0 °C am letzten Tag. Der wärmste Monat überhaupt war der Juli 2006 mit einem Mittel von 23,4 °C.

Das Gesamtmittel der Lufttemperatur über die letzten 20 Jahre an der EAH betrug 10,5 °C. Das Jahr 2018 war mit 11,5 °C das wärmste. Der Referenzwert für Jena von 9,3 °C aus der Periode 1961-90 wurde nur im Jahr 2010 nicht übertroffen. Da lag das Jahresmittel bei 8,8 °C.

2010 gab es gleich mehrfach frostige Phasen. Ende November wurde es kalt und zum 1. Advent fiel der erste Schnee und blieb fast durchgängig bis Anfang Januar liegen. In ganz Deutschland gab es weiße Weihnachten. Mit -3,9 °C war der Dezember 2010 dann auch der kälteste Monat in der Datenbank der EAH gefolgt vom Januar des gleichen Jahres mit -3,6 °C. Anfang Januar 2009 gab es eine eisige Woche mit dem absoluten Minimum von -21,3 °C. Ein zweites Mal wurden -20 °C Anfang Februar 2012 erreicht. Die Frostperiode mit Minima unter -10 °C hielt 13 Tage an. Der niedrigste Tagesmittelwert wurde für den 6. Februar mit -15,9 °C ermittelt.

Zurück zum Jahr 2018 einerseits das wärmste, war es gleichzeitig mit nur 437 mm Niederschlag das trockenste Jahr seit Beginn der Messungen an der EAH. Im Schillergäßchen wurden mit 391 mm zuletzt 1991 weniger registriert. Außerdem war es noch das Jahr mit der höchsten Jahressumme für die Globalstrahlung von 1.158 kWh/m². Alles zusammen führte zu anhaltender Trockenheit, die sich bis 2019 auswirkt.

Am meisten Niederschlag gab es mit 793 mm im kalten Jahr 2010. Der August 2010 sowie der Mai 2013 waren mit jeweils 168 mm die regenreichsten Monate. Letzterer dürfte noch in Erinnerung sein. Am 26. und 30. Mai steigerten sich die Regenmengen auf jeweils über 30 mm am Tag. Der Regen kam großräumig. Auch die Saale trat über die Ufer und die Stadtrodaer Straße musste für einige Tage gesperrt werden. Die ersten Katastrophenmeldungen kamen in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai aus Stadtroda, wo die Roda bzw. der Weiherbach für Verwüstung gesorgt hatten.

Am 7. Juli 2001 wurden auf dem Campus der Hochschule die höchste Tagessumme von 50 mm erfasst, ein heftiger Regenguss am Abend und weiterer Regen in der Nacht. Im Durchschnitt kamen Tage mit mehr als 30 mm Niederschlag jedes Jahr einmal vor. 30 mm in einer Stunde gab es am 19. Mai 2017. Schlamm und Geröll brachten im Zeitzgrund eine Regionalbahn zum Entgleisen. Die Tendenz von Starkregenereignissen hat leicht zugenommen.

Die mittlere Jahressumme der Niederschläge lag mit 607 mm lag 4 % über dem Referenzwert für Jena. In den letzten 20 Jahren wurde allerdings eine leicht fallende Tendenz beobachtet.

Am Ende noch ein Wort zum Wind: 2018 erreichte uns am 18. Januar Sturmtief „Friederike“. Auf dem Radweg lagen plötzlich Bäume und die Bahn stellte in weiten Teilen der Republik den Verkehr komplett ein.

Noch höhere Windgeschwindigkeiten an der EAH lieferten die großen Sturmereignisse „Jeanett“ am 27.10.2002 mit einer Windgeschwindigkeit von 15,1 m/s über 10 Minuten und Spitzenwerten bis 29,9 m/s sowie „Kyrill“ am 18.1.2007 mit 12,8 m/s und Spitzen bis 33,1 m/s.

Bernhard Kühn

Finanzen